Fotosatz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff Fotosatz wurde geprägt zur Unterscheidung von der auf mechanischen Techniken basierenden Bleisatztechnologie. Er basiert auf der Belichtung der Schriftzeichen mittels optischen (und später optoelektronischen) Verfahren auf einen Trägerfilm, welches dann in der Regel die Vorlage für den Offsetdruck bildete. Die ersten Ansätze wurden in den 20er Jahren mit auf Zeilengussmaschinen basierenden, experimentellen Geräten gewagt. In der Folge hat es viele Versuche gegeben, den Bleisatz mit Hilfe fotografischer Techniken abzulösen.
[Bearbeiten] Geschichte
Ein erster Meilenstein war in den 1950er Jahren die Präsentation der beidhändig zu bedienenden diatype des Messinglinien- und Schriftenherstellers Berthold aus Berlin. Hier wurden zum ersten Mal erfolgreich die Buchstaben optisch mittels Durchleuchtung einer Glasscheibe auf fotografisches Material mit sehr harter Gradation (Strichfilm) übertragen. Gesetzt wurden vor allem kürzere Texte und Headlines, die dann in der nachgeschalteten Montage – oft kombiniert mit Bleisatzfahnen – zur Ganzseite zusammengestellt wurden.
In der Folge wurden die Geräte mechanisch weiterentwickelt und vor allem mit frühen elektronischen Bauteilen ergänzt, die bald eine deutliche Geschwindigkeitssteigerung ergaben. Legendär sind hier die Linotronic des Eschborner Herstellers Linotype sowie etwa die ADS (Akzidenz Dialog System) von Berthold. Daneben gab es auch Hersteller wie AM, Bobst, Dr. Böger (Scangraphic), CG (Compugraphic), Güttinger, Harris, Monotype oder Stempel.
In den 1970er Jahren wurden die Systeme auf leistungsstärkere, digital arbeitende EDV-Systeme übertragen und vor allem die Belichtung, also die Erzeugung der Druckvorlage, von der Texterfassung abgekoppelt. Eine bedeutende Arbeitserleichterung war auch die damit mögliche Generierung von Blocksatz in einer (beliebig langen) Satzfahne. Sowohl Umbruch als Spationierung auf eine volle Zeilenlänge und die Worttrennung konnten von nun an automatisiert durchgeführt werden. Die damit erzeugte sehr hohe Satzqualität wird auch von den heute üblichen DTP-Systemen nicht übertroffen. Von Bedeutung sind hier die Linotronic 300 von Linotype, der Belichter, der dem DTP auf der Basis der Seitenbeschreibungssprache PostScript erst den Weg öffnete, als auch die immer noch auf Schriftscheiben basierenden mechanischen Präzisionsbelichter von Berthold (z.B. apu).
Zum Ende der Fotosatzära (zum Ende der 1980er Jahre) liefen Systeme z.B. auf der Basis damals aktueller Sun-Workstations, die PostScript-Output liefern konnten. Hier finden sich auch die ersten Ansätze von (Computer-)Grafik sowie EBV (elektronischer Bildverarbeitung). Die grundsätzlich offene Architektur und die – wenn zunächst auch nur rudimentäre – Text-Bild-Integration ebneten den Weg für das Desktop Publishing.
Von Interesse ist sicherlich, dass die Digitalisierung der Schriften, also das Zerlegen eines Einzelbuchstabens in einzeln ansteuerbare Pixel, bereits im elektronischen Fotosatz geschah. Genauer gesagt sprach man dann vom Lichtsatz oder Lasersatz. Große Bedeutung hatte hier die Pionierarbeit des Kieler Ingenieurs Rudolf Hell, dessen Firma HELL die Digiset entwickelte, den ersten digitalen Belichter von kommerzieller Bedeutung.
Zum Ende wurden die Kurvenformen der Buchstaben bereits mittels Vektoren beschrieben, die erst durch die Bezierkurven in PostScript endgültig verdrängt wurden. Industrieweit ist der Fotosatz heute vom DTP abgelöst worden.