Frühkirchliche Einfriedung
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Frühkirchliche Einfriedungen (engl. Early Ecclesiastical Enclosures oder Early Medieval Sites) sind eine archäologische Fundgattung und ein Phänomen der keltischen Bereiche der Britischen Inseln, insbesondere Irlands. Ein großer Teil der heutigen Kirchengelände und Friedhöfe stammt bereits aus frühchristlicher Zeit und war ursprünglich oder ist noch von großflächigen, kreisförmigen oder ovalen Einhegungen umgeben.
Als sich das Christentum im 5. Jahrhundert nach Irland ausbreitete, sah es sich mit einem Land konfrontiert, das in zahlreiche kleine Königreiche aufgeteilt war. Es fehlten kirchliche Zentren, die römischen Verhältnissen ähnelten. Wegen der Abwesenheit von landesweit wirkenden Oberzentren, von denen aus ein Bischof die Diözesen fühten konnte, wurden einige Mönchsklöster bis ins 12. Jahrhundert zu individuellen Zentren, die oftmals die frühchristliche Praxis in der sie umgebenden Landschaft reflektierten. Frühkirchliche Orte wie Glaspatrick im County Mayo werden für die Strukturen neuen Religion als besonders bedeutungsvoll angesehen.
Kennzeichen für ein hohes Alter der frühkirchliche Einfriedungen sind das Auftreten folgender Merkmale: der Namenszusammenhang mit einem irischen Heiligen, die Einhegung, der Nachweis einer Kirche, der Friedhof, meist die (vorgebliche) Begräbnisstelle des Gründers, ein mit frühchristlicher Symbolik versehener Kreuzstein oder Pfeilerstein.
Die Kirche und der sie umgebende Friedhof gehörten ursprünglich stets zu solchen Einhegungen. Sie enthielten aber auch Unterkünfte und Werkstätten. Allein im County Clare sind 23 kirchliche Einhegungen erkannt. Bei acht von ihnen geht aus dem Namen hervor, dass sie bei einer heiligen Quelle lagen. Die Kirchen und Friedhöfe dürften sämtlich auf Klostergründungen zurückzuführen sein, die zwischen dem 5. - 9. Jahrhundert erfolgten. Einige wurden wieder aufgegeben und liegen in den Feldern (Moyne, bei Shrule im County Mayo), andere entwickelten sich zu mehr oder minder großen Ortschaften (Lusk, County Dublin). Ihre Einhegungen wurden überbaut, so dass sie zum Teil oder völlig verschwunden sind. In der Nähe der Stadt Galway liegt die Ruine des Klosters von Roscam, die als gutes Beispiel einer frühkirchlichen Einhegung mit einer Trockensteinmauer gilt. Hier steht noch das Unterteil eines Rundturmes, der Rest einer frühmittelalterliche Kirche und eine Ansammlung früher Grabsteine. Den Annalen zufolge wurde Roscam im 9. Jahrhundert von Wikingern zerstört.
[Bearbeiten] Wales
Die Forschung in Wales wandte sich z. B. erst 2001 diesem Bereich zu und erstellte für die drei südlichen Grafschaften – Pembrokeshire (154), Carmarthenshire (108) und Ceredigion (61) - eine Liste von 323 Stellen. Es muss betont werden, dass davon nur 30 sehr alt sind. Von diesen wurden auch erst fünf mit der C14-Methode datiert. Die verbleibenden 25 wurden durch dokumentarische Hinweise als früh erkannt. Dabei bestätigte sich die Einschätzung, dass traditionelle Anzeichen wie z.B. die Kreisförmigkeit, sich zu bewähren scheinen. Einige der Gehege integrieren neolithische Grabanlagen und bronzezeitliche Menhire.
[Bearbeiten] Schottland
Im Gegensatz zu den irischen haben die schottische Einhegungen, die zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert entstanden, die Eigenart öfter von der Kreis- oder Ovalform abzuweichen und D-förmig oder quadratisch zu sein. Sie sind in Caithness und auf den Shetlands besonders häufig.