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Benutzer:Fredou/test3 - Wikipedia

Benutzer:Fredou/test3

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rechenmeister bezeichnet einen mittelalterlichen Beruf, der in der frühen Neuzeit zu besonderer Bedeutung gelangte. Er schloss eine Ausbildungslücke zwischen dem mit dem rasch wachsenden Handel entstehenden Bedarf an elementarer Rechenfertigkeit und dem von den öffentlichen Schulen vernachlässigten Mathematikunterricht.

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Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Die Rechenmeister schufen zu Beginn des 16. Jahrhunderts sogenannte Rechenbücher, die meist zum Unterricht an ihren privaten Rechenschulen dienten. Daneben verfassten auch mathematischen Schriftsteller und Stadtschreiber vornehmlich zum Selbsstudium geeignete Werke. Rechenbücher gehörten mit zu den ersten lehrhaften und volkstümlichen Schriften, die gedruckt wurden.

[Bearbeiten] Rechnen erscheint unwichtig

Elementares Rechnen existierte in den öffentlichen Schulen des 15. Jahrhunderts praktisch nicht. Im 16. Jh. bezog nur etwa die Hälfte der Schulordnungen Teile der Mathematik in den Unterricht mit ein, jedoch selten als gleichberechtiges Unterrichtsfach. Man lernte in deutschen Schulen des Spätmittelalters das Lesen und später das Schreiben der deutschen Sprache; für mathematische Bildung über Zahlen lesen und Zahlen schreiben und das kleine Einmaleins hinaus war kein Platz. Wer mehr wissen wollte, musste sich privat darum kümmern. Mathematik wurde oft im Rahmen des wöchentlich eine Stunde umfassenden Musikunterrrichts mitbehandelt. [1]

In den Lateinschulen beanspruchte der Lateinunterricht die meiste Zeit. Praktische Teile der Mathematik wurden nicht gelehrt. Kaufmännisches Rechnen fehlte ganz.

Die Mathematik kam erst auf den Universitäten Platz in Form von Arithmetik und Geometrie im Quadrivum des Studiums der sieben freien Künste der Artistenfakultät zum Tragen.

[Bearbeiten] Handel treiben heißt gut rechnen können

Der Bedarf an der Kenntnis des Rechnens stieg mit der Entwicklung des Handels um 1500 drastisch an. Die Geldwirtschaft hatte den Tauschhandel abgelöst. Die Großkaufleute und auch Andere mussten Buch führen, Zahlen schreiben und rechnen können. Da sie das nicht im heimischen Kontor lernen konnten, mussten sie sich in die großen hochentwickelten Handelszentren nach Italien begeben. Innerhalb der Städte nördlich der Alpen wuchs der Ruf nach allgemeiner mathematischer Bildung.

[Bearbeiten] Der Rechenmeister, der Problemlöser als Lehrer und Schriftsteller

Lehrer an niederen städtischen Schulen oder Privatschulen, die meist noch in der öffentlichen Verwaltung tätig waren, schlossen nach und nach die Lücke. Sie nannten sich Rechenmeister und eröffneten eigene Rechenschulen. Sie übernahmen mit ihrem Unterricht eine Bildungsaufgabe, die von den existierenden Schulen nicht oder nur unzureichend wahrgenommen wurde. In größeren Städten vereinigten sie sich zu Innungen mit ähnlichen Satzungen und Gebräuchen wie die Handwerkszünfte und bildeten auch den Nachwuchs heran. Auch ohne Patent einer staatlichen Unterrichtsbehörde war so eine Qualitätsgarantie für Bildung und persönliche Integrität gegeben. Besonderen Ruf hatten die Rechenschulen von Nürnberg, Augsburg und Ulm.

[Bearbeiten] Schwieriges Unterfangen bei unterschiedlichen Zahlensystemen

So lange nicht gerechnet sondern nur dargestellt werden musste, war die von den Römern übernommene Zahlenschreibweise einfach, sicher und praktisch. Man hatte sich so an sie gewöhnt, dass man von den „teutschen“ Zahlen sprach. Zum Rechnen bediente man sich neben der herkömmlichen Methode des Fingerrechnens einem dem heute noch in Asien beeindruckenden Abacus ähnlichen Verfahren, dem Rechenbrett. Der Urvater der Rechenmeister aus dem Hochmittelalter, der geniale Patriziersohn Leonardo di Pisa (Fibonacci) hatte zwar schon 300 Jahre zuvor bei den Arabern das indische 10er Stellenwertsystem mit 9 Ziffernzeichen inklusive der Ziffer Null kennengelernt und den mathematischen Umgang in seinem Meisterwerk "liber abaci" beschrieben. Aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie stammend legte er die Grundlagen für die weit entwickelte kaufmännische Rechen- und Buchhaltungskunst in den oberitalienischen Handelsstädten.

Allerdings brachte man dem neuen „welschen“ System in der Bevölkerung nördlich der Alpen großes Misstrauen entgegen. Insbesondere die bislang nicht benötigte Ziffer 0 verunsicherte stark, denn alleine stehend bedeutete sie „Nichts“, zusammen mit anderen Ziffern wiederum vervielfachte sie die links daneben stehende Ziffer gleich um 10. Zudem erschien sie handschriftlich zu leicht in eine 6 oder 9 fälschbar. Und außerdem kam man ja problemlosr mit der teutschen (römischen) Notation beim Schreiben und Lesen und dem Rechenbrett zum Rechnen aus. Dass man sich beim Rechenbrett in Wahrheit eines 10er-Stellenwertsystem bediente, in das praktischerweise 5er-Wertschritte zwischengeschoben waren, fiel gar nicht auf. Man arbeitete ja nicht mit Zahlzeichen sondern mit Recheneinheiten, die sinnvollerweise mit Rechenpfennigen (also symbolischem Geld) dargestellt wurden.

[Bearbeiten] Inder > Araber > Oberitalienische Handelsstädte

[Bearbeiten] Rechenmeister, mathematische Schriftsteller und ihre Rechenbücher

(Auszug)

Liber abbaci 1202 erstes von einem Praktiker maestro d'abaco in Volkssprache statt in Latein geschriebenes Werk über die für die kaufmännsiche Praxis wichtigen Rechenoperationen.
  • Ulrich Wagner, wirkte als Rechenmeister zu Nürnberg
Bamberger Rechenbuch 1482 und 1483
  • Johann Widmann Magister der freien Künste und Lehrer der Mathematik an der Universität Leipzig in Ingolstadt
Behêde und hubsche Rechenung auff allen kauffmanschafft 1489 mit Entlehnungen aus dem Bamberger Rechenbuch)
  • Balthasar Licht, wirkte als Rechenmeister um 1500
Algorithmus linealis cum pulchris conditionibus Regule detri: septem fractionum ...
  • Johann Huswirth (Sanensis), wirkte um 1500 als deutscher Mathematiker, wegen seines latinisierten Namens wird als Geburtsort Sayn im Westerwald vermutet
Enchiridion novus Algorismi ... (Rechnen auf Linien)
  • Gregor Reisch (* in Balingen, † 1525 in Freiburg) studierte um 1487 in Freiburg, trat dem Karthäuser-Orden bei und wurde Prior in Freiburg und Beichtvater von Kaiser Maximilian I.
Margarita philosophica für das Rechnen auf Linien.
  • mit unbekanntem Verfasser:
Algorithmus ... Mehrere Schriften ab Wende 15./16. Jh.

Bis zum Zeitpunkt vor Köbel behandelten alle in deutscher Sprache abgefassten Rechenbücher ausschließlich das Ziffernrechnen, während das Rechnen auf Linien mit dem Titel Algorithmus linealis ... in lateinisch gelehrt wurde.

  • Jakob Köbel (* 1462 in Heidelberg; † 31. Januar 1533 in Oppenheim), Stadtschreiber zu Oppenheim, Buchdrucker, Verleger, mathematischer Schriftsteller
Eynn Newe geordent Reche büchlein vf den linien mit Rechepfenigen (1514, 1520, 1514, 1516, 1544)
Eynn Newe geordet Vysirbuch (1515)
Mit der Kryde od' Schreibfedern - Rechepüchlein (1520)
Vom vrsprung der Teilug / Maß / vn Messung deß Ertrichs der Ecker (1522)
Rechnen vnd Visieren (1532 )
Geometrei / Von künstlichem Messen vnd absehen (1575)
  • Adam Ries, bekanntester Rechenmeister der damaligen Zeit eröffnete im Herbst 1525 in Annaberg (Sachsen) eine Rechenschule
  • Petrus Apianus (Bienewitz) (*1495 in Leisnig, † 21. April 1552 in Ingolstadt), Professor der Astronomie in Ingolstadt
Eyn newe vnd wolgegründte vnderweysung aller Kaufmannsrechnung 1527 von Petrus Apianus

[Bearbeiten] Köbel

Köbel, der gelehrte Stadtschreiber, wusste um die Bedeutung des Rechnes und führte noch einen profanen Grund an: Das Rechnen gewähre Nutzen und ein Jeder, gleich welchen Standes und in welcher Würde, könne Vorteil daraus ziehen, also auch der kleine Mann. Er ist auch davon überzeugt, dass die kunst des Zelens vnd Rechnens mit den Rechenpfennigen nützlich vnd dienstlich den Leyen zu häuslichem Gebrauch, auch zu ihren ämptern, Kellereien, Kauffmannschaften, Krämereyen, Wirtschafte und anderen gewerben.

Was tut nun Köbel?

[Bearbeiten] Literatur

  • Hergenhahn, Richard: „Jakob Köbel, seine Bedeutung als mathematischer Schriftsteller“ veröffentlicht in Oppenheimer Heft 13 – Dez 1997, Seiten 2-9(-73), ISBN 3-87854-130-9 (Herausg. Oppenheimer Geschichtsverein, Schriftltg. Dr. Martin Held)


[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Hergenhahn: Köbel als Mathematischer Schriftsteller


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