Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
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Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (abgekürzt FDGB) war der Dachverband der etwa 15 Einzelgewerkschaften in der DDR.
Der FDGB war Mitglied des Weltgewerkschaftsbunds. 1986 waren die größten Einzelgewerkschaften die IG Metall (1,8 Mio. Mitglieder), die Gewerkschaft Handel, Nahrung und Genuss (1,1 Mio.), die IG Bau-Holz (950.000) und die Gewerkschaft der Mitarbeiter der Staatsorgane und Kommunalwirtschaft (840.000). Organ des FDGB war die Tageszeitung "Tribüne".
Der Gewerkschaftsapparat war Bestandteil und Instrument des politisch-ideologischen Machtgefüges der SED und wie alle anderen Massenorganisationen der DDR zentralistisch und hirarchisch organisiert. Die kleinste Einheit war das "Kollektiv", dem die Mitarbeiter, staatlichen Leiter und Parteifunktionäre eines Arbeitsbereichs angehörten. Aus diesem Kollektiv wurden die Vertrauensleute - ideologisch verlässliche Kollegen - als unterste FDGB-Funktionäre nominiert und in offener Abstimmung gewählt.
Die höheren Funktionäre, Abteilungsgewerkschaftsleiter (AGL) bis zum Leiter der Zentralen BGL (Betriebsgewerkschaftsleitung) in Kombinaten waren in der Regel linientreue Mitglieder der SED, in Einzelfällen auch von Blockparteien und hauptamtlich tätig. Vorsitzender des FDGB-Präsidiums war nach dem Tod von Herbert Warnke 1975 bis zur politischen Wende 1989 Harry Tisch, zugleich Mitglied des SED-Politbüros. Stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes war von 1976 bis 1989 Prof. Johanna Töpfer, zugleich Mitglied des ZK der SED.
Danach wurde die Berliner FDGB-Bezirkschefin Annelis Kimmel Vorsitzende des Bundespräsidiums.
Am 1. Februar 1990 wurde Helga Mausch (NDPD) als Vorsitzenden des Geschäftsführenden Vorstandes des FDGB gewählt. Sie wurde bereits im Mai 1990 durch die Einsetzung eines Sprecherrates entmachtet.
Oberstes Organ war der FDGB-Kongress, der letzte reguläre war der XI. Kongress im April 1987. Letzter Sitz des Bundesvorstandes war ein in den 1980er Jahren errichteter Neubau an der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte (jetzt als Chinesische Botschaft genutzt).
Der FDGB hatte eine eigene Hochschule, die Gewerkschaftshochschule "Fritz Heckert" in Bernau bei Berlin. Deren Rektor war von 1949 bis zu seinem Tod 1960 Hermann Duncker.
Offiziell war die Mitgliedschaft im FDGB freiwillig, inoffiziell war eine berufliche Karriere als Nichtmitglied aber nur schwer möglich. Die Beitrittsgebühr betrug eine Mark der DDR. Die Mitgliedbeiträge richteten sich nach dem Bruttolohn bzw. Bruttogehalt und wurden anfangs wöchentlich, später monatlich gezahlt. Herangezogen wurden auch Grundstipendien bei Studenten, Renten, Zusatzrenten und Pensionen und Lohnausgleich im Krankheitsfall. Die verschiedenen Beitragsklassen wurden in der jährlich angepassten Beitragsordnung festgelegt. 1986 waren 98% aller Arbeiter und Angestellten im FDGB organisiert und er hatte insgesamt 9,6 Mio. Mitglieder. Der FDGB war damit die größte "gesellschaftliche Organisation" der DDR und hatte nach der SED mit 61 Abgeordneten die zweitstärkste Fraktion im DDR-Parlament Volkskammer. Er war damit nominell einer der größten Gewerkschaftverbände der Welt. FDGB-Mitglieder konnten verschiedene Vergünstigungen, wie Fahrpreisermäßigungen bei der Deutschen Reichsbahn anlässlich von Fahrten zu FDGB-Urlaubszielen u.ä. in Anspruch nehmen. Bis in die 1950er Jahre wurde Sterbegeld gezahlt, dessen Höhe von den gezahlten Beiträgen abhing. Unabhängig von der Dauer einer Mitgliedschaft wurde ein Unfallsterbegeld gezahlt. Zugeordnet war auch eine Kasse der gegenseitige Hilfe. Hier wurden von Fall zu Fall einmalige finanzielle Beihilfen oder zinslose Darlehen gezahlt, wenn Härtefälle auftraten.
Zu den Aufgaben des FDGB gehörte neben der ideologischen Tätigkeit in den Betrieben auch die Kantinenversorgung und die Vergabe von Ferienplätzen sowie Krankenbesuche, Verleihung von Auszeichnungen und Prämien, Geschenken zu besonderen Jubiläen usw. bis zur Vergabe von Kuren. Der FDGB-eigene Feriendienst unterhielt zahlreiche eigene FDGB-Ferienheime. Der FDGB unterhielt auch Urlauberschiffe wie die "Fritz Heckert", "Völkerfreundschaft" und später die moderne "Arkona" (Ex-Astor). Hauptaufgabe der Gewerkschaft war es, die Planerfüllung zu gewährleisten. Die FDGB-Gewerkschaften waren keine Arbeitnehmervertretung gegenüber der Betriebsleitung, da ein Gegensatz zwischen Betriebsleitung und Belegschaft in der DDR offiziell nicht existierte.
Im März 1990 wurde der FDGB für die Volkskammerwahl 1990 registriert, aber von der Wahlkommission nicht zugelassen.
Im Mai 1990 - 5 Monate vor der Wiedervereinigung - löste sich der FDGB auf. Die Einzelgewerkschaften des FDGB schlossen sich ihren westdeutschen Pendants im DGB bis 1991 an.