Friedensbund der Kriegsteilnehmer
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Der Friedensbund der Kriegsteilnehmer (FdK) war ein Zusammenschluss ehemaliger Soldaten, der nach dem Ersten Weltkrieg als Plattform für pazifistische und antimilitaristische Postulate und Aktionen gegründet wurde.
Der FdK wurde am 2. Oktober 1919 in Berlin von linksrepublikanischen Intellektuellen ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Journalisten Karl Vetter, Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky, die Wissenschaftler und Pazifisten Emil Julius Gumbel und Georg Friedrich Nicolai, der Buchhändler und Pazifist Otto Lehmann-Rußbüldt sowie der ehemalige Offizier Willy Meyer. Das Ziel des Bundes bestand darin, die Teilnehmer des Ersten Weltkrieges zu einem pazifistischen Engagement zu bewegen und damit ein Gegenwicht zu militaristischen Organisationen wie dem Stahlhelm zu schaffen. Der FdK setzte sich daher für die Kriegsdienstverweigerung und die Abschaffung der Wehrpflicht ein. Von dem Bund ging die Initiative zur Gründung der „Nie-wieder-Krieg“-Bewegung aus.
Der Bund entstand im Umfeld der Berliner Volkszeitung, deren Redakteur Vetter zu diesem Zeitpunkt war und in der auch Tucholsky und Ossietzky veröffentlichten. In der Zeitung erschien daher am 19. Oktober 1919 ein Aufruf des Bundes, der dessen wesentliche Ziele verdeutlichte:
- „Der Weltkrieg ist vorbei. Wenn er einen Sinn gehabt haben soll, kann es nur der gewesen sein, die Völker über den Aberwitz bewaffneter Auseinandersetzungen zu belehren. Auch solche gigantischen Lehren werden jedoch rasch vergessen. Es gilt, die Erinnerung an die Leiden, das Blut, den Schmerz, das unterdrückte Menschentum wachzuhalten. Vor allem müssen sich die Kriegsteilnehmer hierfür einsetzen. Sie wissen, was ‹Krieg› heißt. Sie müssen daher mit allen Mitteln gegen den Krieg und für den Frieden kämpfen.
Kriegsteilnehmer aller Länder – vereinigt euch! (...)
Die Stimme der Millionen Kriegsteilnehmer, ihre sozialen und, vor allem, ihre ideellen Forderungen müssen gehört werden; die Kriegsteilnehmer sind die Berufensten, in den Dingen des Krieges mitzureden.
Kriegsteilnehmer, Kameraden, kommt daher zu uns als Mitstreiter gegen Gewaltherrschaft und Völkerfrevel, gegen Chauvinismus und Politik, die für den Nutzen einzelner kostbarstes Blut aufs Spiel gesetzt hat.
Krieg dem Kriege!"
(Zitiert nach: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Band 3, Reinbek 1999)
Eine erste öffentliche Kundgebung des Bundes fand am 14. Dezember 1919 im Lehrervereinshaus Berlin statt. Zahlreiche Reichswehrsoldaten und Baltikumskämpfer erschienen ebenfalls auf der Versammlung und versuchten diese zu stören.
In den ersten Jahren zählte der FdK etwa 30.000 Mitglieder in zahlreichen Ortsgruppen. Allerdings löste sich der Bund 1922 de facto wieder auf, was auf einen geringen Organisationsgrad schließen lässt. Im Herbst 1922 wurde eine Nachfolgeorganisation ins Leben gerufen, die jedoch deutschlandweit nur 700 bis 750 Mitglieder hatte.
[Bearbeiten] „Nie-wieder-Krieg“-Bewegung
Der größte Erfolg des FdK bestand in der Initiative zur Gründung der „Nie-wieder-Krieg“-Bewegung. Der Aktionsausschuss „Nie wieder Krieg“ konstituierte sich am 1. Juli 1920 unter dem Vorsitz des FdK. Der Ausschuss organisierte in den Folgejahren mehrere Massenveranstaltungen am Jahrestag des Kriegsbeginns, dem 1. August. Da sich zahlreiche andere pazifistische Organisationen der Bewegung anschlossen, erhielten die Veranstaltungen, wie beispielsweise im Berliner Lustgarten, großen Zulauf. Zur ersten Kundgebung dieser Art im Jahre 1920 kamen rund 15.000 Demonstranten, im folgenden Jahr beteiligten sich sogar 200.000 Menschen in Berlin an dieser Aktion, die auch von den Gewerkschaften und der SPD unterstützt wurde. In gesamten Deutschen Reich nahmen rund 500.000 Demonstranten an diesen Friedenskundgebungen teil.
Bei der Kundgebung am 1. August 1922 wurde erstmals Tucholskys Antikriegsgedicht "Drei Minuten Gehör" vorgetragen, das mit den Zeilen endet:
- "Keine Wehrpflicht! Keine Soldaten!
Keine Monokel-Potentaten!
Keine Orden! Keine Spaliere!
Keine Reserveoffiziere!
Ihr seid die Zukunft!
Euer das Land!
Schüttelt es ab, das Knechtschaftsband!
Wenn ihr nur wollt, seid ihr alle frei!
Euer Wille geschehe! Seid nicht mehr dabei!
Wenn ihr nur wollt: bei euch steht der Sieg!
– Nie wieder Krieg –!"
(Theobald Tiger: "Drei Minuten Gehör", in: Republikanische Presse, 29. Juli 1922, Nr. 6)
[Bearbeiten] Siehe auch
Friedensbewegung, Kriegsdienstverweigerung
[Bearbeiten] Literatur
- Helmut Donat; Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung - Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, Düsseldorf 1983
- Reinhold Lütgemeier-Davin: Pazifismus zwischen Kooperation und Konfrontation. Das deutsche Friedenskartell in der Weimarer Republik. Köln 1982, ISBN 3-7609-5104-X
- Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff.