Friedrich-Loeffler-Institut
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Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Institut wurde 1910 gegründet und hat seinen Hauptsitz auf der Insel Riems. 1952 wurde es nach seinem Gründer Friedrich Loeffler benannt.
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[Bearbeiten] Aufgaben
Das FLI ist eine selbstständige Bundesoberbehörde des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es erforscht vornehmlich die Infektionskrankheiten von landwirtschaftlichem Nutzvieh und angrenzende Wissenschaften (u.a. Molekularbiologie, Virusdiagnostik, Immunologie und Epidemiologie). Das Tierseuchengesetz und das Gentechnikgesetz weisen dem Institut spezielle Aufgaben der Überwachung und Forschung zu. Das Institut publiziert seine Forschungsergebnisse und arbeitet mit nationalen und internationalen Wissenschaftlern und Instituten zusammen.
[Bearbeiten] Standorte und Organisation
Die Forschungseinrichtung gliedert sich gegenwärtig in acht Institute an 4 Standorten. Präsident und Leiter des Institutes ist Thomas C. Mettenleiter.
- Insel Riems: Molekularbiologie, Virusdiagnostik, Infektionsmedizin sowie neue und neuartige Tierseuchenerreger (TSE, H5N1, neue Infektionskrankheiten)
- Tübingen: Immunologie
- Wusterhausen/Dosse: Epidemiologie
- Jena: Bakterielle Infektionen und Zoonosen, Molekulare Pathogenese.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Hauptsitz Riems
Friedrich Loeffler (1852-1915), Lehrstuhlinhaber für Hygiene an der Universität Greifswald, beschrieb als erster 1898 den Erreger der Maul- und Klauenseuche (MKS). Seine weiteren Forschungen und Experimente über die MKS führten mehrmals zur Ausbreitung des Virus in der Umgebung von Greifswald. Deswegen wurde er von staatlicher Seite aufgefordert, eine neue Stätte für seine Untersuchungen zu finden. Nachdem im Jahre 1909 die preußische Regierung die Insel Riems erwarb, gründete er 1910 auf der in der Nähe von Greifswald gelegenen Insel Riems das erste virologische Forschungsinstitut. Die Station bestand damals im wesentlichen aus Stallräumen für 12 Rinder und einigen Schweinen, einem Laboratorium von etwa 20 m² Raumgröße und einigen kleinen Nebenräumen, sowie ein paar Wohnräume für Institutsdiener. Zu Friedrich Loefflers Team gehörte auch Paul Uhlenhuth. Die einzige Verbindung vom Festland stellte anfangs der Dampfer "Loeffler" dar. Später kam eine Drahtseilbahn dazu, die auch im Winter bei zugefrorenem Wasser den Verkehr für Menschen und Materialien sicherte. 1913 wurde Loeffler an das Robert-Koch-Institut in Berlin berufen, die Forschungen auf dem Riems versiegten und wurden im Ersten Weltkrieg schließlich eingestellt. Erst 1919 wurde der Tierarzt Otto Waldmann damit betraut, die Forschungen von Loeffler an der MKS weiterzuführen. Im Jahre 1920 entdeckten die Forscher auf der Insel Riems die Empfänglichkeit des Meerschweinchens für das Virus der MKS. Durchschnittlich wurden 6000 Meerschweinchen auf sogen. Meerschweinchen-Böden untergebracht und im Jahr belief sich der Gesamtverbrauch auf ca. 70.000 Meerschweinchen. Das Meerschweinchen zeigte eine vorzügliche Eignung für die Übertragung der Seuche. Es war zudem billiger als die kostspieligen Versuche mit Rindern und Schweinen, die auch sehr mühsam zu beschaffen waren. Die wichtigste Aufgabe des Institutes war es, einen Impfstoff für die Krankheit zu finden. 1938 - 1940 wurde ein erster Impfstoff zur Bekämpfung eines MKS-Ausbruches verwendet. 1943 wurde das Institut als "Reichsforschungsanstalt Insel Riems" direkt dem Reich unterstellt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entzog man im Zuge der Reparationsleistungen die Ausstattung dem Institut fast vollständig. Allerdings nahm das Institut 1946 seine Arbeit wieder auf, denn die MKS breitete sich erneut aus. Ab 1948 leitete Heinz Röhrer die "Forschungsanstalt für Tierseuchen Insel Riems". Nach Gründung der DDR übernahm die "Akademie der Landwirtschaftswissenschaften" die Verantwortung für das Institut. 1952 benannte man das Institut nach Loeffler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. In den folgenden Jahren forschte das Institut an der MKS, an der Schweinepest, an Geflügelseuchen und an weiteren Krankheiten von Nutztieren.
1992 gründete man das Institut neu, als Teil der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV), die 1952 in Tübingen geschaffen worden war. 1997 wurde der Standort Riems zum Hauptsitz der Forschungsanstalt.
Zur Zeit arbeiten auf der Insel Riems etwa 240 Mitarbeiter, darunter 50 Wissenschaftler.
Bis 2010 soll das FLI zum modernsten Tierseuchenforschungsinstitut Europas ausgebaut werden. Für ca. 150 Millionen Euro entstehen neue Labore und Ställe. Die Standorte Tübingen und Wusterhausen/Dosse werden dann aufgelöst.
[Bearbeiten] Tübingen
Im Jahre 1952 wurde von dem ehemaligen Riemser Forscher Erich Traub die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) für die Bundesrepublik Deutschland gegründet.
[Bearbeiten] Wusterhausen
Zunächst war Wusterhausen seit 1962 Standort einer Bezirkstierklinik. 1971 erhob man diese zu einem Bezirksinstitut für Veterinärwesen (BIV). Geforscht wurde an der Diagnostik von Krankheiten und an Futtermitteln. Da in der DDR aber keine epidemiologische Forschung betrieben wurde, entschloss man sich 1982, das Institut in ein Staatliches Institut für Epizootiologie und Tierseuchenbekämpfung (SIFET) umzuwandeln. Das Institut begann 1985 seine Arbeit und konzentrierte sich nur noch auf die Epidemiologie. Es war dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR untergeordnet.
In Wusterhausen sind 50 Mitarbeiter angestellt, davon 15 Wissenschaftler.
[Bearbeiten] Jena
1954 wurde das Institut für bakterielle Tierseuchenforschung (ITSF) der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften gegründet.