Geiserich

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Geiserich (Genserich, Gaiserich, bedeutet „Speerfürst“; * 389, † 477) war ein König der Vandalen.

[Bearbeiten] Regentschaft

406 waren die Vandalen - bzw. ein Stammesverband, der sich diesen Namen gegeben hatte - gemeinsam mit anderen gentilen Verbänden in Gallien eingefallen; 409 zog man weiter auf die Iberische Halbinsel. Während große Teile der Eindringlinge wenige Jahre darauf von westgotischen Truppen vernichtet wurden, die im Auftrag des Kaisers Honorius kämpften, konnte Geiserich seinen Verband durch geschicktes Agieren vor einer Niederlage bewahren. Nach dem spätantiken Historiker Prokopios von Caesarea wurde er kurz nach dem Beginn seiner Herrschaft angeblich vom weströmischen Feldherrn Bonifatius gegen Kaiser Valentinian III., der sich mit seinem Heermeister Bonifatius zerstritten hatte, zu Hilfe gerufen. Daraufhin führte er sein "Volk" - laut Prokop insgesamt 80.000 Menschen, darunter wohl 20.000 Krieger - 429 von der Südküste des heutigen Spaniens aus nach Africa. In der modernen Forschung ist man sich jedoch weitgehend einig, dass die Geschichte Prokops nicht auf Fakten basiert oder diese zumindest recht frei interpretiert. In Africa bekämpfte ihn denn auch Bonifatius, doch waren die schwachen weströmischen Truppen offenbar nicht in der Lage, den vandalischen und alanischen Kriegern (die sich Geiserich angeschlossen hatten) effektiv Widerstand zu leisten - Schuld daran waren vor allem innerrömische Bürgerkriege. Geiserich konnte schließlich die Abtretung ansehnlicher Gebiete erzwingen (Vertrag von 435), die er bald durch die handstreichartige Einnahme von Karthago im Jahre 439 entscheidend erweiterte. 442 wurde Geiserich als erster König eines "germanischen" Reiches auf dem Boden des Imperiums von Kaiser Valentinian III. anerkannt.

In Africa gründete Geiserich ein Reich, welches etwa für hundert Jahre bestand und zum Schrecken der Römer wurde. Africa war dicht besiedelt und galt neben Ägypten als die Kornkammer Roms; es war somit von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Allerdings stellten die Vandalen nur eine dünne Oberschicht - moderne Schätzungen gehen von ca. 10 Millionen Römern bzw. Romanen und kaum 100.000 "Vandalen" aus. Karthago wurde zur Hauptstadt, in der Geiserich die Vandalen verstärkt ansiedelte - dennoch schrumpfte die Stadt, die vor 439 über 200.000 Einwohner gezählt hatte. Der König schuf eine bedeutende Flotte, eroberte Sardinien, Korsika, die Balearen und einen Teil von Sizilien. 455 plünderte er Rom an 14 Tagen und zerstörte im Jahr 461 Teile der weströmischen Flotte in Spanien, die gegen ihn in Marsch gesetzt worden war. Eine weitere großangelegte Strafexpedition West- und Ostroms konnte Geiserich 468 mit viel Glück und dank des Versagens der römischen Feldherrn zurückschlagen.

Nach der Plünderung Roms im Jahr 455 entführte Geiserich die weströmische Kaiserinwitwe Licinia Eudoxia, der nachgesagt wurde, dass sie Geiserich aus Rache gerufen hatte, mit ihren beiden Töchtern Eudocia und Placidia nach Africa. Eudocia wurde schon als Dreijährige mit Geiserichs Sohn Hunerich verlobt, mit dem sie später auch verheiratet war.

Geiserich gehörte zu den bedeutendsten Königen der Völkerwanderungszeit, er wird in den Quellen als kriegerisch und dennoch weise beschrieben; sein Organisationstalent hatte er mit der Überführung der Vandalen und der Ansiedlung in Africa bewiesen, wenn es auch im Land zu starken Spannungen zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen kam.

Geiserich starb im Jahre 477, sein Nachfolger wurde sein Sohn Hunerich.

[Bearbeiten] Literatur

Hans-Joachim Diesner: Das Vandalenreich. Aufstieg und Untergang, Kohlhammer, Stuttgart 1966
Antiquité Tardive - L'Afrique vandale et byzantine, Brepols, Turnhout 2002–2003 (=Antiquité Tardive 10 (2002), 11 (2003). ISBN 2-503-51275-5 ISBN 2-503-52262-9