Gesta Francorum
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Die Gesta Francorum et aliorum hierosolimitanorum (lat. für „Die Taten der Franken und anderer die nach Jerusalem gingen“; im folgenden „Gesta“) sind ein 100 Seiten langer Zeugenbericht über den ersten Kreuzzug (1095-1099), der von einem anonymen Autor als Beteiligtem geschrieben und vermutlich im Jahr 1099 kurz nach der Einnahme Jerusalems vollendet wurde. Die “Gesta” sind eine der wichtigsten und faszinierendsten Quellen über den ersten Kreuzzug.
Der anonyme Autor (im folgenden Anonymus) ist vermutlich ein Gefolgsmann des süditalienischen normannischen Grafen Bohemund von Tarent, einer der Anführer des Kreuzzuges. Daraus lässt sich schließen, dass der Anonymus selber ein Normanne war. Zudem könnte der Autor ein Mönch oder ein Kleriker niedrigeren Ranges gewesen sein, da aus dem Text hervorgeht, dass er an Kampfhandlungen nicht teilnahm. Jedoch soll der Anonymus Bohemund verlassen haben, als dieser in der letzten Phase des Kreuzzuges in Antiochia blieb, um dort sein persönliches Machtgebiet aufzubauen, um die Eroberung Jerusalems festhalten zu können. Bohemund nahm die „Gesta Francorum“ 1106 mit nach Italien, um von Papst Paschalis II. Unterstützung für einen neuen Kreuzzug zu erwirken und dadurch seine Position in Antiochia zu festigen. Die „Gesta Francorum“ sind eine genuine Primärquelle, die jedoch von fränkischen Benediktiner-Mönchen überarbeitet und somit verändert, vielleicht sogar willentlich verfälscht wurde. Der Verdacht besteht, dass die Mönche den Text mit Zitaten aus der Bibel und Bemerkungen ideologischen Charakters vervollständigt haben können. Die drei Mönche, Robert von Reims, Balderich von Bourgueil und Guibert von Nogent, sollen, nach eigener Angabe, den Text überarbeitet haben, weil der in einem zu einfachen Latein verfasst worden sei. Der Schreibstil erinnert an Tagebucheinträge. Die “Gesta” sind in 10 Kapitel und 49 Paragraphen unterteilt. Die interessantesten Stellen sind die Berichte über die Rede von Papst Urban II. bei Clermont, den Zug der Kreuzfahrer bis nach Kostantinopel, die Verhandlungen zwischen den Kreuzfahrern und dem Byzantinischen Kaiser Alexios Komnenos, die Einnahme von Nicäa, die Schlacht am Doryläum Berg, die Belagerung Antiochias und die Eroberung Jerusalems. Zahlreiche Anekdoten ermöglichen den Einblick in das Alltagsleben des gewöhnlichen Kreuzfahrers sowie in die Machtverhältnisse der Anführer des Kreuzzuges untereinander.
Housley Norman: The Crusaders. Tempus Publishing Ltd, Brimscomb Port 2002, ISBN 3-8062-1856-0.