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Bohemund von Tarent

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bohemund von Tarent (auch: Boëmund, Bohemond, Bohemund I., Bohemund von Antiocha etc.) (* 1051/52; † 7. März 1111) aus dem normannischen Adelsgeschlecht Hauteville war von 1085-1111 Herzog von Tarent, ab 1096 einer der Führer des Ersten Kreuzzugs und Fürst von Antiochia.

Anrückende Kreuzfahrer (Ausschnitt)
Anrückende Kreuzfahrer (Ausschnitt)

Bohemund war der älteste Sohn von Robert Guiskard und dessen erster Frau Alberada von Buonalbergo (Aubrée de Bonauberge). Eigentlich auf den Namen Marcus getauft, gab ihm sein Vater, nachdem er eine Geschichte über einen Riesen "Buamundus" gehört hatte, dem von Geburt an riesigen Kind den Namen Bohemund.

Er nahm am griechischen Feldzug seines Vaters (1080-1085) gegen Alexios I. teil, und führte die Normannen während der Rückkehr seines Vaters nach Süditalien (1082-1084) bis nach Thessalien, wo er von Alexios schließlich zurückgeschlagen wurde.

Nach des Vaters Tod (1085) wurde Bohemund mit Tarent belehnt, nicht jedoch mit dem lukrativeren Apulien, das Roberts Stiefbruder Roger I. von Sizilien erhielt.

1096 griffen Bohemund und sein Onkel Roger I. Amalfi an, das sich erhoben hatte, als Gruppen von Kreuzfahrern auf dem Weg nach Konstantinopel durch Italien zogen. Bohemund schloss sich ihnen mit seinen Leuten an, setzte über die Adria und zog über die alte Via Egnatia nach Osten. Er kam im April 1097 in Konstantinopel an, und war bei der Durchquerung Kleinasiens und der Schlacht von Doryläum dann der tatsächliche Anführer des Ersten Kreuzzugs.

Anna Komnena, die Tochter des Kaisers, gibt in der Alexiade eine Beschreibung Bohemunds als einzigem der Kreuzfahrer; sie traf ihn zum ersten Mal, als sie 14 Jahre alt war und war von ihm fasziniert:

Nun war [Bohemund] so, kurz gesagt, wie niemand zuvor im Land der Römer jemals gesehen worden war, weder von den Barbaren noch von den Griechen (da er wie ein Wunder für die Augen zu sehen war, und sein Ruf Furcht einflößend). Lasst mich die Erscheinung des Barbaren genauer beschreiben: seine Statur war so groß, dass er die Größten fast um eine Elle überragte, schmal in Taille und Hüfte, mit breiten Schultern, einem großen Brustkorb und mächtigen Armen. Und im Ganzen war der Körper weder zu schlank noch zu massig, sondern perfekt proportioniert und, man kann sagen, in Übereinstimmung mit dem Kanon des Polykleitos gebaut... Seine Haut war am ganzen Körper sehr weiß, und in seinem Gesicht war die Weiße durch Röte gemäßigt. Sein Haar war gelblich, hing aber nicht bis auf die Hüften herab wie bei den anderen Barbaren; da der Mann nicht übertrieben stolz auf seine Haare war, trug er es bis zu den Ohren kurz geschnitten. Ob sein Bart rötlich war oder in einer anderen Farbe, kann ich nicht sagen, da das Rasiermesser sehr eng darüber gefahren war und eine Oberfläche glatter als Kreide hinterlassen hatte... Seine blauen Augen deuteten sowohl einen hohen Sinn als auch Würde an; seine Nase und Nasenlöcher atmeten frei die Luft; seine Brust entsprach seinen Nasenlöchern, und seine Nasenlöchern... der Breite seiner Brust. Die Natur seiner Nasenlöcher hat dem hohen Sinn, der aus seinem Herzen sprudelt, freien Durchgang gegeben. Eine gewisse Anmut umgab diesen Mann, wurde aber teilweise getrübt durch einen allgemeine Eindruck des Schrecklichen... Er war in Sinn und Körper so gemacht, dass Mut und Leidenschaft in ihm ihren Höhepunkt entgegen strebten und sich nach dem Krieg sehnten. Sein Witz war vielfältig und listig und in der Lage, aus jeder Notlage einen Ausweg zu finden. Im Gespräch war er gut unterrichtet, und die Antworten, die er gab, waren ganz unwiderlegbar. Dieser Man von solch einem Format und solchem Charakter war dem Kaiser nur im Schicksal, in der Beredsamkeit und anderen Gaben der Natur unterlegen.

Als Politiker war Bohemund entschlossen, den Enthusiasmus der Kreuzfahrer für seine eigenen Ziele einzuspannen. Er war der erste, der (im Oktober 1099) vor Antiochia Stellung bezog und hatte großen Anteil an der Belagerung der Stadt. Durch Verrat gelang am 1. Juli 1097 die Eroberung Antiochias, aber erst der Entsatz durch Kerbogas großes Heer in einer folgenden zweiten Belagerung sicherte den Besitz der Stadt, die Bohemund auch gegen Raimund IV. von Toulouse im Folgenden als eigenes Fürstentum behauptete. Im Januar 1099 wurde Bohemund vom Apostolischen Legaten Daimbert von Pisa dann offiziell mit dem Fürstentum belehnt. Bohemund blieb in Antiochia, während die übrigen Kreuzfahrer sich auf den Weg nach Süden machten, zur Belagerung Jerusalems.

Nach dem Tod des Gottfried von Bouillon am 18. Juli 1100 wurde Bohemund auch die Krone von Jerusalem angetragen. Die Annahme wurde ihm aber unmöglich, da er noch im selben Jahr in die Gefangenschaft des Danischmenden-Emirs von Sivas geriet, aus der er sich erst 1103 dank der Großzügigkeit eines armenischen Fürsten loskaufen konnte. Nach einer erfolglosen Unternehmung gegen Hârran (siehe Schlacht von Harran), die seine Pläne vereitelte, sein Herrschaftsgebiet nach Osten auszudehnen, kehrte Bohemund 1104 wieder nach Italien zurück, um ein Heer zu sammeln.

Auf seiner Reise durch Europa gewann er die Hand von Konstanze, der Tochter des französischen Königs Philipp I.. Abt Suger von Saint-Denis beschrieb die Hochzeit wie folgt:

Bohemund kam nach Frankreich, um mit allen Mitteln die Hand von Herrn Ludwigs jüngere Schwester Konstanze zu erlangen, einer jungen Frau von außergewöhnlicher Erziehung, eleganter Erscheinung und schönem Gesicht. So groß war der Ruf der Tapferkeit des französischen Königreichs und des Herrn Ludwig, dass sogar die Sarazenen bei der Aussicht auf diese Hochzeit erschreckt waren. Sie war nicht versprochen, da sie die Vereinbarung mit Hugo, Graf von Troyes, gebrochen hatte, und eine weitere ungeeignete Partie zu vermeiden wünschte. Der Fürst von Antiochia war erfahren und reich sowohl an Geschenken als auch Versprechen; er verdiente die Heirat völlig, die mit großem Prunk durch den Bischof von Chartres in Anwesenheit des Königs, der Herrn Ludwig und vieler Erzbischöfe, Bischöfe und Edelmänner des Reiches zelebriert wurde.

Geblendet durch diesen Erfolg, entschloss sich Bohemund, seine Armee nicht für die Verteidigung Antiochias gegen die Griechen, die ihn nach Harran von Kilikien aus angegriffen hatten, sondern für den direkten Angriff auf sie einzusetzen. Er wandte sich gegen Epirus, belagerte Durazzo, aber Alexios I., unterstützt von Venedig, erwies sich als zu stark, so dass Bohemund sich 1108 dem erniedrigenden Vertrag von Devol unterwerfen musste, in dem er den byzantinischen Kaiser als Lehnsherren anerkannte.

Bohemund starb 1111, ohne in den Osten zurückzukehren, und wurde in Canosa in Apulien begraben.

Siehe auch: Geschichte von Tarent

[Bearbeiten] Literatur

Die anonyme Gesta Francorum, geschrieben von einem von Bohemunds Gefolgsleuten, und Anne Komnenes Alexiade sind die Primärquellen für Bohemunds Leben.

  • B. von Kugler: Bohemund und Tancred, Fürsten von Antiochien (Tübingen, 1862);
  • L. von Heinemann: Geschichte der Normannen in Sicilien und Unteritalien (Leipzig, 1894),
  • R. Rohricht: Geschichte des ersten Kreuzzuges (Innsbruck, 1901),
  • R. Rohricht: Geschichte das Königreichs Jerusalem (Innsbruck, 1898),
  • R.B.Yewdale: Bohemond I., Prince of Antioch; New York 1924
  • Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge

[Bearbeiten] Literarische Wirkung (Auswahl)

Das im Stil historischer Romane geschriebene Werk von Eva Thies, Der Normanne und das Mädchen (Berlin, 2001), versucht Bohemund als einen ebenso starken wie intelligenten und skrupellosen Führer zu beschreiben, der sich in die byzantinische Prinzessin Anna Phokaina verliebt.

Lit.: Licita Geppert, Gott will es?; in: Berliner Lesezeichen 06/07 (2001), (Rezension)

[Bearbeiten] Weblinks



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