Glaspalast Augsburg
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Der Glaspalast in Augsburg, nach Plänen des Stuttgarter Architekten Philipp Jakob Manz geschaffen, war das Werk IV (Aumühle) der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA) und wurde 1910 in Betrieb genommen. Die Produktion endete 1988 mit dem Konkurs der Firma.
Der Glaspalast ist der erste Stahlskelett-Großbau Deutschlands. Der Bau erhebt sich in fünf Geschossen mit je 13 Fensterachsen. Diese großflächig und vor allem allseitig durchfensterte Fassade gab der Spinnerei ihren Namen. Manz verwirklichte hierbei das Prinzip der Tageslichtfabrik im Geschossbau. Umfangreiche Berechnungen des Architekten zu Lichteinfall und Lichtstreuung gingen dem Entwurf voraus, immerhin sollten Raumtiefen von 45 Metern ausgeleuchtet werden.
Charakteristisch sind des Weiteren zwei Turmbauten (Aufzugsturm und Treppen-u. Wasserturm) und ein über die Fassade hinaus ragender dreigeschossiger Aufbau, welcher durch eine glockenförmige Haube abgeschlossen wird.
Auf der nördlichen Schauseite wirkt der Bau asymmetrisch, da rechts ein Turmabschluss fehlt und das Treppenhaus den Bau nicht mittig teilt. Auffällig ist auch die nahezu fensterlose Westfront. Beides sind die Folgen einer bereits im Entwurf vorgesehenen baulichen Erweiterung des Werkes, welche jedoch auf Grund der wirtschaftlichen Entwicklung der SWA nie vorgenommen wurde.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern (Werk I-III) liegt der Glaspalast an keinem der zahlreichen Kanäle. Auf Wasserkraft wurde hier gänzlich verzichtet. Die Energie lieferte eine Dampfmaschine (M.A.N.) von zunächst 2500PS/1850kW, dann 5000PS/3700kW. Die Maschine trieb durch den 'Seilgang' die Stockwerkstransmissionen an. In den 50er Jahren wurde auf Elektrobetrieb umgestellt.
An den Kosten der 2006 abgeschlossenen Renovierung des Glaspalastes beteiligte sich die Stadt Augsburg mit rund 1 Mio. Euro und der Freistaat Bayern mit rund 900.000 Euro.[1] Die Museumsräume sind vom Eigentümer des Komplexes, dem Bauunternehmer Prof. Dr. h.c. Ignaz Walter, gemietet.[2][3]
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[Bearbeiten] Zentrum für moderne Kunst
Der renovierte Glaspalast wird heute überwiegend kulturell genutzt. Seit Mai 2006 sind im 1. und 2. Stockwerk das Kunstmuseum Walter und die Galerie Noah untergebracht. Das Kunstmuseum Walter zeigt auf 5.500 m² die Privatsammlung des Unternehmers Prof. Ignaz Walter. Schwerpunkt der Sammlung ist die zeitgenössische Kunst. Als Höhepunkt gilt die Glaskunst von Egidio Costantini, dessen zahlreiche Werke in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Picasso, Miró und Braque entstanden.
Am 23. Mai 2006 wurden im Erdgeschoss zeitgleich das städtische H2 - Zentrum für Gegenwartskunst und die Staatsgalerie Moderne Kunst, eine Zweiggalerie der Pinakothek der Moderne eröffnet.
[Bearbeiten] Ballett- und Musicalakademie
Im 2.Stock des Glaspalastes befinden sich seit 2005 die Übungssäle der von Natalie Böck und István Németh geleiteten Ballettakademie.
[Bearbeiten] Literatur
- Renz, Kerstin: Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert. Das Büro von Philipp Jakob Manz. Deutsche Verlags Anstalt, München 2005, ISBN 3-421-03492-3
- Wilhelm Ruckdeschel: Industriekultur in Augsburg. Brigitte Settele Verlag, Augsburg, 2004, ISBN 3-932939-44-1
- Grünsteudel, Hägele, Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon 2. Auflage. Perlach Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-922769-28-4
[Bearbeiten] Weblinks
- H2 - Zentrum für Gegenwartskunst
- Staatsgalerie Moderne Kunst
- Kunstmuseum Walter
- Galerie Noah
- Glaspalast Augsburg (private Homepage über das Textilviertel in Augsburg)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Bayer. Staatsministerium für Wissenschaft,Forschung und Kunst: Staatsgalerie Moderne Kunst - Glaspalast Augsburg
- ↑ Welt am Sonntag München (21.05.2006): Millionen-Projekt im Glaspalast
- ↑ Prof. Dr. Ignaz Walter: Adaptiere oder imitiere nie das Kunstverständnis eines anderen!
Koordinaten: 48.368° N, 10.92° O