Gotische Domorgel Halberstadt
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Die Gotische Domorgel in Halberstadt wurde in den Jahren 1357(?)-1361 von Nicolaus Faber ohne Pedal erbaut. Das Pedal wurde wahrscheinlich im Rahmen einer Überholung durch Gregor Kleng im Jahre 1495 hinzu gefügt, und auch die vorhandenen Klaviaturen wurden erweitert. Michael Praetorius beschreibt die Orgel in seiner Syntagma musicum II. Im Jahre 1685 wird eine Renovation der Orgel erwähnt, danach verliert sich ihre Spur.
[Bearbeiten] Disposition
Oberes Diskantklavier (H1–g0a0, 22 Tasten) | Blockwerk 32-56fach 8' |
Unteres Diskantklavier (H1–g0a0, 22 Tasten) | Prinzipal 16' |
Bassklavier (H1–AH, 12 Tasten) | Prinzipal 32' |
Pedal (H1–AH, 12 Tasten) | Blockwerk 16-24fach 16' |
Praetorius gibt die Länge der größten Pfeife (Prinzipal 32' auf der Taste H1) mit 31' an. Bezogen auf die heutige Normalstimmung mit a1 = 440 Hz ließ diese Pfeife etwa den Ton Subkontra-Cis erklingen. Damit lag die absolute Stimmung der Orgel etwa anderthalb Halbtöne über der heutigen Normalstimmung.
[Bearbeiten] Technik und Erläuterungen
Die oben angegebene Disposition ist, da das Instrument nicht mehr existiert, mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet. So ist es möglich, dass die beiden einzeln spielbaren Prinzipale mehrere Pfeifenreihen im Einklang, in der Oktave und der Superoktave enthielten. Die Orgel verfügte nicht über Register im heutigen Sinn. Jedes Werk stand auf einer eigenen, ungeteilten Windlade.
Die Untertasten der beiden Diskantklaviere waren ursprünglich Zugtasten, wie aus den Abbildungen bei Praetorius ersichtlich ist. Die Obertasten und die anderen Klaviaturen hingegen sind offenbar bereits als Drucktasten hinzugefügt worden. Das Bassklavier wurde laut Praetorius mit den Händen oder mit den Knien gespielt. Es setzte das Untere Diskantklavier in der Tiefe fort, das vermutlich für leisere Stücke und der Gesangsbegleitung diente. Für die beiden Blockwerke nimmt Praetorius die folgenden Besetzungen mit entsprechenden progressiven Verstärkungen vor allem in den höheren Lagen an:
- Oberes Diskantklavier: 8' + 4' + 22/3' + 2' + 11/3' + 1' + 1/2'
- Pedal: 16' + 8' + 51/3' + 4' + ...
Die Orgel besaß 20 Bälge, von denen jeweils zwei von einem Kalkanten getreten wurden.
[Bearbeiten] Literatur
- Michael Praetorius: Syntagma musicum, II. Band, Wolfenbüttel 1619; Faksimile Kassel 2001 ISBN 3-7618-1527-1
- Rudolf Quoika: Vom Blockwerk zur Registerorgel, Bärenreiter-Verlag Kassel 1966
- Karl Bormann: Die gotische Orgel zu Halberstadt, Berlin 1966