Gründereffekt
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Der Gründereffekt (Founder-Effect) beschreibt eine genetische Abweichung einer isolierten Population oder Gründerpopulation (z. B. auf einer Insel) von der Stammpopulation (z. B. auf dem Festland). Diese Abweichung entsteht aufgrund der Beschränktheit des Allelbesitzes der an ihrer Gründung beteiligten Individuen und nicht infolge unterschiedlicher Selektionsbedingungen.
Der Gründereffekt hat deutlich geringere geno- und phänotypische Variabilität der Nachkommen zur Folge, da die Gründerindividuen den Genpool der Ausgangsart in der Regel nur unvollständig repräsentieren. Daraus können sich verringerte Überlebenschancen beim Auftreten extremer Umweltbedingungen und ein Mangel an Ausgangsmaterial für die genetische Selektion ergeben. Der Gründereffekt trägt somit zum leichteren Aussterben kleiner, isolierter Populationen bei.
Bildlich kann man sich den Gründereffekt wie folgt vorstellen: Zieht man aus einem Fass, das 500 rote und 500 blaue Kugeln enthält, nacheinander zehn Kugeln, so kann es leicht vorkommen, dass man mehr als fünf Kugeln einer Farbe zieht. In diesen Fällen ist bei der Ziehung, das heißt eine Gründerpopulation, eine Farbe, das heißt ein Allel, unterrepräsentiert.
Viele der in Restpopulationen im Freiland überlebenden oder in Erhaltungszuchten geretteten Tier- und Pflanzenarten unterliegen dem Gründereffekt. Andererseits können sich vorteilhafte Allele in kleinen Populationen mitunter leichter durchsetzen als in großen.
Der Gründereffekt kann in einigen Fällen zur Entstehung neuer Arten (Speziation) führen. Bekanntestes Beispiel für Artentstehungsprozesse auf Grund des Gründereffekts sind die Darwinfinken auf den Galápagos-Inseln.