Phänotyp
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Der Phänotyp oder das Erscheinungsbild ist die Summe aller äußerlich feststellbaren Merkmale eines Individuums. Er bezieht sich nicht nur auf morphologische, sondern auch auf physiologische Eigenschaften.
Im Phänotyp spiegeln sich auch erworbene Eigenschaften wider, etwa vergrößerte oder verkümmerte Muskelgruppen, je nach häufigerem oder weniger häufigem Gebrauch, Zwergwuchs durch widrige Umweltbedingungen etc. Solche erworbenen Eigenschaften werden nicht weitervererbt, der Genotyp wird dadurch nicht beeinflusst.
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[Bearbeiten] Phänotypische Plastizität
Wenn Umwelteinflüsse eine starke Variabilität des Erscheinungsbildes eines Individuums hervorrufen können, spricht man von hoher phänotypischer Plastizität. Ist der Phänotyp jedoch weitgehend durch seinen Genotyp vorherbestimmt, deutet dies auf geringe Plastizität hin. Das Konzept der phänotypischen Plastizität beschreibt das Maß, in dem der Phänotyp eines Organismus durch seinen Genotyp vorherbestimmt ist. Ein hoher Wert der Plastizität bedeutet: Umwelteinflüsse haben einen starken Einfluss auf den sich individuell entwickelnden Phänotyp. Bei geringer Plastizität kann der Phänotyp aus dem Genotyp zuverlässig vorhergesagt werden, unabhängig von besonderen Umweltverhältnissen während der Entwicklung. Hohe Plastizität lässt sich am Beispiel der Larven des Wassermolchs beobachten: Wenn diese Larven die Anwesenheit von Räubern wie Libellen wahrnehmen, vergrößern sich Kopf und Schwanz im Verhältnis zum Körper und die Haut wird dunkler pigmentiert. Larven mit diesen Merkmalen haben bessere Überlebenschancen gegenüber Räubern, wachsen aber langsamer als andere Phänotypen.
[Bearbeiten] Phänokopie
Manchmal können verschiedene Genotypen auch zur ein- und derselben Merkmalsausprägung führen; so kann beispielsweise Merkmal (Genotyp) X das gleiche Erscheinungsbild (Phänotyp) zur Folge haben wie Merkmal Y. Hierbei sprich man von der sog. Phänokopie.
[Bearbeiten] Phänotypische Variabilität
Schließlich kann auch ein- und dasselbe Merkmal in verschiedenen Indivduen zu verschiedenen Erscheinungsbildern führen. In diesem Fall ist - auch bei geringer Plastizität - der Phänotyp aus einem gegebenen Genotyp nicht zwingend ableitbar. In diesem Fall ist die phänotypische Expression eines gegebenen Genotyps variabel, was beispielsweise durch biologische Mechanismen wie dem Nonsense-mediated mRNA decay (NMD) erklärt werden kann.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Mahner, Michael Kary: What Exactly Are Genomes, Genotypes and Phenotypes? And What About Phenomes? Journal of Theoretical Biology 186, 1997, 55-63.
- H. Frederik Nijhout: Der Kontext macht's ! in: Spektrum der Wissenschaft, April 2005, S. 70 - 77 (2005), ISSN 170-2971