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Grad (Freimaurerei) - Wikipedia

Grad (Freimaurerei)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die gesamte Lehre der Freimaurerei gliedert sich zentral in drei Grade (blaue Johannisfreimaurerei). Zusätzlich gibt es verschiedene so genannte Hochgradsysteme. Da deren Arbeitsfarbe rot ist, werden sie auch manchmal als rote Grade bezeichnet (s. u.).

Inhaltsverzeichnis

Blaue Johannisfreimaurerei

Die drei Grade der blauen Freimaurerei heißen Lehrling, Geselle und Meister. Für diese Grade besteht die Logenarbeit darin, sich einer moralisch-geistigen Selbstfindung zu unterziehen, deren wichtigstes Mittel die so genannte Tempelarbeit ist. In ihrer Symbolsprache sprechen die Freimaurer vom Bau des Tempels der Humanität.

Die symbolischen, der handwerklichen Tradition entlehnten Grade versinnbildlichen dabei die inneren Entwicklungsstufen, die ein Freimaurer im Laufe seines maurerischen Lebens durchläuft. Von Grad zu Grad findet dabei eine zunehmende Initiation durch verschiedene Legenden und Symbolhandlungen statt, mit der ethische Werte erfahrbar werden. Dabei soll der Initiierte sich weiterhin vervollkommnen. Ein Freimaurer, der in diesen Graden arbeitet, wird anderen Freimaurern immer auf gleicher Ebene begegnen, eine Hierarchie besteht nicht.

Gesellen-BeförderungKupferstich von etwa 1830/ 35
Gesellen-Beförderung
Kupferstich von etwa 1830/ 35
Initiation eines SuchendenStich, Ende 18._Jahrhundert
Initiation eines Suchenden
Stich, Ende 18._Jahrhundert

Während der Lehrlingsgrad sich zentral mit Selbsterkenntnis beschäftigt und dabei der Frage nachgeht, wie aus dem symbolischen unvollkommenen „rauen Stein“ ein behauener Stein werden kann, der sich in das gemeinsame symbolische Bauwerk einfügt, verfolgt der anschließende Gesellengrad vornehmlich die Frage des Sozialverhaltens und des rechten Handelns. Der Meistergrad schließlich betont die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.

Stellt man beispielsweise die drei Grade der Blauen Logen den 30 weiteren, pyramidenförmig aufsattelnden Graden der Roten Logen im so genannten schottischen Ritus gegenüber, gewinnt man zuerst den Eindruck, die blaue Freimaurerei beinhalte nur einen Teil des freimaurerischen Wissens. Jedoch enthalten die Grade „Lehrling – Geselle – Meister“ der Johannislogen schon die komplette Tradition der Freimaurerei.

Meister-Erhebung eines GesellenStich, Ende 18._Jahrhundert
Meister-Erhebung eines Gesellen
Stich, Ende 18._Jahrhundert

Die so genannten „Hochgrade“ bezeichnet man auch als Erkenntnis- oder Vervollkommnungsstufen. Sie führen nicht darüber hinaus, sondern vertiefen die Lehren des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades. Nur ein Teil der Freimaurer entscheidet sich dafür, Hochgradmaurer zu werden. Diejenigen, die Hochgrade bearbeiten, durchlaufen in der Regel sämtliche Grade, wobei der letzte Grad (z. B. General-Großinspekteur beim A.A.S.R.) i. a. der Administration vorbehalten ist, also nur dem gewählten Vorstand des entsprechenden Verbandes zuerkannt wird. Von dieser Besonderheit abgesehen, stellen auch Hochgrade keine innere Hierarchie dar und jedem wird die Gelegenheit gegeben, von Grad zu Grad symbolisch aufzusteigen. Dabei gibt es ebenfalls kein hierarchisches Verhältnis zu den blauen Graden.

Hochgrade

Die freimaurerischen Hochgrade gliedern sich in bis zu 33 Grade, wobei den meisten dieser Grade nur nominelle Bedeutung zukommt und sie nicht aktiv ausgeübt werden. Die Grade 1–3: Lehrling, Geselle und Meister werden als „blaue“ (s. o.), die Grade 4–33 als „rote“ bezeichnet. Die genaue Unterteilung der Grade hängt dabei vom jeweiligen Ritus ab. Man unterscheidet zwischen dem York-Ritus, dem Royal Arch Ritus, dem Französischen Ritus, dem Schwedischen Ritus und dem Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (A.A.S.R.). Diese Systeme werden nach ihrem Schutzpatron auch als Anderas-Logen bezeichnet.

York-Ritus

„York-Ritus“, „Amerikanischer Ritus“, „Royal Arch“, „Der Orden vom königlichen Bogen“, „Tempelritter-Orden“ – das sind ganz unterschiedliche Begriffe, die sich aber zumeist auf ein und dasselbe System von weiterführenden freimaurerischen Graden beziehen.

Für diese Rituale ist häufig die Bezeichnung „Hochgrade“ gebräuchlich, innerhalb des York Ritus selbst aber werden sie als weiterführende Erkenntnisstufen verstanden.

Unter der Bezeichnung „York Ritus“ wurde eine Gruppe von zum Teil sehr alten freimaurerischen Ritualen zusammengefasst, die heute vor allem auf dem amerikanischen Kontinent eine große Verbreitung erfahren haben.

Die einzelnen Grade des York Ritus arbeiten in den drei Abteilungen des Kapitels (mit vier Kapitelgraden), des Konzils (zwei bzw. drei kryptische Grade genannte Rituale) sowie in der Komturei. Neben den Komtureien, die unter amerikanischer Konstitution wirken (aber einige auch in deutscher Sprache arbeiten), existieren die deutschsprachigen Präzeptoreien/Priorate, die die gleichen Grade (allerdings in leicht geänderter Reihenfolge) unter schottischer Charter bearbeiten.

Die drei unterschiedlichen Abteilungen des Kapitels, des Konzils sowie der Präzeptorei/Priorat bzw. Komturei sind formal voneinander unabhängig, wenngleich sie aufeinander aufbauen.

Auf nationaler Ebene sind die Kapitel und Konzile in einem Großkapitel bzw. Großkonzil zusammengefasst, die Präzeptorei/Priorat im Großpriorat von Deutschland, während die Komtureien direkt dem „Grand Encampment“ in den USA unterstellt sind.

Die Basis der maurerischen Arbeit innerhalb des York Ritus stellen die drei symbolischen Grade, wie sie in den Johannislogen bearbeitet werden, als unverzichtbarer Bestandteil dar.

Aber die ersten drei, fundamentalen Grade der Freimaurerei, bilden nicht nur eine Voraussetzung innerhalb des York Ritus, sondern sind zugleich auch integraler Bestandteil der Arbeiten innerhalb des Systems des York Ritus.

Die innerhalb des Kapitels und des Konzils bearbeiteten Rituale sind Ergänzungen zur symbolischen Maurerei. Der York Ritus stellt damit eine Erweiterung der Freimaurerei innerhalb der „blauen Logen“ dar, indem wichtige Informationen, vor allem im Hinblick auf den Gesellen- und den Meistergrad der Johannismaurerei, vermittelt werden.

Es gibt innerhalb des York Ritus keinerlei Notwendigkeit oder gar einen Zwang, alle Erkenntnisstufen zu durchlaufen bzw. auch der Komturei oder der Präzeptorei/dem Priorat beizutreten. Wer sich dazu entschließt, es bei der Mitgliedschaft in Kapitel oder Konzil zu belassen, dem ist es unbenommen. Allerdings ist bei einer Mitgliedschaft in unter fünf Hochgraden der Zugang zum 'Royal Order of Scotland' verwehrt.

Die vier Kapitel Grade

Markmeister – Altmeister – Sehr vortrefflicher Meister – Maurer vom königlichen Bogen.

Die drei kryptischen Grade

Königlicher Meister – Auserwählter Meister – Höchst vortrefflicher Meister.

Schottischer Ritus (AASR)

Albert Pike (1809-1891) als „Souveräner Großmeister“
Albert Pike (1809-1891) als „Souveräner Großmeister“

Dieses Hochgradsystem beinhaltet folgende Grade:

(Lehrling – Geselle – Meister) – Geheimer Meister – Vollkommener Meister – Geheimer Sekretär – Vorgesetzter und Richter – Intendant der Gebäude – Auserwählter Meister der Neun – Auserwählter Meister der Fünfzehn – Erhabener Auserwählter Ritter – Großmeister-Architekt – Meister des Neunten Bogens – Großer Auserwählter – Ritter des Degens – Prinz von Jerusalem – Ritter vom Osten und Westen – Ritter Rosenkreuzer – Groß-Pontifex – Großmeister aller Symbolischen Logen – Preußischer Ritter – Prinz von Libanon – Chef des Tabernakels – Prinz des Tabernakels – Ritter der ehernen Schlange – Prinz der Gnade – Ritter-Kommandeur des Tempels – Ritter der Sonne – Ritter des Heiligen Andreas von Schottland – Ritter Kadosh – Inquisitor-Meister – Ritter und Prinz des Königlichen Geheimnisses – Souveräner General-Großinspekteur.

Bearbeitet werden in Deutschland die Grade 4 (Geheimer Meister), 18 (Ritter vom Rosenkreuz), 30 (Ritter Kadosch), 32 (Prinz vom königlichen Gewölbe) und 33 (Souveräner General-Großinspekteur). Der Obere Rat, welchem nur einige Brüder des 33. Grades angehören dient administrativen Zwecken. In vielen Ländern, gibt es seit 1929 ein sogenanntes Konkordat mit der Großloge von England. Es gibt jedoch Staaten, in welchen der AASR auch die blauen Grade 1–3 bearbeitet. Dies ist z. B. in ganz Südamerika der Fall. Auch gibt es Anfragen, Großlogen (blaue Logen) in den AASR einzugliedern.

Der A.A.S.R. ist das weltweit am weitesten verbreitete Hochgradsystem der Freimaurerei. Wer sich entschließt, im Schottischen Ritus zu arbeiten, muss für Studium und Ritualarbeiten viel Zeit einplanen.

Inhalte

Die Inhalte der einzelnen Grade des A.A.S.R. lenken die Aufmerksamkeit auf gewisse Teilaspekte des freimaurerischen Gedankenguts, wie Demut, Pflichterfüllung und Nächstenliebe. Diese Werte werden durch die reiche Symbolsprache des Systems vermittelt, welche unterschiedlicher Herkunft ist, wie schon die Namen der Grade andeuten. Vor allem Ritterlichkeit spielt eine zentrale Rolle.

Wie auch in den blauen Graden wird Wert auf Zahlensymbolik gelegt. Etwa die sieben Kardinalstugenden oder die sieben Stufen des Lebens. Es soll vermittelt werden, dass man sich philosophischen Wahrheiten nur in Stufen nähern kann und, um sie erkennen zu können, alle unnützen Belastungen ablegen muss.

Der A.A.S.R. vermittelt ethische Werte, indem der Freimaurer lernt, seine Erkenntnisse aus der „profanen“ Welt mit den geistigen Inhalten des Ordens zu verbinden, um das Zusammenleben der Menschen zu verbessern und die Zukunft dahingehend zu gestalten.

Organisation

Für einzelne Länder existieren sog. Oberste Räte, welche die Ateliers in sich vereinigen. Letztere sind in 5 Abteilungen unterteilt:

  • Perfektionslogen (bis 14. Grad)
  • Kapitel (bis 18. Grad)
  • Areopage (bis 30. Grad)
  • Konsistorien (bis 32. Grad)
  • Oberster Rat (33. Grad)

Geschichte

Der A.A.S.R. wurde 1801 in Charleston, West Virginia (USA), gegründet. Die Legende, er wäre von Friedrich dem Großen ins Leben gerufen worden, lässt sich nicht historisch belegen. 1804 wurde der erste europäische Oberste Rat durch Graf de Grasse-Tilly (Oberer Rat von Frankreich) eingesetzt. In Deutschland, bzw. der damaligen Weimarer Republik wurde der A.A.S.R. durch das Atelier "Labor" der Großloge von Wien (Österreich) im Jahre 1930 gestiftet.

Siehe auch

Weblinks

Andere Sprachen

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