Großes Evangelium Johannes (Lorber)
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Die Lorberbewegung ist eine freie christlich-mystische Geistes-Gemeinschaft auf der Grundlage so genannter Neuoffenbarungen, insbesondere der Neuoffenbarung durch den Grazer Schreiber Jakob Lorber (1800 - 1864). Zu diesem Schriftgut gehört unter anderem das Evangelium Jesu Christi nach Johannes - genauer: Das große Evangelium Johannes.
Dieses zehnbändige Werk mit mehreren tausend Seiten Umfang hat keine historischen Quellen als Grundlage, sondern eine von Jakob Lorber wahrgenommene Stimme, die sich ihm schon früher (Die Haushaltung Gottes) als Jesus vorstellt. Das große Evangelium Johannes geht davon aus, dass der Lieblingsjünger des Herrn tatsächlich derjenige sei, der das als „Johannes-Evangelium” bekannte Werk im Kanon des Neuen Testaments auf Weisung Jesu Christi niedergeschrieben hat, und betont darüber hinaus, dass „sein” Evangelium das am dichtesten am damaligen wirklichen Geschehen sei. Zugleich legt dieses Werk vor allem anfangs Vers für Vers das Johannesevangelium aus und erklärt sämtliche Gleichnisse, wobei der Schwerpunkt auf der Herausarbeitung der geistigen Zielsetzung des Evangeliums liegt. Im weiteren Verlauf liegt der Schwerpunkt dann aber vor allem auf einer detaillierten chronologischen Erzählung aller Ereignisse und Dialoge. Jakob Lorber konnte das Große Evangelium Johannes zu Lebzeiten nicht mehr fertigstellen, jedoch schrieb Leopold Engel, unter Berufung auf dieselbe spirituelle Quelle, das Werk zu Ende (11. Band). Anzumerken ist noch, dass die Niederschriften Lorbers heute noch vorhanden sind und von damaligen Zeitzeugen berichtet wurde, dass er beim Schreiben die Feder nicht aus der Hand nahm, um zu überlegen, was er schreiben solle.
Lorberfreunde schätzen am Großen Evangelium Johannes unter anderem auch die sehr umfassenden Berichte über Jesus, die Jesu Leben sehr viel plastischer vor Augen stellen, als es die kurzen biblischen Evangelien vermögen. Allerdings wirken die Aussagen Jesu, nach Kritikerüberzeugung, eher wie die aktuelle Meinung Lorbers und weniger wie die Sichtweise eines jüdischen Rabbis zur Zeit der römischen Besatzung. Da die Texte keine historischen Quellen als Grundlage haben, hängt ihr Wert letztlich davon ab, wie man die Stimme, die Lorber aus dem Herzen gehört haben will, einschätzt.
Immerhin räumen die „Lorberfreunde” ein, dass auch für dieses „Große Evangelium Johannes” gilt: „Prüfet alles, (nur) das Gute behaltet” (1. Thes. 5, 21). Besonders präzis sein wollende Kritiker wenden insbesondere beim vom Lorber-Verlag nachgeschobenen „Band 11” durch den wegen wenig christlicher Fakten bekannter gewordenen Leopold Engel ein, dass jenes Addendum nicht denselben Geist atmet, wie das übrige Werk.
[Bearbeiten] Leseprobe :
Im großen Evangelium Johannes ( von Jakob Lorber ) Band 8 Kapitel 79 Absatz 16 bis 21 sagt Jesus zu Simon Juda :
[GEJ.08-79,16] Es gibt nur eine Wahrheit, die ebensogut nur ein Mensch wie Myriaden Engel aussprechen und erweisen können. Wenn sich aber nun eine Weltweisheit dagegenstemmt, weil die Wahrheit nicht zu ihrem weltlichen Vorteile taugt, wird die Wahrheit darum etwa wohl weniger Wahrheit sein?! [17] Die Lüge kann sich im großen Menschenrate durch zahllose Stimmen vertreten lassen, so wird sie darum doch nie zur Wahrheit. [18] Darum sorget euch nicht, was da besser sei, ob das gepredigte oder das geschriebene Wort; denn an der Frucht läßt sich die Wahrheit gar wohl erkennen! Die Lüge baut ihre Häuser auf lockeren Sand, die Wahrheit aber auf Felsen, und da kann die Hölle keinen Feldzug dawider unternehmen; denn sowenig die Finsternis der Nacht je zum Tageslichte wird, sowenig wird auch die Lüge je zur Wahrheit. Und es können darum zehntausend falsche Evangelien geschrieben werden, so wird immer nur das das einzig wahre sein und verbleiben, das sich im Menschen, so er nach Meinen Worten leben und handeln wird, nach Meiner Verheißung lebendig offenbaren wird, – und dieses lebendige Evangelium wird auch bis ans Ende aller Zeiten der einzige Prüfstein sein und bleiben, ob ein geschriebenes Evangelium echt oder falsch ist. [19] An den Früchten also müsset ihr das erkennen; denn von den Disteln erntet man keine Feigen und von den Dornhecken keine Trauben! Aus dem aber wird man leicht erkennen, ob jemand Mein Jünger ist oder nicht. Meine Jünger und auch ihre Jünger werden sich allzeit lieben, wie auch Ich euch allzeit liebe; aber die unechten Jünger werden sich schon entweder offen oder heimlich ganz gewiß hassen. Denn darin besteht die eigentliche schwarze und arge Frucht der Lüge, daß sie sich stets haßt, weil eine Lüge von der andern niemals überflügelt sein will; die Wahrheit aber sucht nur fortwährend ihresgleichen und liebt sie stets mehr und mehr, gleichwie auch ein Licht das andere niemals verdunkelt, sondern nur heller und heller zeihet (macht) und am Ende ein hellstes und vereintes Licht bewirkt. [20] Das Licht hat sonach eine große Liebe zu noch mehr Licht; aber die Lüge haßt die Lüge, weil sie ihren Verrat fürchtet. Sehet, darin besteht ein Hauptkriterium, wie man die Wahrheit von der Lüge sogar mit verbundenen Augen gar wohl unterscheiden kann! [21] Darum wird man die falschen Evangelien auch stets ganz leicht von den echten unterscheiden können; denn die falschen werden sich gegenseitig stets verfolgen und hassen, – aber die echten werden sich lieben wie Zwillingsbrüder und werden einander suchen und auch bald und leicht finden.