Haemophilus
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Haemophilus | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Haemophilus | ||||||||||||
Winslow et al. 1917 | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
Bei den Bakterien der Gattung Haemophilus handelt es sich um eine Gruppe gramnegativer Bakterien der Familie der Pasteurellaceae. Die 16 Arten dieser Bakterien sind unbewegliche Stäbchen, die mitunter als Parasiten in den Schleimhäuten von Menschen und Tieren leben und Erkrankungen auslösen können. Beinah alle Haemophilus-Arten sind in der Lage, ohne Sauerstoff zu überleben, allerdings sind sie meistens eher aerob (fakultativ aerob). Der Name der Gruppe kommt von ihrer besonderen Vorliebe für Nährböden mit Blut- oder Hämoglobinzusätzen, auf denen sie in Kultur gehalten werden können.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Medizinisch bedeutsame Arten
[Bearbeiten] Haemophilus influenzae
Das auch als Pfeiffer-Influenzabakterium bekannte Bakterium stellt den bekanntesten Vertreter der Haemophilus-Arten dar. Es verfügt über die Fähigkeit, DNA aus der Umgebung aufzunehmen (siehe: Kompetenz). Seine Popularität wurde besonders dadurch erhöht, dass es 1995 als erster Organismus vollständig sequenziert wurde und somit einen wichtigen Meilenstein der Genomforschung darstellt.
Haemophilus influenzae lebt ausschließlich in den Schleimhäuten des Menschen, vor allem in denen des oberen Atmungssystems (Nase, Rachen, Luftröhre) und verursacht dort entzündliche Erkrankungen (Epiglottitis, Bronchitis, Pneumonie). Übertragen wird das Bakterium vor allem als Tröpfcheninfektion, außerhalb der Schleimhäute ist es nur kurz lebensfähig. Aufgrund seiner Präsenz besonders bei Grippeerkrankungen hielt man es früher für den Erreger der Grippe, bis man das Grippevirus als tatsächlichen Verursacher identifizieren konnte. H. influenzae wird daher bei der Grippe als Erreger sekundärer Symptome angesehen, der von der Schwächung des Menschen durch die Viren profitiert. Vor allem bei Kleinkindern ist dieses Bakterium auch Erreger von Hirnhautenzündungen (Meningitis) und weiteren entzündlichen Erkrankungen. Als Prophylaxe wird eine Schutzimpfung gegen H. influenzae Typ B (HIB-Impfung) empfohlen. Abzugrenzen ist das unbekapselte Bakterium, das einen Teil der Normalflora des Menschen darstellt. Es ist nur unter bestimmten Umständen, z. B. bei Epithelschädigung durch Giftstoffe wie Nikotin beim Rauchen pathogen (krankheitsauslösend). Bekapselt ist H. influenzae dagegen obligat pathogen. Der Nachweis erfolgt kulturell aus Sputum, Blut und Liquor. Idealerweise auf Kochblutagar, evtl. mit staphylokokkus aureus als "Amme", der durch starke NAD Produktion ideale Wachstumsbedingungen schafft. Nach 1-2 tägiger Inkubation bei 37°C lassen sich glatte leicht durchsichtbare Kolonien feststellen.
[Bearbeiten] Haemophilus ducreyi
Haemophilus ducreyi ist als Streptobacillus des weichen Schanker (auch Ulcus molle) bekannt und ist der Erreger dieser meldepflichtigen Geschlechtskrankheit. Die Krankheit und damit auch ihr Erreger kommen vor allem in den tropischen (und armen) Regionen in Afrika, Südostasien und Lateinamerika vor. Sichtbares Zeichen der Krankheit sind rundliche Geschwüre an den Schamlippen und im Scheidenvorhof der Frau bzw. an der Eichel und am Penisschaft des Mannes. Seit 2003 ist auch das Genom dieses Bakteriums bekannt.
[Bearbeiten] Haemophilus aegypticus
Haemophilus aegypticus, auch als Koch-Weeks-Bacillus bezeichnet, ist morphologisch nicht von H. influenzae zu unterscheiden. Er ist vor allem in Nordafrika und anderen tropischen und subtropischen Kontinenten verbreitet und ist der Erreger der als purulente Konjunktivitis bekannten Augenbindehautentzündung.
[Bearbeiten] Haemophilus parainfluenzae
Haemophilus parainfluenzae tritt nur sehr selten als Krankheitserreger einer Form der Endokarditis (entzündliche Veränderung der Herzinnenhaut) auf.
[Bearbeiten] Haemophilus vaginalis
Hierbei handelt es sich um eine alte Bezeichnung der jetzt als Gardnerella vaginalis benannten Bakterien, die ziemlich häufig bei unspezifischen Entzündungen der Vagina und der Gebärmutter auftreten. Das Bakterium ist allerdings wahrscheinlich nicht immer pathogen, da es auch bei gesunden Frauen häufig festgestellt wird.
[Bearbeiten] Haemophilus haemolyticus
Anders als die anderen Vertreter der Gattung ist Haemophilus haemolyticus in der Lage, das Hämoglobin des Blutes zu spalten und zu nutzen. Eine Rolle als Krankheitserreger ist für diese Art jedoch nicht bekannt.
[Bearbeiten] Haemophilus parasuis
Erreger der Glässer´schen Krankheit der Schweine. Fieberhafte Polyserositiden und Polyarthritiden dominieren das Krankheitsbild. Der Erreger ist aber auch auf den Schleimhäuten nicht erkrankter Tiere nachgewiesen. Zu ausgeprägten Krankheitsbildern kommt es meist unter Stresseinflusses. Erregernachweis gelingt besonderst gut in Liquor cerebrospinalis unter Berücksichtigung der besonderen Wachstumsfaktoren.
[Bearbeiten] Haemophilus paragallinarum
Erreger des Ansteckenden Hühnerschnupfen (Coryza contagiosa). Auffälligstes klinisches Symptom ist der "Eulenkopf" der auf den Sekretstau in den Nebenhöhlen zurückzuführen ist.
[Bearbeiten] Haemophilus somnus
Erreger der ISTME (infektiöse, septisch-thrombosierende Meningoencephalitis) des Rindes. Symptome sind fieberhafte Allgemeinerkrankungen mit zentralnervösen Erscheinungen. Des weiteren kann der Erreger an Endometriden, Mastiden, Aborten und der Geburt lebensschwacher Kälber beteiligt sein. Taxonomisch ist die Einteilung fragwürdig. Nach Bergey´s Manual gehört er zu den "species incertae sedis".
[Bearbeiten] Therapie
Therapie der Wahl sind die Antibiotika Amoxicillin oder Moxifloxacin.