Diskussion:Hans Knappertsbusch
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Dies ist offenbar ein Kna-Fanartikel, aber von enzyklopädischer Qualität kann kaum die Rede sein.
Das Bemühen, Knappertsbusch als Nazi-Gegner darzustellen, führt in die Irre. Knappertsbusch war gewiss kein Nazi, er war (ähnlich wie Furtwängler) ein typischer konservativ-unpolitischer deutscher Künstler. In der deutschen Künstler-Weltanschauung, der Knappertsbusch wie viele andere Musiker anhing, stand die Kunst als etwas Metyphysisches zuoberst, während profane Dinge wie das Alltagsleben des gemeinen Volkes und die Politik nicht interessierten. Knappertsbuschs Streitigkeiten mit den Nazis hatten nichts damit zu tun, dass er irgendwie antifaschistisch dachte, sondern sie hingen damit zusammen, dass er grundsätzlich jede politische Vereinnahmung und jede Einmischung von Politikern in künstlerische Dinge ablehnte. Aber dass die Nazis an ihm als großem deutschen Wagner-Dirigenten so interessiert waren und ihn eigentlich gerne vereinnahmen wollten, war kein Zufall. Knappertsbusch hat affirmativ das Weltbild von Richard Wagner vertreten, in dem ein metaphysischer Antisemitismus eine tragende Rolle spielt. Das heißt nicht, dass Knappertsbusch ein vulgärer Antisemit gewesen wäre: Sehr wohl respektierte und schätzte er jüdische Künstler. Aber gegen Nazi-Aktionen gegen "jüdischen Kulturbolschewismus" hat er ganz sicher nichts gehabt. Als Anfang 1933 Thomas Mann in München und dann in verschiedenen europäischen Städten seine Rede "Leiden und Größe Richard Wagners" hielt, in der er das Werk Wagners mit Mitteln der Psychoanalyse deutete und die Verwandtschaft zwischen Wagner und Freud herausarbeitete, unterzeichnete Knappertsbusch ein von Nazis initiiertes Protestpamphlet, das Thomas Mann zur Emigration veranlasste. Knappertsbusch hat das später bereut, als er merkte, mit wem er da paktiert hatte - die Nazis waren ihm einfach zu primitiv. Wenn Knappertsbusch im Dritten Reich gelegentlich zu repräsentativen Anlässen auftrat, waren das sicher eher notgedrungene Zugeständnisse eines Musikers, der mit Politik an sich nichts zu tun haben wollte. Aber man kann nicht behaupten, dass Knappertsbuschs Denken zu dem der Nazis keine Berührungspunkte gehabt hätte. Wenn er ein ernsthafter Gegner gewesen wäre, hätten die Nazis ihn garantiert nicht geduldet. Dass man ihn trotz seiner despektierlichen Bemerkungen frei leben und arbeiten ließ, zeigt doch, dass man ihn nicht für gefährlich hielt, sondern ihn als das einschätzte, was er war: ein Künstler, der sich abfällig über Nazigrößen äußerte, weil er etwas gegen Politik und Politiker insgesamt hatte - und nicht, weil er ein Demokrat gewesen wäre und die Ideologie und Politik der Nazis abgelehnt hätte.
Was Knappertsbuschs künstlerischen Rang angeht: Sicher war Knappertsbusch seinerzeit ein bedeutender Dirigent, seine Wagner-Aufführungen hatten eine starke Überzeugungskraft. Man kann seinen spätromantischen Musizierstil mögen oder nicht. Aber es gibt keinen Grund, ihn in einem Enzyklopädie-Artikel zu beweihräuchern. Knappertsbusch lebte in einer Epoche, in der im Mittelpunkt des Musiklebens noch die Live-Aufführung stand und Aufnahmen auf Tonträger keine große Rolle spielten. In der Live-Aufführung kann man mit Charisma über Mängel und Fehler hinwegmusizieren. Die Musiker liebten Knappertsbusch, weil er die Probenarbeit auf ein Minimum beschränkte und wenig redete. Aber es gibt Knappertsbusch-Aufnahmen, wo man einfach feststellen muss, dass Einsätze holprig sind und das Orchester nie richtig zusammen ist - und das bei einem Spitzenorchester wie den Wiener Philharmonikern. Dass Knappertsbusch Bruckner-Sinfonien hartnäckig in den von Franz Schalk verhunzten Fassungen aufführte, lässt überdies die Grenzen seines Verständnisses deutlich werden. 145.254.192.20 21:45, 28. Dez. 2006 (CET)
Antwort: Was nicht ist, kann ja noch werden...
In Einzelheiten:
- Die Angelegenheit Knappertsbusch und Thomas Mann habe ich nach entsprechenden Literaturrecherchen ergänzt. Nach relativ neuen Erkenntnissen war der Protest gegen Mann nicht von den Nazis sondern von K. selbst initiiert.
- Über K.'s Verhältnis zum Nationalsozialismus gehen die Meinungen bei Autoren und Fachleuten weit auseinander, wobei sich die Fachleute selbst teilweise ordentlich bekriegen (Prieberg -> Kater) und sich die Kompetenz abstreiten. Fred K. Prieberg nimmt in seinem Standardwerk "Musik im NS-Staat, 1982" zu K. keine Stellung, druckt aber die Denunziation eines Nazi-Attachés, die dieser über K. verfasst hat, ab. Für Michael H. Kater ist K. ein ausgemachter Nazi, der sich nur dumm angestellt hat. Die Lektüre seines Buches ( "Die missbrauchte Muse", Europa) lässt jedoch sehr starke subjektive Einfärbung bzw. Sympathie-/Antipathienahme für die behandelten Personen erkennen und erscheint mir deshalb als zitierbare Quelle ungeeignet.
- Die Kritik an dem Artikel bezüglich K.s musikalischen Ranges teile ich nicht.
-- Einige weniger gelungene Live-Aufnahmen sind aus meiner Sicht kein Kriterium zur Beurteilung eines Künstlers insgesamt.
-- Die Beliebtheit K.s bei den Musikern nur auf Sprach- und Probenfaulheit zurückzuführen, ist zu oberflächlich argumentiert.
-- K's angeblich beschränktes Musikverständnis lässt sich nicht aus seinen Bruckneraufführungen in den Schalkfassungen ableiten. Dass K. nur die Schalk-Fassungen aufführte, ist auf seinem (vielleicht überzogenen) Respekt vor Bruckners Wunsch, nur diese Fassungen zu benutzen, zurückzuführen.
Last not least: Jeder kann den Artikel bei besserem Wissen ergänzen und verbessern. Manche Passagen in diesem Artikel sind zu kurz, andere wieder viel zu detailliert und sollten meiner Meinung nach gestrafft werden. Es gibt also noch einiges zutun. --Alb.buc 19:44, 18. Mär. 2007 (CET)