Handelsbilanz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Handelsbilanz ist die rechnerische Gegenüberstellung der Ein- und Ausfuhr aller Waren einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraumes.
Zur Ermittlung der Handelsbilanz sind an den Rohdaten der Ein- und Ausfuhr noch Korrekturen für die Veredelungsgeschäfte und reinen Lagergeschäfte sowie für Transportleistungen vorzunehmen. Letztere, da die Einfuhren gemäß den Regeln des Internationalen Währungsfonds "Free on board" (f.o.b.) zu bewerten sind.
Sie ist Teil der Leistungsbilanz und somit auch Teil der Zahlungsbilanz.
Übersteigt die Summe der Ausfuhren die Summe der Einfuhren, so spricht man von einer aktiven bzw. positiven Handelsbilanz oder von einem Handelsbilanzüberschuss (siehe Kapitalexport), im umgekehrten Fall, also wenn die Importe die Exporte übersteigen, von einer passiven oder negativen Handelsbilanz bzw. einem Handelsbilanzdefizit.
[Bearbeiten] Volkswirtschaftliche Effekte
Bei einer positiven Handelsbilanz steigen das Angebot an ausländischer und die Nachfrage nach inländischer Währung. Dadurch kommt es (wenn keine festen Wechselkurse vorliegen) tendenziell zu einer Aufwertung der inländischen Währung. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Wechselkurs auch von zahlreichen anderen Determinanten bestimmt ist; insbesondere sind hier Kapitalanlagen zu nennen. Wenn die Nachfrage nach ausländischen Anlagen groß ist, kann ein Handelsbilanzüberschuss auch mit einer Abwertung einhergehen. Allerdings ändert dies nichts daran, dass der Handelsbilanzüberschuss für sich genommen eine Aufwertung der Inlandswährung bewirkt.
Daraus ergibt sich eine Verteuerung der Exporte. Somit werden die Exporte nicht mehr so stark nachgefragt, der natürliche Marktmechanismus sorgt also im Modell immer für eine ausgeglichene Handelsbilanz. In der Realität gibt es jedoch auch dauerhaft unausgeglichene Handelsbilanzen. Die deutsche Handelsbilanz weist schon seit Jahrzehnten Überschüsse auf. "Als Exportnation weist Deutschland traditionell einen Ausfuhrüberschuss auf. Lediglich in den Anfangsjahren der Bundesrepublik 1950 und 1951 verzeichnete die deutsche Außenhandelsstatistik einen Einfuhrüberschuss."[1] Im Jahr 2005 betrug der deutsche Außenhandelsüberschuss 160,6 Mrd. EUR (vorläufiges Ergebnis).[2]
Viele Länder, so z. B. auch die Volksrepublik China, hebeln den oben genannten Marktmechanismus aus, indem sie ihre Währung an eine Ankerwährung (z. B. den US-Dollar) koppeln. Dadurch sichert beispielsweise China seine stark positive Handelsbilanz gegenüber den USA.
Bei einer negativen Handelsbilanz treten die genannten Effekte umgekehrt auf.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Handelsbilanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 13. September 2005
- ↑ Statistisches Bundesamt, Gesamtentwicklung des deutschen Außenhandels von 1950 bis 2005