Hans Paasche
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Hans Paasche (* 3. April 1881 in Rostock; † 21. Mai 1920 auf Gut Waldfrieden, Neumark) war Reiseschriftsteller, Essayist und Wortführer der bürgerlichen Lebensreformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts.
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[Bearbeiten] Leben
Hans Paasche ist der Sohn des wohlhabenden Wirtschaftswissenschaftlers und Reichstags-Vizepräsidenten Hermann Paasche. Er war Schüler des Berliner Joachimsthalschen Gymnasiums. Er bereiste als Afrikaforscher die deutsche Kolonie Ost-Afrika und erlernte fliessend Kisuaheli. 1900 begann er eine militärische Laufbahn in Richtung Marineoffizier. 1909 heiratete Paasche seine Frau Ellen und machte mit ihr eine Hochzeitsreise ins östliche Afrika und an die Quellen des Weißen Nils.
Im Jahr 1913 nahm er am Erster Freideutscher Jugendtag, einem Treffen der Jugendbewegung am hohen Meißner teil. Zum ersten Weltkrieg meldete sich Paasche trotzdem freiwillig als Marineoffizier, bekam aber wegen seiner zunehmend pazifistischen Einstellung Probleme mit der Militärführung, die 1916 sogar zu einer unehrenhaften Entlassung aus dem Militärdienst führten. Politische Agitation und der Kontakte zu Kriegsgefangenen führten zu seiner Verhaftung. Um die drohende Anklage wegen Hochverrats mitsamt Todesstrafe zu umgehen, ließ ihn sein Vater in eine Nervenklinik einweisen. Der Verurteilung vermochte er dennoch nicht ganz zu entgehen. Allerdings wurde sie abgeschwächt und er wurde lediglich wegen Landesverrats eingesperrt. Am 9. November 1918 wird er von revolutionären Matrosen aus dem Gefängnis befreit und in den Reichstag gebracht, um dort in den Vollzugsrat der Arbeiter und Soldatenräte gewählt zu werden. So forderte er unter anderem nach dem Krieg als Mitglied des Vollzugsrates von Berlin den Abriss der Siegesallee samt Siegessäule. Am 21. Mai 1920 wurde er von rechtsgerichteten regierungnahen Truppen der Freikorps auf seinem eigenen Grundstück beim Baden vor den Augen seiner Kinder "auf der Flucht erschossen".
[Bearbeiten] Paasche als Gesellschaftskritiker
Die Reiseerlebnisse in Afrika hatten einen nachhaltigen Einfluss auf ihn. Sie ließen ihn zu einem entschiedenen Kritiker des westlichen Fortschritts-Konzepts werden. Paasche kehrte die Hochnäsigkeit europäischen Denkens bei der Betrachtung anderer Kulturen einfach um und verdeutlichte damit den absolut geltenden Wertemaßstab der rein auf Mengenwachstum sich ausrichtenden Industriegesellschaft. Diese Art der Kritik war neu.
Er warb für Pazifismus und Frauenstimmrecht, unterstützte den Tierschutz, die vegetarische Bewegung und war einer der Wortführer der bürgerlichen Jugendbewegung der Jahrhundertwende vor dem Ersten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Werke
- 1907 Im Morgenlicht. Kriegs-, Jagd- und Reise-Erlebnisse in Ostafrika
- 1912/1913 Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland ISBN 3-922708-46-3
- 1912-1914 Der Vortrupp - Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit
- 1914 Fremdenlegionär Kirsch
- Eine abenteuerliche Fahrt von Kamerun in die deutschen Schützengräben in den Kriegsjahren 1914/15
- 1992 Ändert Euren Sinn. Schriften eines Revolutionärs Posthume Schriften ISBN 3-924444-49-8
- 2006 Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland Hörbuch-CD
[Bearbeiten] Literatur
- Werner Lange: Hans Paasches Forschungsreise ins innerste Deutschland. Eine Biographie. Mit einem Geleitwort von Helga Paasche. Donat, Bremen 1984. ISBN 3-924444-02-1
- Helmut Donat (Hrsg.): Auf der Flucht erschossen .... Schriften und Beiträge von und über Hans Paasche. Bremen: Donat 1981. ISBN 3-924444-02-1
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hans Paasche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland
Personendaten | |
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NAME | Paasche, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Mustermann, Hans-Erwin Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller, Menschenrechtler und Pazifist |
GEBURTSDATUM | 3. April 1881 |
GEBURTSORT | Rostock |
STERBEDATUM | 21. Mai 1920 |
STERBEORT | Gut Waldfrieden, Neumark |