Hermelinkaninchen
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Das Hermelinkaninchen ist eine Kaninchenrasse aus der Gruppe der Zwergkaninchen. Das Hermelinkaninchen wird in zwei verschiedenen Farbenschlägen gezüchtet. Während der ältere, rotäugige Farbschlag (Hermelin, Rotauge) ein Albino ist, handelt es sich beim blauäugigen Farbenschlag um ein leuzistisches Tier. Kreuzungen der beiden Farbenschläge ergeben in der F1-Generation farbige Nachkommen.
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[Bearbeiten] Aussehen des Hermelinkaninchen
Das Hermelinkaninchen ist der Urtyp der Zwergkaninchen. Die charakteristische, von den anderen Kaninchenrassen unterschiedliche Köperform mit dem rundlichen, kompakten Körper, den kurzen kleinen Läufen und dem relativ großen Kopf mit den großen Augen und den eng zusammenstehenden kurzen Ohren, wird durch den so genannten Zwergfaktor hervorgerufen. Die Felle beider Farbschläge des Hermelinkaninchens sind rein weiß, dicht und relativ weich. Das Gewicht der Hermelinkaninchen liegt idealer weise zwischen 1,1 und 1,35 kg, Tiere, die unter 1,0 kg bzw. über 1,5 kg wiegen, werden auf Rassekaninchenschauen von der Bewertung ausgeschlossen.
[Bearbeiten] Geschichte des Hermelinkaninchens
Die Entstehung der Rasse ist nicht vollständig geklärt, es existieren mehrere Varianten, wie es zur Herauszüchtung der Hermelinkaninchen gekommen ist. Dabei stellt das rotäugige Hermelinkaninchen den ursprünglichen Typ dar, zu dessen Ursprung es mehrere Theorien gibt. Diese müssen sich nicht notwendigerweise ausschließen, da es mehrmals zur unabhängigen Herauszüchtung von ähnlichen Kaninchenrassen gekommen ist.
[Bearbeiten] Das rotäugige Hermelinkaninchen
[Bearbeiten] Das „polnische“ Kaninchen
Eine Theorie zur Entstehung des Hermelinkaninchens, die besonders in der deutschen Literatur verbreitet ist, geht von seiner Herauszüchtung aus relativ kleinen weißen oder gescheckten Landkaninchen, die besonders im Erzgebirge gezüchtet wurden. Das Fell dieser Tiere soll sich besonders gut zur Herstellung eines Imitates des Fells des echten Hermelin geeignet haben. In früheren Zeiten war die Imitation wertvoller Pelze ein wichtiges Zuchtziel der Rassekaninchenzüchter, was sich auch im Namen weiterer Kaninchenrassen widerspiegelt. Polnische Kürschner sollen Pelze und Tiere dann nach England gebracht haben, wo Tiere dieses Typs 1884 in Hull durch J. Meynell und G. Hedworth erstmals auf einer Ausstellung gezeigt worden. Diese als „Polish“ bezeichneten Tiere kamen dann nach um 1900 Deutschland und wurden hier 1903 erstmal gezeigt. Die weitere Zucht der Rasse erfolgte unter dem Namen Hermelin. Im englischen (Polish) und niederländischen Sprachraum ist die Rasse weiterhin unter dem alten Namen verbreitet.
In den „Bewertungsbestimungen für Rassekaninchen in sozialistischen Ländern“, die von 1980 bis zur Wiedervereinigung auch in der DDR galten, existierte eine albinotische Kaninchenrasse „Polnische Weiße“, das aber in Gewicht (2.25 bis 3.25 kg) und Typ der Beschreibung nach eher dem Russenkaninchen glich.
[Bearbeiten] Der belgische/englische Ursprung
Eine in der britischen Literatur (Sandford) zu findende Darstellung geht davon aus, dass das Hermelinkaninchen aus Schlachtkaninchen belgischer Herkunft gezüchtet wurden. Der Autor gibt auch an, dass Tiere diesen Typs in England mehrfach aus kleinen weißen, holländer- oder russenfarbigen Tieren gezüchtet wurden. Bemerkenswert ist, dass von Sandford als „Polish“ ein Tier abgebildet wird, welches bis auf das zwergkaninchentypische kurze Ohr im Habitus eher einem Hasenkaninchen gleicht.
[Bearbeiten] Das Blauäugige Hermelinkaninchen
Das blauäugige Hermelinkaninchen hat zumindest für Deutschland nach übereinstimmender Auffassung seinen Ursprung in Sachsen. Das Ziel, ein blauäugiges Zwergkaninchen zu züchten, verfolgten unabhängig von einander die Züchter Kluge in Hohndorf und sowie Unger und Lohse in Dippoldiswalde. Welche Rassen zur Herauszüchtung verwendet worden ist unklar, mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden neben den rotäugigen Hermelinkaninchen Holländerkaninchen eingesetzt.
[Bearbeiten] Zucht
Die Zucht der Rasse ist nicht ganz einfach, da es sich um spalterbige Tiere handelt (einzige einfarbige spalterbige Kaninchenrasse) handelt ist ein Teil der Jungtiere (rechnerisch 25%) (reinerbige Träger des Zwergfaktors nicht lebensfähig. Ein weiteres Viertel der Jungtiere besitzt den Zwergfaktor nicht und zeigt deshalb auch nicht die im Standard verlangte Körperform. Dazu kommt, dass die Hermelinkaninchen im Gegensatz zur sprichwörtlichen Vermehrungsfreude des Kaninchens zu recht kleinen Würfen neigen.
[Bearbeiten] Literatur
- Dorn, F.K.; März, G.: Rassekaninchenzucht, 5. Auflage, Neumann-Verlag, Leipzig-Radebeul, 1981
- Sandfort, J.C.: The domestic rabbit, 5th edition, Blackwell Science, Oxford, 1996, ISBN: 3-632-03894-2
- Thormann, L.: Farbenzwerge, Oertel und Spörer, Reutlingen, 1997, ISBN 3-88727-203-6
- Thormann, L.: Unsere Hermelinkaninchen, In „Das Blaue Jahrbuch 1999 – Ein praktischer Wegweise für den Kaninchenzüchter“, Oertel und Spörer, Reutlingen, 1999, S. 111 – 119