Hochhausprojekt Wien Mitte
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Das Hochhausprojekt Wien Mitte war ein von Laurids Ortner geplantes, 1990 bis 2003 in verschiedenen Planungsvarianten diskutiertes aufwändiges Immobilienprojekt, das in unmittelbarer Nähe zur Wiener Ringstraße und damit zur Inneren Stadt ein hoch verdichtetes Büro und Dienstleistungszentrum vorsah.
Kurz nach der Entscheidung der Jury (im April 1990) für die Ortner'sche Variante des Wiener Museumsquartiers, die unter anderem ein Hochhaus - den so genannten Leseturm - im unmittelbaren Ringstraßenbereich vorsah, wurde Laurids Ortner im Oktober 1990 als Resultat eines Expertenverfahrens auch mit der Planung für ein weiteres innenstadtnahes Großprojekt betraut: der Überbauung im Bereich Bahnhof Wien Mitte. Ungeachtet des (wie beim Museumsquartier) überwiegend positiven Medienechos machten sich bald auch in diesem Fall deutliche Widerstände seitens diverser Bürgerinitiativen, aber auch von Politikern und Fachleuten bemerkbar. Zahlreiche Zeitungsberichte im August 1992 zeigten die anhaltend zustimmende Haltung der Medien - der Tenor war aufmunternd im Sinne der "Setzung städtebaulicher Akzente", auch wurde die Argumentationslinie "fort mit dem Schandfleck des Bahnhofs" verfochten (der allerdings erst aus den 1960er Jahren stammt).
Angesichts des Einbruchs der Immobilienkonjunktur zu Anfang der 1990er Jahre und der vorrangigen Entwicklung des Hochhausviertels Donau City an der Neuen Donau geriet das Projekt Wien Mitte mit seiner aufwändigen Gleisüberbauung allerdings ins Hintertreffen. Ab November 1999 wurde von den Proponenten des Projekts ein weiterer Anlauf unternommen, der auch entsprechenden Widerhall in den Medien fand. Diesmal gehörte allerdings auch der beliebte Altbürgermeister Helmut Zilk in einem viel beachteten Silvesterkommentar zu den Kritikern der unterdessen erheblich höher gewordenen Türme, für deren Genehmigung er personelle Veränderungen im Fachbeirat für Stadtplanung mit verantwortlich machte. Im Mai 2000 stimmte der Wiener Gemeinderat zwar dem Bauprojekt zu, jedoch hatten sich in der Folge eine Reihe renommierter Architekten, darunter Roland Rainer, Gustav Peichl und Friedrich Kurrent dagegen ausgesprochen.
Entscheidend für das Scheitern des Projektes wurden schließlich der Widerstand von ICOMOS und UNESCO, die das Projekt (in der so genannten Pufferzone des Welterbegebiets im Widerspruch mit der von Wien gewünschten Deklaration der Innenstadt als Weltkulturerbe sahen. Auch seitens der Investoren war nun eine gewisse Distanzierung gegenüber dem heftig umstrittenen und teuren Projekt sichtbar. Ein Nachfolgeprojekt der Architekten Henke und Schreieck verzichtet auf die signalsetzenden Türme, ist aber noch nicht in der Bauphase angelangt.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien - ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2005,
- Planung initiativ - "Saubermänner - Projekt Überbauung Bah nhof Wien-Mitte", in: Bürgerbeteiligung in Wien, Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtgestaltung, Stadtplanung Wien Band 54, Wien 1994