Jean-Marie Bastien-Thiry
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Jean-Marie Bastien-Thiry (* 19. Oktober 1927 in Lunéville; † 11. März 1963 in Fort d'Ivry (Département Seine) war ein französischer Lieutenant-colonel und der Organisator eines Attentats auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle.
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[Bearbeiten] Lebenslauf
Bastien-Thiry entstammte einer Familie mit langer militärischer Tradition. Er absolvierte Studien an der École polytechnique und der École nationale supérieure de l'Aéronautique bevor er der französischen Luftwaffe beitrat. Er arbeitete dort vor allem an der Konstruktion von Luft-Luft-Raketen. In dieser Funktion wurde Bastien-Thiry durch de Gaulle persönlich befördert.
Während des Algerienkrieges unterstützte er die harte Haltung des französischen Militärs, das entgegen der französischen Öffentlichkeit eine Unabhängigkeit Algeriens kategorisch ablehnte. Nach langwierigen Verhandlungen beider Staaten und trotz mehrerer Terroranschläge der rechten Organisation de l'armée secrète (OAS) gab de Gaulle am 13. März 1962 nach und erkannte die Souveränität des algerischen Staates an. Bastien-Thiry, der jegliche Verhandlungen mit der Algerischen Befreiungsfront missbilligte, trat daraufhin der OAS bei und plante in deren Auftrag eine Entführung von de Gaulle. Dabei wurde von vornherein auch die Möglichkeit einer Ermordung des Präsidenten nicht ausgeschlossen.
Am 22. August 1962 wurde im Pariser Vorort Petit-Clamart ein Attentat durchgeführt. Obwohl der Wagen des Präsidenten von mehreren MG-Schützen unter Feuer genommen wurde, konnten de Gaulle und seine Frau unverletzt entkommen.
Bastien-Thiry, der sich zum Zeitpunkt des Attentats in Großbritannien aufgehalten hatte, wurde sofort nach seiner Rückkehr verhaftet. Nach einem kurzen Militärgerichtsprozess vom 28. Januar bis zum 4. März 1963 wurde Bastien-Thiry zum Tode verurteilt. Seine Verteidigung betonte, dass Bastien-Thiry zum Zeitpunkt der Attentatsplanung nachweislich unter Depressionen litt und deshalb auch in Behandlung war. Von Seiten der Anklage wurde dies jedoch nicht als mildernder Umstand anerkannt. Nach der Urteilsverkündung wandelte de Gaulle die Urteile gegen die Mordschützen in Freiheitsstrafen um, eine Begnadigung Bastien-Thirys lehnte er jedoch ab.
Am 11. März 1963 wurde Jean-Marie Bastien-Thiry durch Erschießung im Gefängnis von Fresnes hingerichtet.
Bastien-Thiry war verheiratet und Vater dreier Töchter.
[Bearbeiten] Beurteilung des Attentats
Bastien-Thirys Attentatspläne werden nach wie vor aus verschiedenen Blickwinkeln beurteilt und kontrovers diskutiert. So sollte im Juli 2005 in der südfranzösischen Stadt Marignane ein Denkmal für "vier Märtyrer der national-kolonialistischen Sache", darunter Bastien-Thiry, eingeweiht werden. Die Zeremonie wurde schließlich verboten und in mehreren Demonstrationen protestierten linke Vereinigungen gegen die Errichtung des Denkmals.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Biographie der eigenen Tochter
Bastien-Thirys Tochter Agnes veröffentlichte im Jahr 2005 ein Buch, in dem sie die Taten ihres Vaters verteidigt und das Todesurteil gegen ihn als unrechtmäßig darstellt.
- Agnès Bastien-Thiry: Mon père, le dernier des fusillés (franz.), Paris, Éditions Michalon, 2005, ISBN 2-8418-6266-6
[Bearbeiten] Andere Biographien
- Bastien-Thiry, Gabriel: Plaidoyer pour un frère fusillé (franz.), La table ronde, 1966.
- Jean-Pax Mefret: Bastien-Thiry: Jusqu'au Bout de L'Algerie Francaise (franz.), Pygmalion Editions, 2003, ISBN 2857048157
- Gilbert Labadie: Bastien-Thiry, mon camarade (franz.), 1989, ISBN 2950404308
[Bearbeiten] Trivialliteratur
Das von Bastien-Thiry organisierte Attentat bildete die Grundlage für die Handlung von Frederick Forsyths Roman Der Schakal, welcher auch mehrfach verfilmt wurde.
- Frederick Forsyth: Der Schakal, Piper, 2002, ISBN 349223125X
[Bearbeiten] Weblinks
- "Konservativ-rechtsextremer Bürgermeister weiht Denkmal für tote Rechtsterroristen ein"
- Erklärung Bastien-Thirys vor dem Militärgericht, welches ihn zum Tode verurteilte (franz.)
- Fotografie Bastien-Thirys
Personendaten | |
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NAME | Bastien-Thiry, Jean-Marie |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Oberst und Attentäter |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1927 |
GEBURTSORT | Lunéville |
STERBEDATUM | 11. März 1963 |
STERBEORT | Fresnes |