Johann Beckmann
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Beckmann (* 4. Juni 1739 in Hoya; † 3. Februar 1811 in Göttingen) war ein deutscher Philosoph und Ökonom. Sein literarisches Werk zielte auf die Begründung einer allgemeinen Technologie als ganzheitliche Wissenschaft von der Technik und ihren Einsatzmöglichkeiten. Er gilt auch als Vater der Agrarwissenschaft, der Warenkunde und der kritischen Technikgeschichtsschreibung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und Werk
Beckmann wurde 1739 in Hoya an der Weser geboren. Er besuchte dort die öffentliche Lateinschule, das Abitur legte er in Stade ab. Ab 1759 studierte er Theologie, Mathematik, Physik und Naturlehre an der Georg-August-Universität Göttingen. Studienreisen führten ihn an die seinerzeit bedeutendsten Universitäten Europas.
Ab 1763 war Beckmann Professor der Physik und Naturgeschichte am lutherischen Gymnasium in Sankt Petersburg. Im Jahr 1765 ging er nach Schweden, wo er Schüler Carl von Linnés war. 1766 wurde er zum außerordentlichen Professor für Weltweisheit (Philosophie) an die Göttinger Universität berufen. 1770 wurde er ebenfalls in Göttingen zum ordentlichen Professor der Ökonomie und zum Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften ernannt.
In seinen Vorlesungen zur Ökonomie verband Beckmann Theorie und Praxis, indem er den Weg eines Produktes vom Rohstoff über die Verarbeitung bis zum Verkauf und sachgerechten Einsatz veranschaulichte. Bald war er so bekannt, dass Studenten aus allen Teilen Europas - unter ihnen Alexander von Humboldt - seine Vorlesungen in Göttingen besuchten. Seine wesentlichen Erkenntnisse veröffentliche er 1769 in dem Lehrbuch Grundsätze der teutschen Landwirthschaft. Dieses Werk, das sechs Auflagen erlebte, galt als das bedeutendste landwirtschaftliche Hochschullehrbuch im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Bedeutung dieses Lehrbuches liegt weniger in einer detaillierten Beschreibung landwirtschaftlicher Produktionstechniken, sondern in der Erarbeitung einer Methodik, das traditionelle Erfahrungswissen im Landbau unter Einbeziehung naturwissenschaftler Erkenntnisse zu ordnen, zu systematisieren und zu klassifizieren. Beckmann hatte damit für die Landwirtschaft ein eigenständiges wissenschaftliches Lehrgebäude geschaffen.
Wichtigste Leistung Beckmanns war die Begründung der Wissenschaft von der Technologie. Hierzu untersuchte er systematisch handwerkliche Tätigkeiten nach technischen Prinzipien, um zu beschreiben, wie sich durch den Einsatz von geeigneten Verfahren und Werkzeugen die Produktion effizienter gestalten ließ. Der Begriff Technologie wurde 1772 von ihm eingeführt.
Beckmann schrieb u.a.:
- Über Einrichtung der oeconomischen Vorlesungen. Göttingen 1767.
- Anleitung zur Technologie. Göttingen 1777, 5. Auflage 1809.
- Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. 5 Bände, Leipzig und Göttingen 1780-1805.
- Entwurf einer algemeinen Technologie. Leipzig und Göttingen 1806.
- Anleitung zur Handlungswissenschaft. Göttingen 1789.
- Vorbereitung zur Waarenkunde. 2 Bände, Göttingen 1795 bis 1800.
- Physikalisch-oeconomische Bibliothek. 23 Bände Göttingen 1770-1807.
- Grundsätze der teutschen Landwirthschaft. Göttingen 1769; weitere Auflagen 1775, 1783, 1790, 1802 u. 1806.
- Beiträge zur Oeconomie, Technologie, Polizey- und Cameralwissenschaft. 12 Bände Göttingen 1777-1791.
- Anweisung, die Rechnungen kleiner Haushaltungen zu führen. Göttingen 1797, 2. Aufl. 1802.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Monographien
- Günter Bayerl [u.a.] (Hrsg.): Johann Beckmann (1739–1811): Beiträge zu Leben, Werk und Wirkung des Begründers der allgemeinen Technologie, Münster [u.a.] 1999, ISBN 3-89325-768-3
- Hans-Peter Müller (Hrsg.): Sozialpolitik der Aufklärung: Johann Beckmann und die Folgen. Ansätze moderner Sozialpolitik im 18. Jahrhundert, Münster [u.a.] 1999, ISBN 3-89325-733-0
- Hans-Peter Müller [u.a.] (Hrsg.): Technologie zwischen Fortschritt und Tradition: Beiträge zum Internationalen Johann-Beckmann-Symposium, Göttingen 1989, Frankfurt am Main [u.a.] 1992, ISBN 3-631-43368-9
- Johann Beckmann (1739–1811): Leben und Werk des Begründers der Technologie und bedeutenden Förderers der Warenkunde und Landwirtschaftslehre. Ausstellung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Heimatmuseum Grafschaft Hoya 28. Januar bis 29. Februar 1984, hrsg. v. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Auswahl und Kommentare Bärbel Bendach, Göttingen 1984
- Wilhelm Franz Exner: Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft. Vortrag gehalten im K. K. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie. Mit Portr., mit einem Anhang von Ulrich Troitzsch, Reprint der Original-Ausgabe Wien 1878, Hoya 1989
- Manfred Beckert: Johann Beckmann. Leipzig 1983 = Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Band 68.
[Bearbeiten] Zeitschriften
- Johann-Beckmann-Journal: Mitteilungen der Johann-Beckmann-Gesellschaft e.V., Berlin / Diepholz: Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, 1987ff., ISSN 0942-5020
[Bearbeiten] Weblinks
- Johann Beckmann Gesellschaft in Hoya/Weser
- Johann-Beckmann-Gymnasium in Hoya/Weser
- Johann Beckmann als Begründer der Technologie als ganzheitliche Wissenschaft
- Hotel Beckmann Treffpunkt der Johann-Beckmann-Gesellschaft in Göttingen. Zum 250 Geburtstag wurde hier eine Büste von Johann Beckmann aufgestellt.
- Johann Beckmann Journal, Verlagsankündigung
- Literatur von und über Johann Beckmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Commons: Johann Beckmann – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Beckmann, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | Landwirt, Technologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 4. Juni 1739 |
GEBURTSORT | Hoya |
STERBEDATUM | 3. Februar 1811 |
STERBEORT | Göttingen |
Kategorien: Mann | Deutscher | Landwirt | Agrarwissenschaftler | Ökonom (18. Jahrhundert) | Ökonom (19. Jahrhundert) | Technikhistoriker | Hochschullehrer (Göttingen) | Autor | Literatur (Deutsch) | Literatur (18. Jahrhundert) | Literatur (19. Jahrhundert) | Sachliteratur | Geboren 1739 | Gestorben 1811