Johannes von Antiochia
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Johannes von Antiochia war ein spätantiker Historiker, der im 7. Jahrhundert n. Chr. schrieb.
Über Johannes’ Leben ist nur sehr wenig bekannt. Er stammte wohl aus der syrischen Metropole Antiochia am Orontes, einer der bedeutendsten Städte des oströmischen Reiches, war gebildet und vielleicht in der Reichsverwaltung tätig gewesen. Wohl zu Beginn des 7. Jahrhunderts verfasste er, wahrscheinlich in Konstantinopel, eine Weltchronik, für die er mehrere gute Quellen heranzog. Diese beschrieb die Ereignisse von der „Schöpfung“ bis zum Regierungsantritt des Kaisers Herakleios im Jahr 610. Anders als in vielen anderen spätantiken Chroniken, findet bei Johannes die Kirche kaum Beachtung. Vielmehr war er an politischen Themen interessiert, sein anspruchsvolles Werk enthält darüber hinaus auch wichtige Informationen, die teils aus heute verlorenen Werken stammen.
Allerdings ist Johannes’ Chronik nur fragmentarisch erhalten, und selbst die Anordnung der Fragmente stellte die Forschung lange Zeit vor erhebliche Probleme. Umberto Roberto hat 2005 eine neue, erstmals komplette Edition vorgelegt (und damit die alte Edition von C. Müller aus dem Jahre 1851 bzw. 1870 ersetzt), in der auch manche Meinungen der älteren Forschung modifiziert bzw. widerlegt werden. So ist etwa Roberto der Ansicht, dass Johannes keineswegs ein Miaphysit war oder mit dem antiochenischen Patriarchen Johannes gleichgesetzt werden könnte.
[Bearbeiten] Literatur
- Umberto Roberto: Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia Chronica. Introduzione, edizione critica e traduzione. Berlin 2005 (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 154).
(Grundlegende Textausgabe mit italienischer Übersetzung und ausführlicher Einleitung. Besprechung im Göttinger Forum für Altertumswissenschaft.)