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Byzantinisches Reich

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Die Grenzveränderungen des Byzantinischen Reiches
Die Grenzveränderungen des Byzantinischen Reiches

Das Byzantinische Reich (griechisch Βυζαντινή Αυτοκρατορία, offiziell Βασιλεία τῶν Ρωμαίων) verkürzt auch nur Byzanz (griechisch Βυζάντιο[ν]) oder, aufgrund der historischen Herkunft, das Oströmische Reich war ein Kaiserreich im östlichen Mittelmeerraum, das sich anfangs bis zur arabischen Halbinsel und nach Nordafrika erstreckte, später aber auf den Balkan und Kleinasien beschränkt war und von der Hauptstadt Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) aus regiert wurde. Es hat seine Wurzeln in der römischen Spätantike (284–641) und endet mit der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahre 1453.

Als Anfangspunkt des Byzantinischen Reiches wird oft die römische Reichsteilung im Jahr 395 und die damit verbundene Entstehung eines Oströmischen und eines Weströmischen Reiches festgesetzt (die Bezeichnungen sind modernen Ursprungs; nach zeitgenössischer Auffassung gab es nur ein Reich unter zwei Kaisern). Resultierend aus diesen Wurzeln war das Reich zunächst geprägt von hellenistischer Kultur, römischem Staatswesen und christlicher Religion. Im Gegensatz zum Weströmischen Kaisertum, das schon 476 im Zuge der Völkerwanderung ein Ende fand, verlor das Oströmische bzw. Byzantinische Reich seinen römisch-spätantiken Charakter erst im Laufe der arabischen Eroberungen im 7. Jahrhundert. Es sah sich zeit seines Bestehens als unmittelbar und einzig legitimes, weiterbestehendes Römisches Kaiserreich und leitete daraus einen Anspruch auf Oberhoheit über alle christlichen Staaten des Mittelalters ab. Dieser Anspruch war aber spätestens seit etwa dem Jahr 600 nicht mehr durchsetzbar.

Nach dem Fall Konstantinopels 1453 brachten Flüchtlinge aus Byzanz, darunter zahlreiche Gelehrte, ihr naturwissenschaftlich-technisches Wissen und die alten Schriften der griechischen Denker in die westeuropäischen Städte und trugen dort – zusammen mit dem etwa gleichzeitig erfundenen Buchdruck und dem Aufstieg des Handelswesens – maßgeblich zur Entfaltung der Renaissance bei.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Das Wesen von Byzanz

Die Byzantiner – und die Griechen bis ins 19. Jahrhundert hinein – betrachteten und bezeichneten sich selbst als Römer (Pωμαίοι, Rhōmaíoi), das Wort Griechen (Έλληνες, Héllēnes) wurde fast nur für die vorchristlichen, heidnischen griechischen Kulturen und Staaten verwendet. Die heute üblichen Bezeichnungen Byzantiner und Byzantinisches Reich sind modernen Ursprungs. Zeitgenossen sprachen immer von der Βασιλεία των Pωμαίων (Basileía tōn Rhōmaíōn - dem Reich der Römer) oder der Pωμαική Αυτοκρατορία (Rhōmaikḗ Autokratoría - der Römischen Selbstherrschaft, dem Römischen Kaiserreich). Nach ihrem Selbstverständnis waren sie nicht die Nachfolger des Römischen Reiches – sie waren das Römische Reich an sich. Dies war auch staatsrechtlich der Fall, zumal Byzanz in einem intakten, an die Spätantike erinnernden Zustand existierte, denn es hatte ja keinen derartigen Einschnitt wie im Westen gegeben, der sich erst nach und nach veränderte und zu einer Gräzisierung des Staates unter Herakleios führte. Allerdings war bereits vorher die vorherrschende, nationale Identität des Oströmischen Reiches griechisch. Altgriechisch und seit der Wende um 600 das Mittelgriechische, lautlich mehr schon ans heutige erinnernde Griechisch war nicht nur die Amtssprache – seit Herakleios, vorher war es Latein – sondern auch die Sprache der Kirche, der Literatur und aller Handelsgeschäfte.

Das Byzantinische Reich war zwar ein polyethnischer Staat, der außer Griechen auch Armenier, Illyrer und Slawen sowie in frühbyzantinischer Zeit auch Syrer und Ägypter einschloss, aber die meisten Gebiete, über die er sich erstreckte, waren seit Jahrhunderten hellenisiert, also dem griechischen Kulturkreis angeschlossen. Hier lagen bedeutende Zentren des Hellenismus wie Konstantinopel, Antiochia, Ephesos, Thessaloníki und Alexandria, und hier bildete sich auch die griechisch-orthodoxe Form des Christentums heraus.

Das Gebiet des heutigen Griechenlands spielte im Byzantinischen Reich lange keine sonderlich bedeutende Rolle, da die neben der Hauptstadt wirtschaftlich und militärisch bedeutsamsten Gebiete die orientalischen Provinzen des Reiches waren. Als diese verloren gingen, spielte Kleinasien eine wichtige Rolle, erst seit dem Hochmittelalter auch wieder vor allem der Balkan. Als Kleinasien nach 1071 teilweise und im 14. Jahrhundert endgültig an türkische Invasoren fiel, begann der Abstieg von der Groß- zur Regionalmacht und schließlich zum Kleinstaat.

Das Byzantinische Reich besaß – im Gegensatz zu den meisten anderen Reichen des Mittelalters – auch nach dem Einfall der Araber noch lange eine recht straff organisierte Bürokratie, deren Zentrum Konstantinopel war. Das Reich verfügte weiter über einen effizienten Verwaltungsapparat und ein organisiertes Finanzwesen, sowie über eine stehende Armee. Kein Reich westlich des Kaiserreichs China konnte etwa über so große Beträge verfügen wie Byzanz. Die wirtschaftliche Kraft und Ausstrahlung von Byzanz war so groß, dass der goldene Solidus zwischen dem 4. und 11. Jahrhundert die Leitwährung im Mittelmeerraum war. Der Kaiser wiederum herrschte de facto fast uneingeschränkt über Reich und Kirche, und dennoch war in keinem anderen Staat eine so große Aufstiegsmöglichkeit in die Aristokratie gegeben wie in Byzanz, welches eine Mischung aus römischem Staatswesen, griechischer Kultur und christlichem Glauben (Lit.: Georg Ostrogorsky) darstellte und sich immer noch dem Gedanken der antiken „Universalmacht“ verpflichtet fühlte.

Nur Byzanz, so die zeitgenössische Vorstellung, war die Wiege des „Wahren Glaubens“ und der Zivilisation. In der Tat war das kulturelle Niveau in Byzanz zumindest bis ins Hochmittelalter hinein höher, als in allen anderen Reichen des Mittelalters, abgesehen vielleicht vom islamischen Bereich. Dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass in Byzanz wesentlich mehr vom antiken Erbe bewahrt wurde als in Westeuropa; ebenso war der Bildungsstandard lange Zeit höher als im Westen.

In weiten Teilen wissen wir nur wenig über das „Neue Rom“. Relativ wenige Aktenstücke sind uns überliefert, und in Teilen schweigt auch die byzantinische Geschichtsschreibung, die in der Spätantike mit Prokopios von Caesarea einsetzte und im Mittelalter mit Michael Psellos, Johannes Skylitzes, Anna Komnena und Niketas Choniates über einige ganz hervorragende Vertreter verfügte. Wenn uns daher für einige Zeiträume nur „kirchliche“ Quellen zur Verfügung stehen, so darf dies nicht zu der Annahme verleiten, Byzanz sei ein theokratischer Staat gewesen. Die Religion war wohl oft bestimmend, aber die Quellenlage ist in Teilen und besonders für die Periode vom 7. bis 9. Jahrhundert zu dürftig, um ein klares Bild zu erhalten. Umgekehrt hat sich die Forschung heute auch von der Vorstellung eines byzantinischen Cäsaropapismus, in dem der Kaiser fast absolut über die Kirche geherrscht habe, verabschiedet.

Die ältere, westliche Forschungsmeinung sah in Byzanz oft nur eine dekadente, halborientale „Despotie“, so etwa Edward Gibbon. Dieses Bild wurde durch John B. Bury, Cyril Mango, Ralph-Johannes Lilie, John Haldon und andere längst verworfen. Es wird inzwischen immer darauf hingewiesen, dass Byzanz als Vermittler von kulturellen Werten und dem Wissen der Antike Unschätzbares geleistet habe. Es war zudem der „Schutzschild“ Europas über viele Jahrhunderte hinweg, erst gegenüber den Persern und Steppenvölkern, später gegenüber dem Islam. Ironischerweise konnte das Byzantinische Reich diese Funktion erst nach der verheerenden Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204 nicht mehr wahrnehmen.

[Bearbeiten] Grundriss der byzantinischen Geschichte

[Bearbeiten] Byzanz in der Spätantike: Das Oströmische Reich

Die Wurzeln des Byzantinischen Reiches liegen in der römischen Spätantike (284 bis 641). Der römische Kaiser Konstantin der Große baute die bis dahin altgriechische Stadt Byzanz im Jahr 330 großzügig aus und machte sie als Nova Roma (Neu-Rom) wohl im bewussten Gegensatz zu Rom (das spätestens seit der kurzen Herrschaft des Kaisers Maxentius nicht mehr ständige Residenzstadt war) zur „Hauptstadt“ der Osthälfte des Römischen Reiches bzw. zur Kaiserresidenz. Der offizielle Name wurde jedoch schnell durch die in der Umgangssprache gebräuchliche Bezeichnung Konstantinopel ersetzt (heute heißt sie Istanbul), und auch der Name „Byzanz“ hielt sich noch über Jahrhunderte. Konstantinopel blieb auch unter den nachfolgenden Kaisern Verwaltungszentrum, wenn sich auch gerade in der Frühzeit nicht alle Kaiser dort längere Zeit aufhielten. So verbrachten Julian und Valens auch längere Zeit im Osten des Reiches. Nach dem Tod des Kaisers Theodosius I. 395 wurde das Reich in eine östliche und eine westliche Hälfte unter seinen beiden Söhnen Honorius und Arcadius aufgeteilt. Solche Reichsteilungen hatte es schon früher gegeben, aber diesmal erwies sie sich als endgültig: Arcadius, der in Konstantinopel residierte, gilt daher oft als erster Kaiser des Oströmischen beziehungsweise Frühbyzantinischen Reiches. Dennoch galten alle Gesetze in beiden Reichshälften (sie wurden meist im Namen beider Kaiser erlassen), und der Konsul des jeweils anderen Teiles wurde anerkannt. Andere Forscher sehen übrigens bereits Konstantin oder erst Herakleios als den ersten byzantinischen Herrscher an.

Im späten 4. Jahrhundert, zur Zeit der beginnenden Völkerwanderung, war zunächst die östliche Reichshälfte Ziel germanischer Stämme wie der West- und der Ostgoten. In der Schlacht von Adrianopel erlitt das oströmische Heer 378 eine schwere Niederlage gegen die Goten, die wenig später südlich der Donau Land zugewiesen bekamen. Seit Beginn des 5. Jahrhunderts richteten sich die germanischen und hunnischen Angriffe dann aber zunehmend auf das militärisch schwächere Westreich. Vereinzelt musste sich Ostrom der Angriffe der Sassaniden erwehren, des einzigen gleichrangigen Konkurrenten Roms, mit dem aber zwischen 387 und 502 fast durchgängig Frieden herrschte (siehe hierzu Römisch-Persische Kriege). 410 wurde die Stadt Rom zum ersten Mal von den Westgoten erobert, während die östliche Reichshälfte, abgesehen vom Balkanraum, weitgehend unbehelligt blieb. Ostrom versuchte allerdings mitunter durchaus, das Westreich zu unterstützen, so wurde die erfolglose Flottenexpedition gegen die Vandalen 467/68 von Ostrom getragen.

Allerdings hatte das Reich unter Kaiser Leo I. schwer mit dem Problem der germanischen Hilfstruppen zu kämpfen. Meistens handelte es sich bis Ende des 5. Jahrhunderts bei dem amtierenden Heermeister (einem hochrangigen General) um einen Germanen. Doch konnte das Problem dann um 480 durch die Heranziehung der Isaurier in den Militärdienst gelöst werden, die ein Gegengewicht zu den Germanen bildeten. Im oströmischen Heer kämpften fortan wieder überwiegend Reichsangehörige. Die Kaiser konnten ihre Stellung im Osten auch innenpolitisch stabilisieren. Während der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus im Jahr 476 von dem germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt wurde (der letzte von Ostrom anerkannte Kaiser war allerdings Julius Nepos, der 480 in Dalmatien verstarb), erstarkte das Ostreich zusehends. Die Germanenreiche erkannten seither den oströmischen Kaiser als ihren nominellen Oberherren an. Kaiser Anastasios I. stärkte zudem die Finanzkraft des Reiches, was später der Expansionspolitik unter Justinian I. zugute kam.

Justinian I., Mosaikbild aus St. Vitale in Ravenna
Justinian I., Mosaikbild aus St. Vitale in Ravenna

Im 6. Jahrhundert eroberten unter Kaiser Justinian I. (527-565) die beiden oströmischen Feldherren Belisar und Narses große Teile der weströmischen Provinzen – Italien, Nordafrika und Südspanien – zurück und stellten damit das Imperium Romanum für kurze Zeit fast in seiner alten Größe wieder her. Doch die Kriege gegen die Königreiche der Ostgermanen im Westen und das Sassanidenreich unter Chosrau I. im Osten, sowie ein Ausbruch der so genannten Justinianischen Pest, die ab 541 die ganze Mittelmeerwelt heimsuchte, zehrten erheblich an der Substanz des Reiches. Während der Regierungszeit Justinians wurde auch die Hagia Sophia erbaut, für lange Zeit die größte Kirche der Christenheit und der letzte große Bau des Altertums. Justinians lange Herrschaft markiert eine wichtige Übergangszeit vom spätantiken zum mittelbyzantinischen Staat, auch wenn man Justinian, den „letzten römischen Imperator“ (G. Ostrogorsky), sicherlich noch zur Antike zu zählen hat. Unter seinen Nachfolgern nahm dann auch die Bedeutung und Verbreitung der Lateinischen Sprache im Reich immer weiter ab, und Kaiser Maurikios gab mit der Einrichtung der Exarchate in Karthago und Ravenna den spätantiken Grundsatz der Trennung von zivilen und militärischen Kompetenzen auf.

Das Restaurationswerk Justinians I.
Das Restaurationswerk Justinians I.

Justinian hinterließ leere Kassen seinen Nachfolgern, die nicht imstande waren, den neuen, außenpolitischen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, die ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts an den Grenzen auftraten. Die Langobarden besetzten 568 große Teile von Italien, die Slawen drangen seit etwa 580 in den Balkanraum ein und besiedelten ihn bis zum Ende des 7. Jahrhunderts großenteils. Mit dem gewaltsamen Tod des Kaisers Maurikios, der einen vorteilhaften Frieden mit den Sassaniden hatte schließen können und energisch gegen die Slawen vorgegangen war, eskalierte die militärische Krise. Seit 603 erlangten die sassanidischen Perser unter Chosrau II. zeitweilig die Herrschaft über die meisten östlichen Provinzen. Bis 619 hatten sie sogar Ägypten und Syrien, und somit die reichsten oströmischen Provinzen, erobert. Diese wurden zwar durch Kaiser Herakleios (610-641) zurückerobert, der das Sassanidenreich 627 schließlich entscheidend schlug. Nach dieser Anstrengung waren die Kräfte des Reichs jedoch erschöpft, und auch die Senatsaristokratie, die ein wesentlicher Träger der antiken Traditionen gewesen war, war stark geschwächt worden.

Der plötzlichen Expansion der von ihrem neuen muslimischen Glauben angetriebenen Araber hatte Herakleios nicht mehr viel entgegenzusetzen. In der Schlacht am Jarmuk am 20. August 636 unterlagen die Römer einem Heer des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab, und der ganze Südosten des Reichs, einschließlich Syriens und Palästinas, ging mit einem Schlag verloren.

Im Gegensatz zu seinem langjährigen Rivalen, dem Perserreich der Sassaniden, konnte sich das Oströmische bzw. Byzantinische Reich jedoch immerhin erfolgreich gegen eine vollständige islamische Eroberung verteidigen; es musste sich aber nach Kleinasien zurückziehen. Dabei führte die militärische Krise und der endgültige Verlust der reichsten Provinzen zu einer massiven Veränderung im Reich, in dem nun Griechisch endgültig das Lateinische verdrängte. Die spätantiken Strukturen von Staat und Gesellschaft verschwanden in dieser Zeit zu großen Teilen, daher kann in der Folge treffender vom Byzantinischen als vom Oströmischen Reich gesprochen werden.

Was das Reich an Gebieten verlor, gewann es an Gleichförmigkeit. Die antike Zivilisation war seit Jahrhunderten von der Existenz zahlreicher größerer und kleinerer Städte – póleis – geprägt gewesen; diese Zeit endete nun. Die meisten Städte wurden aufgegeben oder schrumpften oft auf die Größe von befestigten Dörfern, den so genannten kastra. Nur Konstantinopel blühte und widerstand innerhalb eines Jahrhunderts drei schweren Belagerungen, so 626, 674–678 und 717–718. Die gefährlichste Belagerung Konstaninopels war eindeutig 717/718, die nur durch die militärischen Fähigkeiten des Kaisers Leo III. und der starken oströmischen Flotte abgewehrt werden konnte.

Die südlichen bzw. orientalischen Provinzen unterschieden sich kulturell nicht unerheblich vom Norden und gehörten seit dem 5. Jahrhundert mehrheitlich den orientalisch-orthodoxen, monophysitischen Kirchen an, die mit der griechisch-orthodoxen Kirche der nördlichen Provinzen seit 451 im Streit lagen. Dieser Konflikt war vielleicht einer der Gründe für die baldige Akzeptanz der neuen muslimischen Herren in Syrien und Ägypten. Der unter kaiserlicher Kontrolle verbliebene Norden gelangte so aber zu größerer Geschlossenheit und höherer Kampfbereitschaft.

Das berühmte System von Militärprovinzen – die so genannten Themen – wurde wohl erst nach der Regierungszeit des Herakleios geschaffen, um den ständigen Angriffen und dem Verfall des städtischen Lebens außerhalb der Hauptstadt zu begegnen. Tendenzen, die bereits seit langem vorhanden waren, kamen nach 636 in vielen Bereichen von Staat und Gesellschaft voll zum Tragen, zugleich endeten zahlreiche Traditionsstränge - die spätantike Phase des Oströmischen Imperiums gelangte an ihr Ende, und es entstand das Byzantinische Reich des Mittelalters.

[Bearbeiten] Die mittelbyzantinische Epoche – Zwischen Abwehr und Hegemonie

Im Verlauf des 7. Jahrhunderts verlor Byzanz infolge der Islamischen Expansion auch die Seeherrschaft im östlichen Mittelmeer und konnte zudem nur mit Mühe Kleinasien halten, wo es immer wieder zu arabischen Überfällen kam, während auf dem Balkan Slawen und Bulgaren das Reich bedrängten und die kaiserliche Herrschaft auf einige wenige Orte begrenzten, so dass diese Zeit ganz weitgehend von Abwehrkämpfen geprägt war, in denen die Initiative fast ausschließlich bei den Feinden Byzanz’ lag. Kaiser Konstans II. verlegte seine Residenz von 661–668 ins sizilianische Syrakus, vielleicht, um von dort aus die Seeherrschaft gegen die Araber zu sichern, doch kehrten seine Nachfolger wieder in den Osten zurück. Währenddessen blieb Konstantinopel trotz allem weiter die größte Stadt der westlichen Welt: Mehrfache Versuche, Konstantinopel zu erobern – unter anderem durch die Araber und später durch die Rus – schlugen fehl angesichts der überlegenen byzantinischen Flotte und ihres Monopols, der geheimnisumwitterten brandstiftenden Waffe, des Griechischen Feuers. Das Reich blieb in der Folgezeit auf den Balkan und Kleinasien beschränkt, hinzu kamen noch Gebiete in Italien sowie bis 698 in Nordafrika.

Kaiser Justinian II., in dessen Regierungszeit Byzanz wenigstens teilweise wieder in die Offensive ging, war der letzte Monarch der herakleischen Dynastie. In einer später oft wiederholten Praxis wurden slawische Siedler vom Balkan nach Kleinasien deportiert und dort angesiedelt. Ziel war eine Stärkung der byzantinischen Grenzverteidigung, es kam in der Folgezeit aber auch immer wieder zu Desertionen; ebenso wurden teils Bevölkerungsgruppen von Kleinasien auf den Balkan transferiert. Justinian fiel 695 jedoch einer Verschwörung zum Opfer, wurde verstümmelt und ins Exil geschickt, wo er eine Prinzessin aus dem Volke der Chasaren heiratete. Er gelangte schließlich mit bulgarischer Unterstützung wieder an die Macht, bevor er 711 umgebracht wurde.

Solidus mit dem Bildnis von Leo III. und seinem Sohn Konstantin V.
Solidus mit dem Bildnis von Leo III. und seinem Sohn Konstantin V.

Die wohl bedrohlichste Belagerung Konstantinopels durch die Araber fand 717–18 statt; nur dank der Fähigkeiten Kaiser Leos III., der erfolgreichen Flottenoperationen (wobei die Byzantiner wieder das sogenannte Griechische Feuer einsetzten) und eines extrem harten Winters, der den Arabern schwer zu schaffen machte, konnte sich die Hauptstadt halten. Auf dem Balkan befand sich Byzanz ebenfalls in der Defensive, konnte aber Griechenland nach und nach von den Slawen zurückgewinnen, die seit dem 7. Jahrhundert in die Sklaviniai eingezogen waren. Dafür erwuchs dem Reich ein neuer Gegner, nämlich in Gestalt der Bulgaren, die nun erfolgreich eine eigene Staatsbildung anstrebten.

Der militärisch erfolgreiche Kaiser Leo III. entfachte jedoch auch, wohl aus ernsthafter persönlicher Überzeugung, 730 den Bilderstreit, der über 110 Jahre andauern sollte und mehrmals Bürgerkriege aufflackern ließ, zuletzt den von 843 bis 872 währenden Krieg gegen die Paulikianer. Allerdings sind die Schriften der bilderfeindlichen Autoren nach dem Sieg der Ikonodulen vernichtet worden, sodass die Quellen für diese Zeit fast ausschließlich aus der Perspektive des Siegers geschrieben wurden und dementsprechend problematisch sind. Leo ging in Kleinasien offensiv gegen die Araber vor, wobei sein Sohn Konstantin sich als fähiger Kommandeur erwies. Als Konstantin seinem Vater schließlich 741 als Konstantin V. auf den Thron nachfolgte, setzte er, nachdem er einen Aufstand seines Schwagers Artabasdos niedergeschlagen hatte, die bilderfeindliche Politik Leos fort (siehe Konzil von Hiereia 754). Obwohl militärisch erfolgreich, wird er in den meisten Quellen als grausamer Herrscher beschrieben – wohl zu Unrecht. Leo IV., Konstantins Sohn, betrieb eine eher gemäßigte bilderfeindliche Politik, musste sich jedoch mehrerer Umsturzversuche erwehren und starb nach nur fünfjähriger Herrschaft 780. Für seinen minderjährigen Sohn Konstantin VI. übernahm dessen Mutter Irene die Regentschaft; bald allerdings zeigte sich, dass sie diese nicht beabsichtigte abzugeben. Konstantin wurde später geblendet, starb aber an den Folgen der Blendung. Irene betrieb wieder eine bilderfreundliche Politik und versuchte ohne Erfolg, die Kaiserkrönung Karls des Großen zu verhindern, um einem Zweikaiserproblem rechtzeitig beizukommen. 802 wurde sie gestürzt, womit auch die durch Leo III. begründete Syrische Dynastie endete. Erst Michael II. sollte es gelingen, wieder eine Dynastie zu begründen.

Außenpolitisch war auf dem Balkan gegen die Bulgaren vorerst wenig auszurichten. 811 wurde sogar ein byzantinisches Heer unter Führung Kaiser Nikephoros’ I. durch den Bulgarenkhagan Krum vernichtet, Nikephoros fiel im Kampf. Erst Leo V. konnte sich mit Khan Omurtag vertraglich einigen. Im 9. und vor allem im 10. Jahrhundert wurden dennoch einige bedeutende außenpolitische Erfolge erzielt, auch wenn unter der Amorischen Dynastie (ab Michael II.) Byzanz zunächst Gebietsverluste hinnehmen musste (Kreta und Sizilien an die Araber). Unter Michaels Sohn und Nachfolger, Theophilos, kam es schließlich zu einem letzten Aufflackern des Ikonoklasmus, welcher aber unter Michael III., dem letzten Kaiser der Amorischen Dynastie, endgültig überwunden wurde. In Michaels Regierungszeit vollzog sich die Annahme des Christentums durch die Bulgaren – und zwar in dessen östlicher Form, womit die byzantinische Kultur auch zur Leitkultur für das Bulgarische Reich wurde. Michael erhob 866 Basileios zum Mitkaiser, doch ließ Basileios Michael im folgenden Jahr ermorden, bestieg selbst den Thron und begründete damit die Makedonische Dynastie. Michaels Andenken wurde stark verunglimpft – zu Unrecht, wie die neuere Forschung betont. Kulturell erlebte Byzanz jedoch wieder eine neue Blüte (so genannte Makedonische Renaissance) wie etwa zur Zeit Konstantins VII., der von Romanos I. Lakapenos zunächst von den Regierungsgeschäften ausgeschlossen worden war. Außenpolitisch gewann das Reich zudem nach und nach an Boden: Unter Nikephoros II. Phokas wurde Kreta zurückerobert; die Grenzssicherung im Osten lag nun auch weitgehend in den Händen der Akriten. Johannes I. Tzimiskes, wie Nikephoros II. nur als Regent für die Söhne Romanos’ II. regierend, weitete den byzantinischen Einfluss bis nach Syrien und Palästina aus, während die Bulgaren nieder gehalten wurden. Byzanz schien wieder auf dem Weg zur regionalen Hegemonialmacht zu sein.

Byzanz und Europa um das Jahr 1000
Byzanz und Europa um das Jahr 1000

Das Reich erreichte unter den makedonischen Kaisern des 10. und frühen 11. Jahrhunderts denn auch seinen Höhepunkt. Durch die im Jahre 987 vollzogene Heirat der Schwester von Kaiser Basileios II. mit dem ruthenischen Großfürsten Wladimir I. breitete sich der orthodoxe Glaube allmählich auf dem Gebiet der heutigen Staaten Ukraine, Weißrussland und Russland aus. Die russische Kirche unterstand dem Patriarchen von Konstantinopel. Basileos II. eroberte in jahrelangen Kämpfen das Erste Bulgarische Reich, was ihm den Beinamen Bulgaroktónos („Bulgarentöter“) einbrachte. Im Jahre 1018 wurde Bulgarien eine byzantinische Provinz, was einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte des Byzantinischen Reiches darstellte, und auch im Osten wurde Basileios expansiv tätig.

Wie Rom zuvor fiel das Byzantinische Reich trotzdem bald in eine Periode von Schwierigkeiten, die in hohem Grade durch das Wachstum des Landadels verursacht wurden, der das Themensystem untergrub. Ein Problem dabei war, dass das Stehende Heer durch teils unzuverlässige Söldnerverbände ersetzt wurde bzw. ersetzt werden musste (was sich 1071 in der Schlacht von Manzikert gegen türkische Seldschuken bereits bitter rächen sollte). Bloß mit seinen alten Feinden, dem Heiligen Römischen Reich und dem Kalifat der Abbasiden konfrontiert, hätte es sich vielleicht erholen können, aber um die gleiche Zeit erschienen neue Eindringlinge: die Normannen, die Italien eroberten (Fall von Bari 1071), und die Seldschuken, die hauptsächlich an Ägypten interessiert waren, aber auch Raubzüge nach Kleinasien, dem wichtigsten Rekrutierungsgebiet für die byzantinische Armee, unternahmen. Nach der Niederlage von Kaiser Romanos IV. im Jahr 1071 bei Mantzikert gegen Alp Arslan, den seldschukischen Sultan, ging der Großteil Kleinasiens verloren, unter anderem auch, da innere Kämpfe um den Kaiserthron ausbrachen und keine gemeinsame Abwehr gegen die Seldschuken errichtet wurde. Die bedeutendste Provinz des byzantinischen Reiches ging aber nicht unmittelbar nach der Niederlage verloren, vielmehr begann der Einfall der Seldschuken erst drei Jahre danach, als der neue Kaiser sich nicht an die Abmachungen hielt, die zwischen Romanos VI. und dem Sultan getroffen wurden. Dies lieferte den Seldschuken einen Vorwand zur Invasion.

[Bearbeiten] Die Zeit der Komnenenkaiser – Erneutes Aufbäumen

Alexios I. Komnenos
Alexios I. Komnenos

Die letzten Jahrhunderte der byzantinischen Geschichte wurden durch einen Usurpator, Alexios I. Komnenos, geprägt, der 1081 an die Macht gelangte und anfing, die Armee auf Basis eines Feudalsystems wiederherzustellen. Es gelangen ihm bedeutende Fortschritte gegen die Seldschuken und auf dem Balkan gegen die Petschenegen. Sein Ruf nach westlicher Hilfe brachte ungewollt (da es dem Kaiser im Grunde nur um Söldner gegangen war) den Ersten Kreuzzug hervor, denn statt der Söldner, um die der Kaiser gebeten hatte, kamen selbstständige Ritterheere, die unabhängig von seinen Befehlen agierten. Zwar halfen ihm die Kreuzfahrer, Nicäa und die Westküste Kleinasiens zurückzuerobern, doch gestalteten sich die Beziehungen nach dem Ersten Kreuzzug, in dessen Verlauf es bereits zu Spannungen gekommen war, zunehmend feindselig. Für weiteren Konfliktstoff sorgte der Briefwechsel zwischen dem fatimidischen Herrscher Ägyptens und des byzantinischen Kaiser Alexios. In einem Brief, den Kreuzfahrer zu lesen bekamen, distanzierte sich Kaiser Alexios ausdrücklich von den lateinischen Eroberern des Heiligen Landes, was verständlich war angesichts der traditionell guten und strategisch wichtigen Beziehungen zwischen den Fatimiden und Byzanz, aber auch dadurch begründet war, dass den Byzantinern das Konzept eines „Heiligen Krieges“ eher fremd war. Ab dem 12. Jahrhundert wurde die Republik Venedig – paradoxerweise einst bis etwa ins 9. Jahrhundert selbst ein Vorposten byzantinischer Kultur im Westen – zu einer ernsten Bedrohung für die Integrität des Reiches. Dennoch erlebte Byzanz in dieser Zeit auch eine kulturelle Blüte.

Unter Kaiser Johannes II. Komnenos (1118–1143), dem Sohn des Alexios I., und dessen Sohn Manuel I. Komnenos (1143–1180) gelang es, die byzantinische Stellung in Kleinasien und auf dem Balkan zu festigen. Manuel I. Komnenos hatte sich nicht nur mit den Angriffen des normannischen Königreiches in Süditalien und dem Zweiten Kreuzzug (1147–1149) auseinanderzusetzen, er betrieb auch eine ehrgeizige Westpolitik, die auf territoriale Gewinne in Italien und Ungarn abzielte; dabei geriet er auch in Konflikt mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Im Osten konnte er gegen die Seldschuken Erfolge erzielen. Sein Versuch, ihr Reich völlig zu unterwerfen, endete allerdings in der vernichtenden Niederlage in der Schlacht von Myriokephalon 1176. In der Folge konnten die Seldschuken ihre Macht auf die benachbarten muslimischen Reiche in Kleinasien und auch gegen Byzanz zur Mittelmeerküste hin ausdehnen. Andronikos I., der letzte Komnenenkaiser, errichtete eine kurze, aber brutale Schreckensherrschaft (1183–85), in deren Folge aber auch das von Alexios I. begründete Regierungssystem, das vor allem auf der Einbindung der Militäraristokratie beruhte, zusammenbrach. Damit verkamen auch die schlagkräftigen und straff organisierten Streitkräfte, mit denen das Reich unter Alexios, Johannes und Manuel ein letztes Mal erfolgreich in die Offensive ging.

Das Reich wurde unter den nachfolgenden Kaisern aus dem Hause Angelos von schweren, inneren Krisen erschüttert, die schließlich dazu führten, dass sich Alexios IV. an die Kreuzfahrer wandte und sie dazu bewog, für ihn und seinen Vater um den Thron zu kämpfen. Als die erhoffte Bezahlung ausblieb, kam es zur Katastrophe: Unter dem Einfluss Venedigs eroberten und plünderten die Ritter des Vierten Kreuzzugs 1204 Konstantinopel und gründeten das kurzlebige Lateinische Kaiserreich. Dies bewirkte eine dauerhafte Schwächung der byzantinischen Macht und sorgte dafür, dass sich die Kluft zwischen den orthodoxen Griechen und den katholischen Lateinern durchs Misstrauen vertiefte.

[Bearbeiten] Die spätbyzantinische Zeit: Verfall und Untergang

Die Belagerung Konstantinopels durch den türkischen Sultan Mehmed II. im Jahr 1453
Die Belagerung Konstantinopels durch den türkischen Sultan Mehmed II. im Jahr 1453

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner entstanden drei byzantinische Nachfolgestaaten: das Kaiserreich Nikaia, wo Kaiser Theodor I. Laskaris im Exil die byzantinische Tradition aufrecht erhielt, das Despotat Epirus und das Kaiserreich Trapezunt, das sich unter den Nachkommen der Komnenen bereits vor der Eroberung Konstantinopels abgespalten hatte. Theodoros I. Laskaris und seinem Nachfolger Johannes III. Dukas Batatzes gelang es, in Westkleinasien ein wirtschaftlich blühendes Staatswesen aufzubauen und die Grenze zu den Seldschuken, die sich seit ihrer Niederlage gegen die Mongolen 1243 im Niedergang befanden, zu stabilisieren. Gestützt auf diese Machtbasis konnten die Laskariden erfolgreich auch in Europa expandieren, Thrakien und Makedonien erobern und die Konkurrenten um die Rückgewinnung Konstantinopels (das Reich von Epiros, das nach einer Niederlage gegen die Bulgaren 1230 stark geschwächt war, und das Bulgarenreich, das auch durch einen Mongoleneinfall 1241 stark beeinträchtigt wurde) aus dem Feld schlagen.

Nach der kurzen Regierung des hochgebildeten Theodoros II. Laskaris, übernahm der erfolgreiche Feldherr Michael VIII. Palaiologos die Regentschaft für den minderjährigen Johannes IV. Laskaris, den er schließlich blenden und in ein Kloster schicken ließ, und begründete so die neue Dynastie der Palaiologen, die das Reich bis zu seinem Untergang regieren sollte.

Kaiser Michael VIII. konnte eine Allianz seiner Gegner (Despotat Epiros, Fürstentum Achaia, Königreich Sizilien, Serbien und Bulgarien) in der Schlacht von Pelagonia in Makedonien 1259 besiegen und durch einen glücklichen Zufall Konstantinopel 1261 zurückerobern. Das Reich war somit wiederhergestellt, aber große Teile des ehemaligen Reichsgebietes unterstanden nicht mehr der Kontrolle der Reichsregierung, denn die Herrscher, die sich nach dem Zusammenbruch im Jahr 1204 in diesen Teilgebieten etabliert hatten, waren nicht geneigt, sich Konstantinopel unterzuordnen. Auch Konstantinopel war nicht mehr die glanzvolle Metropole von einst: Die Einwohnerzahl war geschrumpft, ganze Stadtviertel waren verfallen, und beim Einzug des Kaisers waren zwar noch reichlich die Spuren der Eroberung von 1204 zu sehen, aber nirgendwo sah man Zeichen des Wiederaufbaus. Byzanz war nicht mehr die alte Großmacht, sondern nur noch ein Staat unter vielen in der Region. Michael VIII. Palaiologos’ Hauptsorge galt aber nun der Sicherung des europäischen Besitzstandes und vor allem der Hauptstadt gegen erneute Kreuzzugsversuche aus dem Westen (vor allem durch Karl I. Anjou, der die Staufer in Unteritalien ablöste); deshalb ging Michael VIII. 1274 auch die innenpolitisch höchst umstrittene Union von Lyon mit der Westkirche ein, um den Papst von der Unterstützung von Kreuzzügen abzuhalten. Als Karl I. Anjou dennoch einen Angriff vorbereitete, setzte die byzantinische Diplomatie 1282 einen Aufstand in Sizilien in Gang, die Sizilianische Vesper. Daneben aber vernachlässigten die Palaiologen die Grenzverteidigung im Osten, was den verschiedenen türkischen Staaten, die sich während des Machtzerfalls des Sultanats der Rum-Seldschuken unabhängig machten, die Expansion nach Westkleinasien ermöglichte, das sukzessive bis in die 1330er Jahre fast vollständig dem Reich verloren ging.

Während sich in Kleinasien auf dem ehemaligen Reichsgebiet verschiedene türkische Emirate etablierten (Mentesche, Aydın, Germiyan, Saruhan, Karasi und die Osmanen in Bithynien), stießen die Palaiologen in einer letzten, kraftvollen Offensive gegen die „fränkische“ Herrschaft in Griechenland, und annektierten 1336 Thessalien und 1340 das durch die Familie Orsini dominierte Despotat Epirus. Unterdessen sah sich Kaiser Johannes V. Palaiologos mit den Folgen der Großen Pestpandemie (1347–1351) konfrontiert, die das Fundament des Staates erschütterten, zudem leistete sich das Reich mehrere Bürgerkriege, die längsten (1321–1328) zwischen Andronikos II. Palaiologos und seinem Enkel Andronikos III. Palaiologos. Diesem Vorbild folgend, trugen ebenso Johannes V. Palaiologos und Johannes VI. Kantakuzenos mehrere Machtkämpfe (1341–47 und 1353–54) gegeneinander aus; dabei suchten beide Parteien die Hilfe der Nachbarn (Serben, Bulgaren, aber auch Aydın und Osmanen). Dies ermöglichte dem Serbenreich unter Stefan IV. Dušan den Aufstieg zur beherrschenden Macht des Balkans in den Jahren 1331–1355. So gerieten die Bulgaren nach der Schlacht von Küstendil 1330 in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Serbien, außerdem errang Stefan bis 1348 die Hegemonie über weite Teile Makedoniens, Albaniens, Epirus und Thessaliens, die unter der Suzeränität des Kaisers standen. Mit seiner Krönung zum Zaren der Serben und Selbstherrscher der Rhōmaíoi, beanspruchte dieser auch den byzantinischen Kaiserthron und die Herrschaft über Konstantinopel. Es gelang ihm aber nicht einmal, die zweite byzantinische Hauptstadt Thessaloníki zu erobern, und sein Großserbisches Reich zerfiel bereits nach seinem Tod 1355 in zwei Teilreiche.

Während also die christliche Staatenwelt des Balkans zerstritten war und sich gegenseitig befehdete, setzten sich seit 1354 auch die Osmanen in Europa fest und expandierten in das byzantinische Thrakien, das sie in den 1360er Jahren großteils eroberten. Ein präventiver Schlag des südserbischen Königs Vukašin Mrnjavčević im Bund mit dem bulgarischen Zaren Iwan Schischman von Weliko Tarnowo gegen das Zentrum der osmanischen Herrschaft in Europa, Adrianopel, endete, trotz zahlenmäßiger Überlegenheit, in der bitteren Niederlage an der Maritza 1371. Der Sieg über die beiden slawischen Balkanmächte brachte dem Sultan Teile Südbulgariens, das serbische Makedonien und die Hegemonie über weite Teile des Balkans ein. Schließlich zwang er 1373 den bulgarischen Herrscher, das Supremat der Osmanen anzuerkennen. Diesem Beispiel folgten das zu einem Kleinstaat gewordene Byzanz (Konstantinopel samt Umland, Thessaloniki mit Umland, einige Ägäisinseln, Despotat Morea) und das Nordserbische Reich des Fürsten Lazar Hrebeljanović, der ebenfalls ein Vasall der Osmanen wurde. Mehrmals ersuchte Byzanz den Westen um Hilfe und bot dafür sogar die Kirchenunion an, so 1439 auf dem Konzil von Ferrara und Florenz, was jedoch am Widerstand der byzantinischen Bevölkerung scheiterte („lieber den Sultansturban als den Kardinalshut“).

Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 und der Niederlage der westlichen Kreuzfahrer bei Nikopolis 1396, schien die Lage des Reiches aussichtslos. Erst die vernichtende Niederlage der Osmanen gegen den mächtigen Turkmenen Tamerlan, der den Byzantinern wohlgesonnen war (bei dem Versuch Konstantinopel 1402 zu belagern, erschienen Tamerlans Unterhändler in Sultans Bayezid I. Lager und forderten ihn auf, dem christlichen Kaiser seine Gebiete zurückzugeben, die er ihm „gestohlen“ habe), bei Angora 1402 und das als Resultat der Schlacht entstandene Chaos im Osmanenreich, gewährten den Griechen eine letzte, kurze Atempause. Doch die Möglichkeit, den Todesstoß durch die Osmanen abzuwenden, hatte das Reich durch den Entzug der dafür notwendigen territorialen Basis und Ressourcen nicht mehr, so blieb ihm nichts anderes übrig als der Weg der Diplomatie. Die Gebietsverluste gingen dennoch weiter, da sich die europäischen Mächte auf kein Hilfskonzept für das bedrohte Byzanz einigen konnten, besonders nach 1402 sahen sie dafür keine Notwendigkeit, befand sich doch das einst potente Türkenreich im Zustand der inneren Auflösung, ein Irrtum, dem viele im Westen erlagen und zudem die einmalige Chance vergaben, die Gefahr, die von der beträchtlich geschwächten Osmanlı Dynastie ausging, für alle Zeit auszuschalten.

Sultan Murad II., unter dem die Konsolidierungsphase aus der Zeit des osmanischen Interregnums sein Ende fand, nahm die aggressive Expansionspolitik seiner Vorfahren erneut auf. Er ließ Konstantinopel 1422 erfolglos belagern, wandte sich zum Ausgleich gegen Südgriechenland, indem er, durch Rachegelüste getrieben, einen Plünderungszug gegen die kaiserliche Sekundogenitur, das Despotat von Morea schickte. 1430 annektierte er Teile des „fränkisch“ dominierten Epirus durch die Einnahme von Janina, während sich Fürst Carlo II. Tocco, als dessen Lehnsnehmer, in Arta mit dem „Rest“ abzufinden hatte (die Dynastie der Tocco wurde durch die Osmanen bis 1480 ganz aus dem heutigen Griechenland – Epirus, Ionische Inseln – verdrängt, wodurch die Herrschaft der „Franken“ über Zentralgriechenland, die seit 1204 bestand, bis auf wenige venezianische Festungen, endgültig sein Ende fand). Anschließend unterwarf er noch im gleichen Jahr das seit 1423 venezianisch dominierte Thessaloníki, welches die Handelsrepublik Vendig vom Andronikos Palaiologos, einem Sohn Kaiser Manuels erwarb, da jener im Glauben war, die Stadt alleine gegen die Türken nicht behaupten zu können. Alsbald zog er gegen das Königreich Serbien des Fürsten Georg Branković, der formell ein Vasall der Hohen Pforte war, da sich dieser weigerte seine Tochter Mara dem Sultan zur Frau zu geben.

Eine osmanische Strafexpedition Richtung der Donau, ließ die serbische Festung Smederevo 1439 zerstören, und Belgrad 1440 erfolglos belagern. Der osmanische Rückschlag bei Belgrad rief seine christlichen Gegner auf den Plan. Unter der Führung Papsts Eugen IV., der durch den Erfolg der Kirchenunion von Florenz mit Byzanz 1439 mehr als glücklich war, wurde erneut für einen Kreuzzug gegen die „Ungläubigen“ geplant. Ungarn, Polen, Serbien, Albanien, sogar das türkische Emirat Karaman in Anatolien, gingen eine anti-osmanische Allianz ein, doch durch den Ausgang der Schlacht bei Warna 1444 unter König Wladyslaw von Polen und Ungarn und der zweiten Schlacht auf dem Amselfeld 1448 unter dem ungarischen Reichsverweser Johann Hunyadi, zerschlugen sich endgültig jedwede Hoffnungen der Christen das Byzantinische Reich vor einer osmanischen Annexion zu entsetzen.

Am 29. Mai 1453, nach knapp zweimonatiger Belagerung, fiel die Reichshauptstadt an Mehmet II.. Der letzte byzantinische Kaiser, Konstantin XI., starb während der Kämpfe um die Stadt.

Der 29. Mai gilt auch heute noch bei den Griechen als Unglückstag, denn es begann die lange türkische Fremdherrschaft, während der nach teilweiser Sprachübernahme nur die Religion als bindende Kraft erhalten blieb. Die Anfangs- und Enddaten der Unabhängigkeit der Hauptstadt, 395 und 1453, galten lange auch als zeitliche Grenzen des Mittelalters. Bis 1461 wurden auch die restlichen Städte – wie Trapezunt am östlichen Schwarzen Meer und Mystras auf der Halbinsel Morea– ebenfalls erobert. Lediglich Monemvasia blieb frei und unterstellte sich 1464 dem Protektorat von Venedig. Die Stadt stellte staatsrechtlich das dar, was vom „Römischen Reich“ im Lauf der Jahrhunderte übrig blieb. Der Fall von Byzanz war einer der Wendepunkte von weltgeschichtlicher Bedeutung der Menschheitsgeschichte. Das Byzantinische Reich, das sich als eines der langlebigsten der Weltgeschichte erwiesen hatte, war damit untergegangen; mit ihm ging eine über 2000-jährige Ära zu Ende.

[Bearbeiten] Das kulturelle Fortwirken von Byzanz

Das Byzantinische Reich führte die Kultur und das Wissen der Antike bis ins späte Mittelalter fort und gab es an die islamische und gegen Ende auch an die westliche Welt weiter. Byzantinische Flüchtlinge, darunter zahlreiche Gelehrte, brachten die alten Schriften der griechischen Philosophen in die italienischen Städte und lösten dort – zusammen mit dem etwa gleichzeitig erfundenen Buchdruck – die Renaissance aus. Am längsten bestand die byzantinische Kultur auf dem damals venezianischen Kreta fort, die als sogenannte „Byzantinische Renaissance“ in die Historie einging. Dem „nomadischen Türken-Sultan“ zuwiderlaufend, wurden auch diese Reste autonomer hellenistisch-byzantinischer Hochkultur mit der Eroberung der Insel durch die Janitscharen 1669 vernichtet.

Bis heute wirkt die byzantinische Kultur fort vor allem im Ritus der östlich-orthodoxen Kirchen. Durch byzantinische Missionsarbeit verbreitete sich das orthodoxe Christentum bei vielen slawischen Völkern und ist bis in die Gegenwart die vorherrschende Konfession in Osteuropa und Griechenland wie auch in Teilen von Südosteuropa und Kaukasien sowie bei den meisten arabischen Christen. Die byzantinische Kultur und Denkweise hat alle orthodoxen Völker tief geprägt.

Die slawischen Reiche auf dem Balkan und am Schwarzen Meer übernahmen neben der orthodoxen Kirche auch profane byzantinische Bräuche. Vor allem Russland sollte das Erbe des Byzantinischen Reiches fortführen. Schon im 9. Jahrhundert kamen die Rus mit Byzanz in Kontakt, und in Folge entwickelten sich – trotz immer wiederkehrender Versuche von Seiten der Rus, Konstantinopel zu erobern – intensive wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen zwischen dem Byzantinischen Reich und dem Reich der Kiewer Rus, die 988 zum Übertritt der Rus zum orthodoxen Glauben führten. In den folgenden Jahrhunderten wurden auf ostslawischem Gebiet zahlreiche prachtvolle Kirchen nach byzantinischem Vorbild gebaut, byzantinische Priester und Mönche standen bei der Entwicklung der kyrillischen Schrift aus dem griechischen Alphabet Pate und machten die Russen mit rudimentärer griechischer Philosophie vertraut. Die russische Architektur und Kunst hat neben (meist späteren) skandinavischen und genuin slawischen vor allem byzantinische Wurzeln.

Nach dem Untergang des Byzantinischen Reichs übernahm dann das russische Moskowiterreich in vielen Teilen byzantinisches Zeremoniell. Der Patriarch von Moskau errang bald eine ähnlich prominente Stellung innerhalb der orthodoxen Kirche wie vormals der Patriarch von Konstantinopel. Moskau sah sich bald als Drittes Rom in der Nachfolge Konstantinopels. Iwan III., Herrscher des Großfürstentums Moskau, heiratete die Nichte von Konstantin XI., Zoe, und übernahm den byzantinischen Doppeladler als Wappentier. Iwan IV., genannt „der Schreckliche“, war der erste moskowitische Herrscher, der sich schließlich offiziell zum Zaren krönen ließ.

Die beinah kontinuierlich betriebene panslawistische Hegemonialpolitik Russlands kann in diesem Sinne als Fortwirken des römisch-byzantinischen Gedankens eines universalen Kaiserreichs interpretiert werden. Die russische Außenpolitik richtete sich vor allem gegen das Osmanische Reich und hatte bis in das 20. Jahrhundert hinein die Rückeroberung Konstantinopels für die orthodoxe Christenheit zum Ziel.

Aber auch die osmanischen Sultane betrachteten sich als legitime Erben des Byzantinischen Reiches, obwohl die seldschukischen und osmanischen Türken jahrhundertelang Erzfeinde der Rhomäer waren und das Byzantinische Reich letztlich vernichteten. Schon Sultan Mehmet II. bezeichnete sich als „Kayser-i Rum“ (Kaiser von Rom) - die Sultane stellten sich somit ganz bewusst in die Kontinuität des (Ost-)Römischen Reiches, um sich zu legitimieren. Das Osmanische Reich, das sich in der Auseinandersetzung mit Byzanz entwickelte, hatte mit diesem mehr als nur den geografischen Raum gemeinsam. Der Historiker Arnold J. Toynbee bezeichnete das Osmanische Reich - allerdings sehr umstritten - als Universalstaat des „christlich-orthodoxen Gesellschaftskörpers“. Eine staatsrechtliche Fortsetzung fand das Byzantinische Reich in ihm jedenfalls nicht.

[Bearbeiten] Zeittafel

  • 326: Grundsteinlegung Konstantinopels
  • 330: Am 1. Mai 330 wird Konstantinopel als Nova Roma Hauptstadt des Römischen Reiches
  • 395: Reichsteilung
  • 451: Konzil von Chalcedon
  • 533: Der Feldherr Belisar erobert Karthago
  • 535–555: Ostgotenkriege des Kaisers Justinian I.
  • 582: Awaren und Slawen dringen auf dem Balkan vor
  • 610: Die von Karthago aus operierende Flotte unter Herakleios besetzt Konstantinopel. Sturz und Hinrichtung des Kaisers Phokas. Herakleios wird Kaiser, Beginn des Mittelbyzantinischen Reiches. In den folgenden Jahren wird Griechisch Amtssprache, Kaisertitel nun „Βασιλέυς (Basileus)“ statt „Imperator“.
  • 611–619: Die Sassaniden überrennen die orientalischen Besitzungen Byzanz’.
  • 622: Beginn der byzantinischen Gegenoffensive unter Kaiser Herakleios.
  • 626: Awaren, Slawen und Perser belagern Konstantinopel, Verlust der letzten Besitzungen auf dem spanischen Festland an die Westgoten.
  • 627: Sieg über die Sassaniden im Nordirak. Rückgabe aller eroberten Gebiete durch die Sassaniden. Byzanz ist alleinige Großmacht zwischen Gibraltar und dem Indus.
  • 636: Niederlage bei der Schlacht am Jarmuk gegen die Araber. In den folgenden Jahren fallen sämtliche orientalischen Besitzungen an die Araber (bis 640 auch Ägypten und der Rest Syriens), ausgenommen Kleinasien. Ende der Spätantike.
  • 697/698: Karthago fällt an die Araber. Endgültiger Untergang des byzantinischen Nordafrikas.
  • 730–843: Byzantinischer Bilderstreit
  • 797: Kaiserin Irene: Erstmals Alleinregierung einer Frau im Römischen Reich. Der römische Papst nimmt dies zum Anlass, den Frankenkönig Karl zum römischen Kaiser zu krönen, da er die Herrschaft einer Frau nicht anerkennt.
  • 860: Erster Flottenangriff der warägischen Rus auf Konstantinopel.
  • 869: Photios-Schisma
  • 872: Basileios I. der Makedonier besiegt und vernichtet die Paulikianer.
  • 907: Flottenangriff der Rus auf Konstantinopel, der byzantinische Kaiser zahlt Tribut und bietet Handelsprivilegien an. Weitere Angriffe folgen 911 und 940.
  • 944: Die Byzantiner erobern Edessa von den Arabern zurück und erhalten zudem das als Reliquie wichtige Mandylion.
  • 1018: Eroberung des Bulgarenreiches. Die Donaugrenze ist wiederhergestellt.
  • 1054: Morgenländisches Schisma
  • 1071: Niederlage bei Mantzikert gegen die Seldschuken. Zusammenbruch der oströmischen Herrschaft über weite Teile Kleinasiens, der „Kornkammer“ des Reiches. Beginn der türkischen Kolonisation durch die Gründung des Sultanats der Rum-Seldschuken.
  • 1096: Beginn des Ersten Kreuzzugs.
  • 1176: Byzantinische Niederlage bei Myriokephalon. Letzter ernsthafter Versuch einer byzantinischen Rückeroberung des türkischen Teils Kleinasiens.
  • 1186: Abfall Bulgariens von Byzanz. Die byzantinische Vorherrschaft auf dem Balkan ist beendet.
  • 1204: Eroberung von Byzanz im Vierten Kreuzzug, Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs und Bildung von byzantinischen Nachfolgerstaaten in Kleinasien und auf dem Balkan.
  • 1261: Rückeroberung von Konstantinopel; Wiederherstellung der Reichseinheit (außer Kaiserreich Trapezunt).
  • 1274: Auf dem Konzil von Lyon wird die Wiedervereinigung der West- und Ostkirche verkündet. Die Union scheitert jedoch nach kurzer Zeit.
  • 1330er: Endgültiger Verlust Bithyniens damit Kleinasiens durch sukzessive Eroberungen der Osmanen (Fall von Bursa 1326, Nicea 1329, Nikomedia 1337), bis auf wenige Ausnahmen wie Chrysopolis, Chalcedon oder die Enklave Philadelphia.
  • 1351: Der Hesychasmus wird anerkannt und revitalisiert die byzantinische Spiritualität.
  • 1354: Übergreifen der Osmanen über die Dardanellen auf den europäischen Kontinent durch die Einnahme von Gallipoli.
  • 1361: Eroberung Thrakiens durch die Osmanen. Verlegung der osmanischen Hauptresidenz von Bursa nach Adrianopel.
  • 1373: Kaiser Johannes V. sieht sich als erster oströmischer Herrscher gezwungen, die osmanische Suzeränität über sein Reich anzuerkennen, das nach dem Verlust Thrakiens und der kleinasiatischen Vororte Konstantinopels de facto zu einem Stadtstaat wird.
  • 1439: Auf dem Konzil von Florenz wird die Wiedervereinigung der West- und Ostkirche verkündet. Die Union scheitert jedoch wiederum am Widerstand der einfachen Christen des Ostens.
  • 29. Mai 1453: Konstantinopel wird von den Osmanen erobert.
  • 1460: Die Osmanen erobern das byzantinische Despotat Morea auf der Peloponnes.
  • 1461: Unterwerfung des griechischen Kaiserreichs Trapezunt durch die Osmanen. Der letzte Kaiser, David Komnenos, wird später hingerichtet.


  • 1923: nach dem Vertrag von Lausanne werden etwa 1,5 Millionen Griechen und griechisch-orthodoxe Türkischsprachige aus Kleinasien nach Griechenland zwangsumgesiedelt, desgleichen etwa 0,5 Millionen Türken und muslimische Griechischsprachige aus Griechenland in die Türkei.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Quellen in Auswahl

  • Hilfsmittel:
    • Johannes Karayannopulos und Günter Weiß: Quellenkunde zur Geschichte von Byzanz (324-1453), 2 Bde., Wiesbaden 1982.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

Bezüglich aktueller bibliografischer Informationen sei vor allem auf die Byzantinische Zeitschrift hingewiesen.

[Bearbeiten] Nachschlagewerke

  • The Oxford Dictionary of Byzantium, hrsg. von Alexander Kazhdan, 3 Bände, Oxford University Press, New York 1991, ISBN 0-19-504652-8.
    (Grundlegend)
  • Lexikon des Mittelalters, 9 Bde.
  • Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. Erste Abteilung (641–867), hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt von Ralph-Johannes Lilie, Claudia Ludwig, Thomas Pratsch, Ilse Rochow, Beate Zielke u. a., 7 Bde. (Prolegomena + Bde. 1-6), Berlin–New York 1998–2001.

[Bearbeiten] Allgemeine Darstellungen

  • Timothy E. Gregory: A History of Byzantium, Malden/Mass. und Oxford 2005.
  • John Haldon: Das Byzantinische Reich, Düsseldorf 2002. ISBN 3538071403.
    (Detailstudie einiger Aspekte der Geschichte und Kultur von Byzanz.)
  • Joan M. Hussey (Hg.): The Cambridge Medieval History (The Byzantine Empire), Bd. 4 in 2 Teilbde., Cambridge 1966–1967.
    (Nicht mehr aktuelle, aber immer noch nützliche und detaillierte Gesamtdarstellung.)
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom, Berlin 2003, ISBN 3-886-80693-6.
    (Jüngste und umfangreichste Darstellung der Geschichte von Byzanz in deutscher Sprache.)
  • Cyril Mango (Hg.): The Oxford History of Byzantium, Oxford 2002, ISBN 0-19-814098-3.
    (Knappe, aber nützliche Einführung.)
  • John J. Norwich: Byzanz - Aufstieg und Fall eines Weltreichs, Berlin 2002. ISBN 3-549-07156-6.
    (Gut lesbare populärwissenschaftliche Byzanzchronik, jedoch ohne wissenschaftlichen Anspruch.)
  • Georg Ostrogorsky: Geschichte des byzantinischen Staates, Handbuch der Altertumswissenschaft XII 1.2, 3. Auflage, München 1963. ISBN 3-4060-14143.
    (Veraltete Darstellung, dennoch gut lesbar; als Sonderausgabe ohne wissenschaftlichen Apparat: Byzantinische Geschichte 324 bis 1453, München 1996, ISBN 3-406-39759-X.)
  • Peter Schreiner: Byzanz, Oldenbourg Grundriss der Geschichte, 2. Aufl., München 1994. ISBN 3-486-530720.
    (Gute und knappe Einführung mit Forschungsteil.)
  • Ludwig Wamser (Hrsg.): Die Welt von Byzanz - Europas östliches Erbe: Glanz, Krisen und Fortleben einer tausendjährigen Kultur, Archäologische Staatssammlung München - Museum für Vor- und Frühgeschichte München vom 22. Oktober 2004 bis 3. April 2005, Schriftenreihe der Archäologischen Staatssammlung 4, Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3806218498.
  • The New Cambridge Medieval History
    (Diverse Aufsätze)

[Bearbeiten] Spätrömische/Frühbyzantinische Zeit

Vgl. vor allem die Bibliografie Spätantike.

  • John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture, Cambridge 1990.
    (Wichtige Untersuchung zur „Transformation“ der spätantiken Kultur im 7. Jahrhundert.)
  • Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284-602. A Social, Economic and Administrative Survey, 3 Bände durchgehend nummeriert, Oxford 1964 (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986).
    (Standardwerk)
  • John Moorhead: The Roman Empire divided, 400-700, Edinburgh 2001.

[Bearbeiten] Mittelbyzantinische Zeit

  • Michael Angold: The Byzantine Empire, 1025-1204, 2. Aufl., London/New York 1997.
  • Warren Treadgold: The Byzantine Revival, 780-842, Stanford 1988.
  • Mark Whittow: The Making of Byzantium, 600-1025, Berkeley 1996.

[Bearbeiten] Spätbyzantinische Zeit

  • Donald M. Nicol: The Last Centuries of Byzantium, 1261–1453, 2. Aufl., Cambridge 1993.
  • Steven Runciman: Die Eroberung von Konstantinopel, München 1966 (und Nachdrucke), ISBN 3-406-02528-5.
    (Das Standardwerk zum Thema.)

[Bearbeiten] Spezialuntersuchungen

  • Hélène Ahrweiler: L'idéologie politique de l'Empire byzantin. Paris 1975.
  • John Haldon: Warfare, State and Society in the Byzantine World. 1999, ISBN 1-857-28495-X.
    (Umfangreiche und tiefgreifende Studie über das byzantinische Militär.)
  • John Haldon: The Byzantine Wars, 2001, ISBN 0-752-41795-9.
    (Überblick über die byzantinischen Kriege.)
  • John Haldon: Byzantium at War, 2002. ISBN 1-841-76360-8.
    (Populärwissenschaftliche Einführung in das byzantinische Militärwesen.)
  • Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. 2 Bde., München 1978.
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz und die Kreuzzüge. Stuttgart 2004, ISBN 3-17-017033-3.
  • John Lowden: Early Christian and Byzantine Art. London 1997.
  • Dimitri Obolensky: Byzantium and the Slavs. 1994, ISBN 0-881-41008-X.
    (Studie zum byzantinischen Erbe bei den slawischen Völkern.)

[Bearbeiten] Weblinks

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