Jordan
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Der Jordan (hebr.: נהר הירדן Nahar Ha Yarden, sinngemäß "der herabsteigende Fluss"; arabisch: نهر الأردن Al-Urdunn) ist ein Fluss im Nahen Osten.
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[Bearbeiten] Geographie des Flusses
Der Jordan ist der tiefstgelegene Fluss der Erde. Er entspringt im Gebiet des Hermongebirges und verläuft entlang der israelisch-jordanischen Grenze. Später fließt er dann in Südrichtung durch das Jordantal zum Toten Meer, einem abflusslosen "Endsee", der in einer geologischen Senke liegt. Auf diesem Weg durchfließt er den See Genezareth. In der Luftlinie würde die Länge des Jordan nur etwa 170 km betragen. Durch seine starken Windungen ist er länger, wobei die Angaben aber je nach Quelle stark voneinander abweichen. Teilweise wird seine Länge mit über 400 km angegeben. In seinem Verlauf überwindet der Fluss etwa 800 Höhenmeter.
Die Quellflüsse des Jordan sind der Hazbani im Libanon, der Dan in Nordisrael und der Banyas (auch Hermonfluss genannt) in den nördlichen Golanhöhen. Wichtigster und einziger größerer Zufluss südlich des See Genezareth ist der Jarmuk an der Grenze von südlichem Golan und Jordanien.
Nördlich des See Genezareth bildet der Jordan die Grenze zwischen Israel und den israelisch besetzten Golanhöhen, die völkerrechtlich zu Syrien gehören. Südlich des Sees ist der Fluss die Grenze zwischen Jordanien und Israel bzw. zwischen Jordanien und dem Westjordanland (zwischen Bet Shean und dem Toten Meer). Der Jordan mündet schließlich südöstlich von Jericho in das Tote Meer. Der Jordangraben ist Erdbebengebiet.
[Bearbeiten] Politische Bedeutung
Durch seine Grenzlage spielt der Jordan in der Politik des Nahen Ostens eine wichtige Rolle. Der Jordan führt das ganze Jahr über vergleichsweise viel Wasser. Israel betrachtet den Fluss und den See Genezareth als zentrales Element der Trinkwasserversorgung, die anderen angrenzenden Staaten (Libanon, Syrien und Jordanien) verlangen ihrerseits einen angemessenen Anteil am Wasser des Flusssystems.
Im Verhältnis Israel-Jordanien konnte der Fluss zum Frieden beitragen. Wesentlicher Bestandteil des Friedensvertrages vom 26. Oktober 1994 war die vertragliche Zusicherung, dass Jordanien größere Mengen Wasser aus dem Fluss entnehmen darf. Im Verhältnis Israels zu Syrien trägt der Jordan eher zur Krise bei: die Sorge, Syrien könnte Israel "das Wasser abgraben", ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich Israel weigert, die Golanhöhen zurückzugeben.
[Bearbeiten] Religiöse Bedeutung
Im Judentum hat der Jordan Bedeutung als der Fluss, den das Volk Israel bei der Landnahme Kanaans nach der Wanderung durch die Wüste unter der Führung Josuas überschritt.
Bedeutsam ist der Jordan für Christen. In der Gegend um Jericho wird die Stelle lokalisiert, an der sich nach neutestamentlicher Überlieferung Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Noch heute lassen sich viele Christen im Jordan taufen, vor allem in Jardenit, einer Taufstelle am Südende des See Gennesaret.