Joseph Heine
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Joseph (von) Heine (* 28. November 1803 in Würzburg; † 4. November 1877 in München) war Mediziner und Regierungs- und Medizinalrat in der Pfalz.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Von Würzburg in die pfälzische Provinz (1803 – 1848)
Joseph Heine wird am 28. November 1803 als Sohn des Orthopäden Johann Georg Heine in Würzburg geboren. Er besucht bis 1824 das Würzburger Gymnasium, und studiert anschließend in der Frankenmetropole und in München Medizin. 1827 legt er in Bamberg das Staatsexamen ab und promoviert im gleichen Jahr in Würzburg zum Dr. med. Heine vertieft seine medizinischen Kenntnisse durch Auslandsreisen. So befasst er sich im Winter 1828/29 in Paris mit Hautkrankheiten und Chirurgie, letzteres bei Guillaume Dupuytren. Die Abreise seines Vaters Johann Georg Heine nach Holland zwingt Joseph 1829 zur Rückkehr nach Würzburg, wo er für ein Jahr zusammen mit seinem Vetter Bernhard das Karolinen-Institut leitet. 1830 treibt ihn das "Verlangen nach weiterer Ausbildung" nach Wien und Warschau (1831), wo er Verwundete des polnischen Aufstandes gegen die russische Obrigkeit und Cholera-Kranke behandelt. Selbst an Typhus erkrankt, muss er nach Bayern zurückkehren und er praktiziert als Arzt in Homburg am Main und in Würzburg, ehe er sich als Kantonsarzt im pfälzischen Waldmohr bewirbt und mit der Ernennung 1836 königlich bayerische Beamter wird, was er bis zu seinem Tode bleibt. 1840 bewirbt er sich um eine höhere Stelle, er wird Kantonsarzt 1. Klasse in Germersheim (bis 1851)
[Bearbeiten] "Politisches" Zwischenspiel (1848 – 1851)
Im Revolutionsjahr 1848 bewirbt sich Joseph Heine um einen Sitz in der Frankfurter Nationalversammlung, unterliegt aber knapp. Die politische Gesinnung des "Unpolitischen", wie er sich selbst nennt, kann man als "großdeutsch, antirevolutionär" bezeichnen. Seine zweite Bemühung um ein politisches Mandat ist erfolgreich: Er wird in die zweite Kammer des bayerischen Landtags gewählt. Das Mandat gibt er 1851 wieder zurück und geht als Stadtgerichtsarzt und Krankenhausleiter nach Bamberg
[Bearbeiten] Kreis- und Medizinalrat der Pfalz (1856-1875)
Ein weiterer Karrieresprung bedeutet die Ernennung zum "Kreis- und Medizinalrat der Pfalz". Ihm obliegt die Oberaufsicht über das Gesundheitswesen dieses bayerischen Regierungsbezirks mit Sitz in Speyer.Bis zu seiner Pensionierung (1875) leistet er hervorragende Arbeit in seiner Zuständigkeit für die Überwachung der Ärzteschaft, der Krankenhäuser und Apotheken in der gesamten Pfalz. Er hat keine eigene Arztpraxis, behandelt aber Freunde und Verwandte, aber auch mittellose Bürger. Seinen guten Verbindungen zur deutschen Ärzteschaft, z. B. zu Rudolf Virchow in Würzburg, ist es zuzuschreiben, dass im Sommer 1861 die 36. Versammlung der deutschen Ärzte und Naturforscher in Speyer stattfindet.
[Bearbeiten] Das Verhältnis zum Vater
Als Johann Georg Heine 1829 Würzburg und die Familie verlässt, um in den Niederlanden zu arbeiten, muss dies für den Sohn Joseph ein schwerer Schock gewesen sein. Ein späteres Angebot des Vaters, in Brüssel ein Haus als Heilanstalt zu übernehmen, lehnt er ab und vollendet lieber seine medizinische Weiterbildung in anderen europäischen Städten. Mit Besorgnis sieht Joseph die Bemühungen des Vaters in Bereichen, der Medizin, für die er nicht qualifiziert ist. Eine einzige Begegnung von Vater und Sohn gibt es 1838, kurz vor dem Tod Johann Georgs. Joseph will dem schwerkranken Vater helfen, doch dieser beharrt starrköpfig auf der Selbstbehandlung mit fragwürdigen Methoden. In einer Schrift, die Joseph Heine 1846 veröffentlich rechnet er mit harten Worten mit dem Vater ab. Schweren Vorwürfe für dessen Bruch mit der Familie, aber auch sein unwissenschaftliches Vorgehen in seinem letzten Lebensjahrzehnt folgt überschwängliches Lob für den Orthopäden Johann Georg Heine.
[Bearbeiten] Joseph Heine und Anselm Feuerbach
Neben zahlreichen Freundschaften zu prominenten Zeitgenossen, wie dem bayerischen Minister Theodor von Zwehl (1800-1875), dem Verleger Johann Friedrich Cotta (1764 – 1832) und dem Geschichtsphilosophen Ernst von Lasaulx (1805 – 1861), ist vor allem die Beziehung Joseph Heines zur Familie Feuerbach besonders intensiv. Den Onkel des berühmten Malers, den Mathematiker Karl Wilhelm Feuerbach (1800 – 1834) kennt und bewundert Heine schon als Student und überträgt die Freundschaft nach dessen Tod auf den älteren Bruder Joseph Anselm Feuerbach (1798 – 1851), der in Freiburg Archäologie lehrt. Heine erkennt früh das künstlerische Talent des Sohnes Anselm Feuerbach (1829 – 1880) und versucht, es zu fördern: er und von Zwehl wollen den jungen Maler zu Wilhelm von Kaulbach nach München schicken, doch der Zwanzigjährige reist 1850 nach Antwerpen. Auf der Durchreise besucht er Heine in Germersheim, damit der Geld für die Reise "rausrückt", doch dann gesteht er: "Heine war mürrisch, und ich muss mich gleich verabschieden auf höfliche Weise, ich habe ihn satt, sehr." Damit bricht die Verbindung - zumindest nach Ausweis der vorhandenen Quellen - ab. Anselm geht nach Paris und schließlich nach Rom, und Heine verliert ihn aus seinem Gesichtskreis.
Joseph Heine wird bei seinem Eintritt in den Ruhestand 1875 mit dem bayerischen Personaladel ausgezeichnet. Er lebt noch zwei Jahre in München und stirbt dort am 4. November 1877.
Es war leider nicht möglich, ein Portrait von Joseph Heine aufzutreiben.
[Bearbeiten] Literatur
- Hekler, Hans:
Joseph Heine – Mediziner, Politiker und Kunstmäzen
in D'Kräz (Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg) Heft 13, Schramberg 1993
(auch online, siehe Weblinks) - Hansen, Heinz:
Die Orthopädenfamilie Heine - Leben und Wirken der einzelnen Familienmitglieder im Zeichen einer bedeutenden deutschen Familientradition des neunzehnten Jahrhunderts, Dissertation, Dresden 1993
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Heine, Joseph (von) |
KURZBESCHREIBUNG | Mediziner und Regierungs- und Medizinalrat in der Pfalz |
GEBURTSDATUM | 28. November 1803 |
GEBURTSORT | Würzburg |
STERBEDATUM | 4. November 1877 |
STERBEORT | München |