Königreich Oyo
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Das Königreich Oyo war ein vorkolonialer, westafrikanischer Staat, dessen Zentrum im Staatsgebiet des heutigen Nigeria lag. Hier gibt es noch heute im gleichnamigen Bundesstaat einen bedeutenden Nachfolgestaat des historischen Oyo.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Legendäre Geschichte
[Bearbeiten] Schöpfung der Welt
Nach der lokalen Überlieferung wurde Oyo durch Oranyan, den jüngsten Sohn des Hochgottes Olodumare, auf dem Urozean erschaffen. Sein Vater hatte ihm einen Sack Erde mitgegeben, dessen Inhalt er nachlässig auf das Wasser warf. Ein Hahn kam hinzu und verteilte die Erde über das Wasser. So wurde Oranyan zum Herrn der Welt und seine sechs älteren Brüder wurden seine Untertanen.
[Bearbeiten] Legendäre Herrscher
Einer legendären Überlieferung zufolge war Oduduwa der Stammvater aller Reiche der Yoruba und der benachbarten Völker. Unter dem Druck des abrahamitischen Monotheismus sei er aus Mekka geflohen und sei letztlich über Bornu und Gobir nach Ile-Ife gelangt. Sein Sohn Oranyan wollte ihn rächen und sei mit einem Heer in Richtung Mekkas aufgebrochen. Durch den Widerstand der Nupe wurde sein Plan jedoch durchkreuzt. Bei seiner Umkehr wurde er durch eine Schlange zum späteren Siedlungsplatz der Stadt Oyo geführt, wo er die neue Stadt erbaute. Sein erster Nachfolger wurde Ajaka. Dieser wurde durch Schango abgesetzt und kam nach dessen Tod erneut an die Macht.
[Bearbeiten] Israelitische und assyrische Traditionsfiguren
Forschungen zu altorientalischen Parallelen haben ergeben, dass Ajaka als Entsprechung des israelitischen Isaak und Schango als Replik des assyrischen Königs Salmanassar III. anzusehen sind. Weitere legendäre Oyo-Herrscher sind mit Joram, Jehu und anderen Figuren der israelitisch-kanaanäischen Geschichte zu identifizieren. Angsichts des vorherrschenden postkolonialen Paradigmas in der Geschichte Afrikas werden diese neuen Forschungsergebnisse nur zögerlich zu Kenntnis genommen.
[Bearbeiten] Lokale Geschichte
[Bearbeiten] Bedeutung des Sklavenhandels
Die Lage Oyos ganz im Norden des Yorubalandes und die frühe Präsenz von Muslimen erklärt sich durch die Anbindung des Reiches an den transsaharanischen Sklavenhandel. Mit dem Anwachsen des atlantischen Sklavenhandels erfolgte ab 1600 eine Umorientierung des Reiches nach Süden. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Oyo zum dominierenden Yoruba-Staat mit zahlreichen abhängigen Tributärstaaten. Die Stärke des sich entwickelnden Imperiums lag neben seiner für den Handel günstigen Lage im Einsatz seiner Militärmacht, die sich auf sein durchorganisiertes Offizierskorps und seine umfangreiche Kavallerie stützte.
[Bearbeiten] Größte Machtentfaltung
Der Höhepunkt von Oyos Macht lag zwischen 1730 und 1748, als Oyo den mächtigen Nachbarstaat Dahomey militärisch bezwang und zum Tributärstaat machte. In dieser Zeit erstreckte sich Oyo auf der Höhe von Badagry and Porto Novo beinahe bis zum Atlantischen Ozean. Man schätzt, dass das Imperium zwischen 1680 und 1730 jährlich bis zu 20.000 Menschen als Sklaven verkaufte.
[Bearbeiten] Machtzerfall
Der Niedergang des Oyo-Reiches wurde durch die Ausweitung des Sokoto-Jihad nach Süden eingeleitet. Illorin wurde dabei zu einer wichtigen Ausgangsbasis für die Angriffe der Fulani. Innere Zerfallserscheinungen und ein fehlgeschlagener Gegenangriff gegen Illorin beschleunigten den Zusammenbruch des Reiches. Der Rückgang des atlantischen Sklavenhandels führte zu wirtschaftlichen Einbußen. Die 1836 erfolgte Eroberung der Hauptstadt durch die Fulani zwang den König und seinen Hofstaat zum Rückzug nach Süden. Pol des weiteren Widerstandes gegen die Fulani wurde das 150 km weiter südlich gelegene New Oyo. Hier hat sich bis heute ein Nachfolgestaat des alten Oyo-Reiches erhalten.
[Bearbeiten] Literatur
- Atanda, J. A.: The New Oyo Empire, London 1973.
- Johnson, Samuel: History of the Yorubas, London 1921 (hier S. 143-161).
- Lange, Dierk: Ancient Kingdoms of West Africa, Dettelbach 2004 (hier S. 239-242).
- Law, Robin: The Oyo Empire c. 1600 - c. 1836, Oxford 1977.
- Ogunmola, M. O.: A New Perspective to the Oyo Empire History: 1530-1944, Ibadan 1997.