Königsindische Verteidigung
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Bei der Königsindischen Verteidigung handelt es sich um eine Eröffnung des Schachspiels. Sie zählt zu den Geschlossenen Spielen und geht aus der Indischen Verteidigung hervor.
Die Königsindische Verteidigung beginnt mit den Zügen (siehe auch: Schachnotation)
- 1. d2-d4 Sg8-f6
- 2. c2-c4 g7-g6
- 3. Sb1-c3 Lf8-g7 nebst d7-d6
Die Königsindische Verteidigung war – zu dessen aktiven Zeiten – eine der bevorzugten Eröffnung des Ex-Weltmeisters Garri Kasparow und wurde von ihm mit wichtigen Ideen und Neuerungen bereichert. Anfangs des 21. Jahrhunderts ist sie in der Weltspitze noch immer anzutreffen, auch wenn die Schwarzspieler häufig auf 1. d2-d4 solidere Systeme bevorzugen, wie Damenindisch oder direktes d7-d5, das dann meist zum Damengambit führt. Aktuelle Vertreter der Königsindischen Verteidigung sind die jungen Aserbaidschaner Teymur Räcäbov und Şähriyar Mämmädyarov.
Je nach der von Weiß gewählten Fortsetzung gibt es zwei zentrale Strategien für Schwarz: das weiße Zentrum entweder mit e7-e5 oder mit c7-c5 anzugreifen.
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[Bearbeiten] Eröffnungsideen
- Strategie mit dem Zentrumsvorstoß e7-e5: Dies ist die originale königsindische Strategie, die nach der Zentrumsabrieglung d4-d5 sehr oft zum typischen Aufmarsch von Weiß am Damenflügel (b4, c5, Sd2-c4, Tc1 ...) gegen den schwarzen Angriff am Königsflügel (f5, f4, g5 etc.) führt. Diese Spielweise ist typisch für das Klassische System bzw. alle Varianten, in denen sich Weiß mit Sg1-f3 entwickelt. Die schwarze Hypothek ist stets der von der eigenen Bauernkette eingemauerte Läufer auf g7. Gelingt es Schwarz nicht, seinen Königsangriff gewinnbringend umzusetzen, führt dieser schlechte Läufer oft zu aussichtslosen Endspielen.
- Strategie mit dem Zentrumsvorstoß c7-c5: Dies ist der Benoni-Ansatz, bei dem die Diagonale des Läufers g7 nicht versperrt sondern erweitert werden soll. Hier wird für gewöhnlich Schwarz eher am Damenflügel aktiv, während Weiß Vorteile im Zentrum besitzt. Diese Spielweise ist gegen den Vierbauernangriff und alle Varianten mit frühzeitiger Entwicklung des Lc1 populär.
Seltenere Strategien stellen diese Bauernzüge noch zurück, zeitweise waren Systeme mit frühem Sa6 populär (Klassisches System, Vierbauernangriff), ab und zu wird frühes Lg4 gespielt, gegen das Fianchettosystem oder die Sämisch-Variante wird oft Sc6 in Verbindung mit dem Vormarsch am Damenflügel mit a6, Tb8 und b5 gespielt. Erst als Reaktion auf den weißen Plan kommt es dann später zu e5 oder c5.
[Bearbeiten] Hauptvarianten
Folgende Hauptvarianten sind bekannt:
[Bearbeiten] Variante mit frühem h3
- 4. e2-e4 d7-d6 5. h2-h3 0-0
Mit dem Zug h2-h3 unterbindet Weiß zum einen den Läuferzug oder den Springerausfall nach g4 und bereitet zum anderen den Vorstoß g2-g4 vor, wodurch das typische schwarze Gegenspiel f7-f5 erschwert werden soll. Der weiße Plan wird häufig mit der langen Rochade verbunden.
[Bearbeiten] Der Vierbauernangriff
- 4. e2-e4 d7-d6 5. f2-f4
Der Vierbauernangriff ist eine aggressive Methode, dem zurückhaltenden schwarzen Spielaufbau entgegenzutreten. Der Vorstoß e7-e5 ist nach f2-f4 erschwert, weshalb Schwarz nach der kurzen Rochade in den meisten Fällen mit c7-c5 fortfährt und längerfristig versucht, die im weißen Lager durch die aufgezogenen vier Bauern entstandenen Schwächen auszunutzen.
[Bearbeiten] Sämisch-Variante
- 4. e2-e4 d7-d6 5. f2-f3
In der Sämisch-Variante (benannt nach dem deutschen Meisterspieler Friedrich Sämisch) entstehen häufig „scharfe“ Stellungen mit heterogenen, also entgegengesetzten Rochaden. Weiß stützt mit dem Zug f2-f3 den Bauern auf e4 und bereitet beispielsweise einen Königsangriff mit g2-g4 und h2-h4 vor.
[Bearbeiten] Klassisches System
Das Klassische System ist auf Großmeisterniveau ein beliebtes und viel diskutiertes Eröffnungssystem gegen die Königsindische Verteidigung.
- 4.e2-e4 d7-d6 5.Sg1-f3 0-0 6.Lf1-e2
- 6. ... e7-e5 7.d4-d5, das Petrosjan-System (benannt nach dem Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan).
[Bearbeiten] Awerbach-Variante
Die Zugfolge
- 4.e2-e4 d7-d6 5.Lf1-e2 0-0 6.Lc1-g5
ist benannt nach Juri Awerbach. Ähnlich zur Sämisch-Variante plant der Weiße eine Attacke am Königsflügel mit den g- und h-Bauern.
[Bearbeiten] Fianchetto-System
Der neutrale Entwicklungszug 4.Sg1-f3 führt meist zum Fianchetto-System oder zum Klassischen System
- 4. Sg1-f3 d7-d6 5. g2-g3 0-0 6. Lf1-g2
- 6. ... c7-c5
- 6. ... Sb8-d7 7. 0-0 e7-e5 8. e2-e4
- 6. ... c7-c6 7. 0-0 Dd8-a5
- 6. ... Sb8-c6 7.0-0 a7-a6, die Panno-Variante (benannt nach Oscar Panno).
[Bearbeiten] Smyslow-Variante
Die Smyslow-Variante, benannt nach dem Ex-Weltmeister Wassili Smyslow, ist selten anzutreffen und entsteht nach der Zugfolge
- 4. Sg1-f3 d7-d6 5. Lc1-g5
[Bearbeiten] Literatur
- Luděk Pachman: Königsindische Verteidigung. Edition Olms, Zürich 2000, ISBN 3-283-00325-4
- Joe Gallagher: Starting Out: The King's Indian. 3. Auflage. Everyman Chess, London 2004, ISBN 1-85744-234-2
- David Levy, Kevin O'Connell: Wie spielt man Königsindisch?. 5. Aufl., Walter Rau Verlag, Düsseldorf 1992, ISBN 3-7919-0197-4
- Gennady Nesis, Nikita Kalinitschenko: Königsindische Verteidigung - richtig gespielt. 2. Aufl., Thomas Beyer Verlags GmbH, Hollfeld 1995, ISBN 3-89168-031-7
- Chess Agengy Caissa-90: King's Indian Defence. Moravian Chess, Olomouc 2000, ISBN 80-7189-309-9 und ISBN 80-7189-123-1