Kalaba-X
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kalaba-X ist eine konstruierte Sprache, die vom US-amerikanischen Linguisten Kenneth L. Pike in den 1950er-Jahren erfunden wurde. Die Sprache baut auf einer extrem reduzierten Grammatik auf, die Studenten als Trainingsinstrument für Textübersetzungen zwischen verschiedensten Sprachen dienen soll.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Grammatischer Aufbau
Jeder Satz in Kalaba-X hat genau eine festgelegte Struktur, die ausschließlich aus drei Satzteilen besteht. An erster Stelle steht das Prädikat, an zweiter Stelle das Objekt und an dritter Stelle das Subjekt. Diese drei Stellen können optional durch Modifikatoren näher bestimmt werden. Dazu wird der entsprechende Modifikator hinter das zu modifizierende Wort gestellt. Die drei Stellen Prädikat, Objekt und Subjekt müssen immer besetzt werden und zwar in genau dieser Reihenfolge, wobei aber zu beachten ist, dass außer Verben (als Prädikat) und Substantiven (als Objekt und Subjekt) keine andere Wortform zulässig ist (also auch keine Pronomen, Konjunktionen, Artikelwörter oder Präpositionen). Die Modifikatoren hingegen können Adjektive, Adverbien oder auch Verben und Substantive sein.
[Bearbeiten] Beispiel
Deutscher Satz:
Der müde Bauer legt sich langsam in sein kuscheliges Bett.
Übersetzung in Kalaba-X:
legt-sich langsam Bett kuschelig Bauer müde.
Im Prinzip ändert Kalaba-X in diesem Beispiel nur die Struktur des deutschen Satzes. Daneben ergeben sich aber noch andere Auffälligkeiten:
- Das Artikelwort der verschwindet. Dessen grammatische Rolle wird allerdings durch die definierte Satzstruktur ersetzt.
- Das Prädikat wird hier durch ein in die dritte Person konjugiertes Verb im Präsens in Kombination mit einem Reflexivpronomen ausgedrückt. Diese Informationen müssen alle in einem Wort zusammengefasst werden, weshalb die Darstellung legt-sich gewählt werden kann.
- Die Präposition in geht verloren, worauf aber durch die eindeutige Markierung von Bett als Objekt bedingt verzichtet werden kann. Jedoch ist der Leser dieses Satzes nun dazu gezwungen aus seinem Alltagsverständnis heraus zu interpretieren, dass der Bauer sich wahrscheinlich in das Bett legt, und nicht etwa darauf, daneben oder darunter.
- Das Possessivpronomen sein verschwindet. Damit verschwindet jedoch auch die Information des Besitzverhältnisses, das dadurch ausgedrückt wird.
Die einzige Möglichkeit, wie im vorliegenden Satz das Besitzverhältnis zwischen Bauer und Bett adäquat ausgedrückt werden kann, ist einen zusätzlichen Satz einzuführen, der dann lauten müsste:
besitzt Bett Bauer.
[Bearbeiten] Nutzen
Durch seine stringente Form soll Kalaba-X den Übersetzer dazu zwingen, den zu übersetzenden Text genauer zu analysieren ehe er ihn in Kalaba-X umschreibt. Im Gegensatz zum vorhergehenden Beispiel muss er die meisten Sätze vorher in mehrere Gliedsätze aufteilen und eine präzisere Wortwahl treffen, um genügend Information zu erhalten. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich bei der Rückübersetzung in eine andere Sprache (bzw. auch in die Ursprungssprache, wie hier Deutsch). Theoretisch würde es ausreichen die Sätze in Kalaba-X Wort für Wort in die Grammatik der jeweiligen Sprache zu übersetzen, nur wäre das meistens sehr schlechter Stil. Also ist der Übersetzer jetzt dazu gezwungen nach entsprechenden Möglichkeiten zu suchen, Gliedsätze zu bilden oder Wörter umzuformen.
Nach Kenneth L. Pikes Meinung würde sich durch die Verwendung von Kalaba-X das Gefühl für die Sprache verfeinern und somit Übersetzungen genauer machen. Er beschreibt auch einen Test, nachdem die Kompetenz des Übersetzers danach gemessen werden könnte, in wie vielen Punkten ein Text wiedererkennbar bleibt, nachdem er einmal in Kalaba-X und zurück übersetzt worden ist.
[Bearbeiten] Verbreitung
Kalaba-X fand nie breite Anwendung, vermutlich da die Übersetzungstechnik eine ziemlich aufwändige ist und die Ergebnisse nicht sehr überzeugend sind.
[Bearbeiten] Weblinks
- Auszug aus einem Vortrag von Kenneth Lee Pike
- Profil auf Langmaker