Kilwa Kisiwani
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Die Ruinen der ehemaligen Hafenstadt Kilwa Kisiwani (von kisuaheli Kilwa auf der Insel, historische Schreibweise auch portugiesisch Quiloa) liegen ca. 280 km südlich von Dar es Salaam in der Region Lindi im Distrikt Kilwa in Tansania.
Die Stadt gehört zusammen mit Songo Mnara seit 1981 zum UNESCO- Weltkulturerbe. Im Jahre 2004 wurde sie aufgrund Fehlens jeglicher Maßnahmen, um den Verfall der Ruinen aufzuhalten, auf die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen.
Die Ruinen der einst durch die Entdecker bewunderten Handels- und Hafenstadt liegen auf einer kleinen Inseln nahe der Küste. Bedeutende Bauwerke in Kilwa sind zwei Moscheen und ein großes Bürgerhaus. Im 13. bis 16. Jahrhundert lag in Kilwa ein bedeutendes Handelszentrum des Indienhandels für Gold, Silber, Perlen, Parfums, arabisches Steingut, persische Keramik und chinesisches Porzellan. Sie war im 13. und 14. Jahrhundert die bedeutendste Stadt an der Ostküste Afrikas.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte der Stadt ist aus der Kilwachronik bekannt, die um 1520 verfasst wurde. Danach wurde die Stadt im Jahr 975 von dem Perser Ali ibn Hasan aus Schiraz gegründet, der die Schiraz-Dynastie gründete. In Kilwa wurden seit Beginn des 12. Jahrhunderts auch eigene Münzen geprägt. Seit ca. 1300 regierte hier die jemenitische Mahdalidynastie, dessen erster Herrscher al-Hasan bin Talut war. Unter seinem Enkel Al-Hasan ibn Sulaiman Abu'l-Mawahib (ca. 1310-1333) erlebte die Stadt ihre größte Blüte und erhielt zahlreiche bedeutende Bauwerke. 1331 besucht Ibn Battuta die Stadt. Seine Reiseeschreibung ist die erste und über Jahrhunderte einzige überlieferte Quelle. Am Ende des 14. Jahrhunderts ist jedoch ein gewisser Niedergang festzustellen. Ab 1375 wurden keine Münzen mehr geprägt und die große Moschee verfiel langsam. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden jedoch wieder einige weitere Moscheen errichtet und die große Moschee der Stadt umgebaut. 1505 kam die Stadt unter portugiesische Kontrolle, die aber nur bis 1512 dauerte. Die Stadt erholte sich zum Teil wieder, verfiel dann aber im 17. Jahrhundert. Sie erfuhr erst wieder im späten 18. Jahrhundert durch den Sklavenhandel einen weiteren Aufschwung und kam 1784 unter den Herrschaft der Omanis von Sansibar.
[Bearbeiten] Husuni Kubwa
Besonders eindrucksvoll ist der Husuni Kubwa genannte Palast, der wohl von Sultan Al-Hasan ibn Sulaiman Abu'l-Mawahib (ca. 1310-1333) erbaut oder zumindest stark erweitert wurde. Es handelte sich in seiner Zeit um das größte in Stein erbaute Gebäude südlich der Sahara. Der Palast besteht aus mehreren großen Höfen, in einem von ihnen befand sich ein großes Bad mit einem oktogonalen Becken. Viele der Räume waren gewölbt. Die Gewölbe ruhten auf dekorierten Friesen. Im Palast fand sich auch eine kleine Moschee. Es fanden sich im Palast drei Inschriften, eine davon erwähnt den Sultan al-Hasan ibn Sulaiman, der auch an einer Moschee in Kilwa baute. Der Bau liegt ca. 1,5 Kilometer außerhalb der Stadt direkt am Meer.
[Bearbeiten] Besuchsmöglichkeiten
Kilwa Kisiwani kann nur mit kleinen Fischerbooten (die meisten unmotorisierte Dhaus) von der Bezirksstadt Kilwa Masoko aus erreicht werden. Obwohl etwa 500 Menschen auf der Insel leben, gibt es keinen Hafen und nur einen bei Flut erreichbaren Landungssteg. Wer die Insel besuchen will, muss zunächst im Antiquities Department in der Bezirksverwaltung von Kilwa Masoko eine Besuchsgenehmigung beantragen (wird gegen Zahlung von 10 USD Bearbeitungsgebühr ausgestellt), dann am Fischerhafen (Strand) einen Fischer finden, der ihn mit dem Boot hinüberbringt und wieder abholt. Die Fahrt (ca. 2 km) über die Meerenge kann bei Flaute auch schon einmal 2 Stunden dauern. Auf der Insel sind einzelne Wegweiser aufgestellt. In der Nähe der Husuni Kubwa findet sich ein kleines Gästehaus, das evtl. sehr einfache Zimmer und evtl. kalte Getränke bereithalten kann. Die meisten Touristen lassen den Ausflug jedoch einschließlich Führer und Boot von einem der beiden (einfachen) Hotels in Kilwa Masoko organisieren.
[Bearbeiten] Literatur
- Neville Chittick: Kilwa: An Islamic Trading City on the East African Coast, 2 vols, Nairobi: British Institute in Eastern Africa 1974
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 08°57′28″S, 39° 31′22″ O