Klassenunterricht
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Mit dem Begriff Frontalunterricht wird schon allein durch die Wortwahl impliziert, dass diese Methode sogenannten reformpädagogischen Methoden diametral gegenüber steht und von ihnen grundsätzlich abgelöst werden soll. Frontalunterricht kann aber auch bei alternativen Methoden intensiv angewendet werden. Als Methode im herkömmlichen Sinn soll und wird Frontalunterricht aber auch als eine von vielen Unterrichtsformen weiterhin verwendet.
Klassenunterricht, Arbeit in der Großgruppe und Frontalunterricht (dazu einschränkend weiter unten) sind Bezeichnungen für eine der sogenannten Sozialformen von Unterricht, in Abgrenzung zu den anderen Sozialformen Gruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit.
Beim Klassenunterricht ist, anders als bei den anderen Sozialformen, die Lerngruppe nicht aufgeteilt; alle sind im Idealfall mit der gleichen Aufgabe beschäftigt; jeder Beitrag beansprucht die Aufmerksamkeit aller. Der Lehrer ist dabei und wirkt kontrollierend, steuernd, leitend oder dozierend mit. Bei der Methode Lernen durch Lehren wird die Steuerung des Unterrichts phasenweise oder durchgehend auf Schüler übertragen.
Klassenunterricht kann in sehr unterschiedlichen Arbeitsformen stattfinden. Bei weitem am häufigsten werden Lehrervortrag, fragend-entwickelnder Unterricht, Unterrichtsgespräch eingesetzt, aber auch Demonstrationsexperimente, Kopfrechenübungen, Spiele und viele andere Unterrichtsmethoden sind Formen von Klassenunterricht.
Der Begriff Frontalunterricht wird uneinheitlich verwendet: entweder gleichbedeutend mit "Klassenunterricht" oder aber eingeschränkt auf bestimmte Arbeitsformen, zumeist Lehrervortrag und fragend-entwickelnder Unterricht. Wiechmann (2000) hat den Ursprung des Worts "Frontalunterricht" auf einen Aufsatztitel von Petersen und Petersen (1954) zurückverfolgen können; seit den 1960er wurde der Ausdruck wie selbstverständlich benutzt, zumeist in abwertender (pejorativer) Absicht, um die favorisierte Gruppenarbeit davon abzuheben. Bis heute ist "Frontalunterricht" in der Lehrerausbildung fast ein Unwort; Lehramtsreferendaren wird oft der Eindruck vermittelt, dass alle anderen Sozialformen per se überlegen seien. In der Unterrichtsrealität hingegen ist Frontalunterricht (auch wenn im engeren Sinn verstanden) die mit großem Abstand vorherrschende Sozialform; Studien haben gezeigt, dass in Deutschland 80 bis 90% des Unterrichts als Frontalunterricht stattfindet.
Spezielle Konzepte für Klassenunterricht sind u.a.:
- der direkte Unterricht, den Jochen Grell aus Amerika (re)importiert hat.
- der genetisch-exemplarisch-sokratische Unterricht von Martin Wagenschein. Mit diesem Unterrichtsverfahren versuchte Martin Wagenschein von der Schule als „Erledigungsmaschine“ zum „oberflächlichen Durchlaufen des Kenntniskataloges“ im typischen wissensbasierten Frontalunterricht abzukommen. Er will nicht sofort die gewünschten Ergebnisse den Schülern ausformuliert präsentieren, bzw. die Schüler auf festen Bahnen durch gezielte Lehrerfragen dorthin lenken, sondern ihnen Raum für eigene Überlegungen bieten. Der Lehrer gibt durch seine Fragen lediglich Denkanstöße.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Aschersleben: Frontalunterricht - klassisch und modern. Eine Einführung. Neuwied, Kriftel: Luchterhand 1999.
- Herbert Gudjons: Frontalunterricht neu entdeckt - Integration in offene Unterrichtsformen, Beltz 2003, ISBN 3-781-51124-3
- P. Petersen [= Peter Petersen] und E. Petersen: Die Analyse des Frontalunterrichts mit Hilfe von erziehungswissenschaftlicher Aufnahme und Tatsachenliste. In Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena 3, 509-529 (1954).
- Jürgen Wiechmann: Frontalunterricht in Zwölf Unterrichtsmethoden, Beltz (2000)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Klassenunterricht bei Christian Science
[Bearbeiten] Weblink
- www.ikud.de Das Institut für interkulturelle Didaktik über den Frontalunterricht