Kreditrisiko
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Das Kreditrisiko (auch Kreditausfallrisiko oder Kapitaladäquanz) bezeichnet das Risiko des Verlustes, falls ein Kreditnehmer, beispielsweise durch Insolvenz, seine Pflichten im Rahmen einer Kreditvereinbarung gegenüber dem Gläubiger nicht erfüllen kann. Ist der Gläubiger ein Kreditinstitut, muss eine Einzelwertberichtigung gebildet werden. Man spricht in diesem Fall von Adressenausfallrisiko (seltener Adressenrisiko oder Adressrisiko). Das Kreditrisiko umfasst Abwicklungs- und Vorleistungsrisiken. Das Kreditrisiko ist die volumenmäßig bedeutendste Risikoart.
Das Kreditrisiko wird mit Hilfe von Kennzahlen in Kredit-Ratings gemessen: Je schlechter das Rating ausfällt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls. Durch risikoorientierte Bepreisung müssen Kreditnehmer mit schlechtem Rating Aufschläge auf den Kreditzins als Risikoprämie bezahlen.
Kreditrisiko wird entsprechend Grundsatz 1 und den Erweiterungen durch Basel II, speziell den Mindesteigenkapitalanforderungen für Kreditrisiken reguliert.
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[Bearbeiten] Länderrisiko
Länderrisiken beinhalten alle Risiken internationaler Geschäfte, deren unmittelbare Risikoursachen aus dem ökonomischen, sozialen und/oder politischen Umfeld eines bestimmten ausländischen Landes hervorgehen und die spezifisch für das betrachtete Land (oder die geographische Region, in dem sich das Land befindet) sind. Der Begriff des Länderrisikos umfasst damit sozio-politische Risiken, länderpezifische ökonomische Risiken, Staatsausfallrisiken, Transferrisiken, Risiken systemischer Finanzkrisen, länderspezifische Investitionsrisiken und Rechtsrisiken.
Ein Geschäft gilt im Sinne der voranstehenden Definition als international, sobald das Länderrisiko des Geschäfts einem aus Sicht der risikomessenden Bank ausländischen Land zugeordnet wird. Eine Risikoursache gilt als spezifisch für das betrachtete Land / eine betrachtete Region, wenn sie einerseits das gesamte Land / die gesamte Region und alle dort abgeschlossenen Geschäfte gleichermaßen betrifft und andererseits alle Geschäfte außerhalb des Landes / der Region nicht betrifft.
In der Literatur werden unter dem Begriff Länderrisiko häufig nur die länderspezifischen Risiken des ausländischen Kreditgeschäfts verstanden. Eine derartige Definition war für die praktische Verwendung ausreichend, solange das Auslandsgeschäft der Banken hauptsächlich aus Kreditgeschäft bestand. Da dies inzwischen nicht mehr der Fall ist und international tätige Banken auch im übrigen Auslandsgeschäft erheblichen länderspezifischen Risiken ausgesetzt sind, umfasst der vorliegende Länderrisikobegriff auch Risiken, die nicht ausschließlich mit dem Kreditgeschäft verbunden sind.
In der bankbetrieblichen Praxis wird der Begriff des Länderrisikos häufig synonym mit dem Begriff des Transferrisikos verwendet. Andere Definitionen fassen Politisches Risiko, Transferrisiko, Risiken systemischer Finanzkrisen und Staatsausfallrisiko (Sovereign Default Risk) oder auch nur Teilmengen dieser Risikoarten zum Länderrisikobegriff zusammen.
[Bearbeiten] Erwarteter Verlust
Der erwartete Verlust (die engl. Bezeichnung ist Expected Loss(EL), auch Standardrisikokosten) berechnet sich aus dem Produkt von
- EAD: Exposure at Default, erwartete Höhe der Forderung zum Zeitpunkt des Ausfalls (ausfallbedrohter Betrag bei Ausfall)
- PD: Probability of Default (Ausfallwahrscheinlichkeit)
- LGD: Loss Given Default, Verlustquote bei Ausfall (prozentuale Ausfallhöhe bei Ausfall)
Der obigen Formel liegt die Annahme stochastischer Unabhängigkeit der Risikoparameter zu Grunde. Dies ist ein Unterschied zur IRB-Formel.
Dabei ist nur das Ausfallereignis an sich unsicher.
[Bearbeiten] Erwartete Höhe der Forderung zum Zeitpunkt des Ausfalls
Exposure at Default (EAD) (auch: Risikoäquivalenzbetrag) bezeichnet den erwarteten ausstehenden Forderungsbetrag im Zeitpunkt des Ausfalls. Das ist derjenige Betrag, der im Insolvenzfall potenziell ausfallgefährdet ist. Der Exposure at Default entspricht beim Kredit dem Kreditbetrag. Der EAD umfasst aktuelle Außenstände sowie voraussichtliche zukünftige Inanspruchnahme von Verpflichtungen in Form von Kreditzusagen, welche die Bank eingegangen ist.
Bei Termingeschäften muss für die Höhe des EAD's beachtet werden, dass während der Laufzeit kein Vorleistungsrisiko besteht. Statt dessen kommt es zu einem Neueindeckungsrisiko bei Ausfall, wenn bei Kauf (Verkauf) der aktuelle Kassapreis größer (kleiner) ist als der Terminpreis. Im Falle eines Optionsgeschäftes ist das Recht, also der Wert der Option, wertlos. Hier besteht ebenso ein Wiedereindeckungsrisiko.
[Bearbeiten] Verlustquote
Die Verlustquote gibt an, welcher Anteil der Forderung im Verzugsfall verloren ist. Die englische Bezeichnung ist Loss Given Default (LGD), d.h. der Verlust im Verzugsfall. Der LGD ist der Erwartungswert der Schwere des Ausfalls (severity): E[SEV]= Verlusthöhe.
Es ist die prozentuale Ausfallhöhe (bezogen auf EAD) eines Kredites zum Zeitpunkt des Ausfalls.
Die Angabe der Recovery Rate sagt wenig über den erwarteten Verlust aus.
[Bearbeiten] Einflussgrößen auf LGD
Zentrale Faktoren welche die Verlustquote beeinflussen sind:
- Art und Grad der Besicherung: Je höher der Besicherungsgrad, desto niedriger der LGD. Je werthaltiger eine Sicherung desto niedriger der LGD.
- Art der Forderung: Handelt es sich um ein Darlehen, eine Anleihe oder Vorzugsaktie? LGD bei Anleihen höher als bei Krediten.
- Rangstellung der Forderung: Wird der Titel vorrangig oder nachrangig im Insolvenzfall bedient? LGD ist höher bei nachrangigen Krediten.
- Kapitalstruktur des Schuldnerunternehmens: Hier geht es um die relative Rangstellung und den Verschuldungsgrad.
- Branchenzugehörigkeit: Es wird in 12 Branchen differenziert.
- makroökonomische Einflussgrößen: Hierzu gehört die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit aller Kredite. Ein Marktindex für Anleihepreise und die Ausfallrate niedrig gerateter Anleihen können ebenfalls als Anhaltspunkt für die Höhe der Verlustquote angesehen werden. Darüber hinaus kann auch die Änderung gesamtwirtschaftlicher Kennzahlen Aufschluss geben.
[Bearbeiten] Ausmaß
Die Definition von Kreditausfall (Default) hat Auswirkungen auf die Höhe der Wiedereinbringungsquoten. Mit Severe Default wird eine Unternehmensinsolvenz, die Umschuldung oder der Forderungsverzicht der Kreditgeber bezeichnet. Ein Mild Default kann hingegen schon bei einem Zahlungsverzug vorliegen, beim Basler Ausschuss wird dies dann als gegeben angesehen, wenn eine wesentliche Verbindlichkeit mehr als 90 Tage überfällig ist.
[Bearbeiten] Wiedereinbringungsquote
Das Gegenstück zur Verlustquote ist die Wiedereinbringsquote (Recovery Rate) δ. Sie ist definiert als Anteil des Betrags der Forderung der bei Zahlungsausfall wieder eingebracht werden kann. Es gilt dass LGD=1 -δ und δ=1-LGD.
Die ökonomische Wiedereinbringungsquote (Economic Recovery Rate) eines Darlehen oder einer Anleihe ergibt sich aus den tatsächlich an die Gläubiger geflossenen Zahlungen, wohingegen die Price Recovery Rate Marktpreise von Anleihen und Krediten 30 Tage nach Eintritt der Insolvenz zugrunde legt. Die ökonomische Wiedereinbringung ist meist höher als die Price Recovery Rate, da diese größerer Unsicherheit unterliegt.
[Bearbeiten] Ermittlung des Expected Loss
- Expected Loss: Risikoaufschlag
- Unsicherheit der Kreditrückzahlung: Risikoprämie
Insbesondere im Retail-Portfolio müssen alternative Vorgehensweisen zur Ermittlung des Expected Loss verwandt werden, denn dort kann den Krediten keine individuelle Ausfallwahrscheinlichkeit und LGD zugeordnet werden.
Diese Kredite werden nach bestimmten Risikoklassen eingeteilt:
- Bonitätszustand
- Kreditnehmer-Merkmale
- Kreditart
- Geschäftsfeld
Oft sind die Risikoklassen an Vertriebs- und Organisationstruktur angebunden.
[Bearbeiten] Risikoaufschlag
[Bearbeiten] Risikoprämie
Dazu Risikomenge und Prämie pro Einheit Risiko zu ermitteln.
[Bearbeiten] Risikomaße
Die Standardabweichung der Verluste wird als Unexpected Loss bezeichnet. Dies dient als Risikomaß für Ausfallrisiken. Es wird angenommen, dass die Risikogröße normalverteilt ist und symmetrisch um den Mittelwert schwankt.
Problem: Bei Kreditausfallrisiken ist die Wahrscheinlichkeit für einen hohen Rückfluss größer als die der erwarteten Rückzahlung (dem Erwartungswert der Rückzahlung. Außerdem besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit einen großen Betrag zu verlieren.
Bei Standardabweichung sind nur die Parameter PD und Varianz des LGD relevant.
[Bearbeiten] Bewertung von Kreditausfallrisiken
[Bearbeiten] Ausfallwahrscheinlichkeit Expected-Default-Frequency
Expected-Default-Frequency (EDF) ist die Bezeichnung für Ausfallwahrscheinlichkeit im Credit Monitor Model.
[Bearbeiten] Annahmen
[Bearbeiten] empirische EDF
wobei Distance from Default in Höhe
[Bearbeiten] Ausfallwahrscheinlichkeit aus Anleihepreisen schätzen
Vergleich corporate bond mit risikoloser Staatsanleihe.
Wertdifferenz= Kosten des Kreditausfallrisikos
- entspricht Wert einer Verkaufsoption auf den Unternehmenswert
[Bearbeiten] Black-Scholes-Modell
daraus
- : Unternehmeswert sowie
- : risikoneutrale Wahrscheinlichkeit
berechenbar.
[Bearbeiten] Credit Spread
Die Ausfallwahrscheinlichkeit lässt sich auch anhand des Credit Spreads schätzen.
Credit Spread:= Renditedifferenz zwischen einer risikolosen Anleihe und einer ausfallbedrohten Anleihe.
: Termin Credit Spread
: marginale Ausfallwahrscheinlichkeit.
Der Credit Spread hängt von drei Größen ab:
- Restlaufzeit
- Volatilität des Unternehmenswertes
- Verschuldungsgrad
andere Modelle
- Optionspreistheorie
- Reduktionsmodelle: Kreditausfallrisikien werden mittels Preisen von am Markt gehandelten Unternehmensanleihen bewertet. Dem liegt die Überlegung zu Grunde, dass in diesen Preisen eine Bewertung des Ausfallrisikos enthalten ist. Eine Anleihe ist daher sichtbar ausfallbedroht, wenn ihr Kurs unterhalb des Kurses einer beitrags- und laufzeitäquivalenten, sicheren Anleihe liegt.
[Bearbeiten] Kreditrisikomanagement
Das Management von Kreditrisiko gestaltet sich schwierig, da Kreditrisiken nur beschränkt handelbar sind. Zu beachten ist nicht nur das Risiko des einzelnen Kredits, sondern dessen Risikobeitrag zum gesamten Kreditportfolio.
[Bearbeiten] Kreditrisikominderung
Im Standardansatz von Basel II
- Sicherheiten
- Nettingvereinbarungen
- Garantien und Kreditderivate
Eine reine Übertragung der Ausfallrisiken hat folgende Vor- und Nachteile:
+ erwarteter Verlust vom Risikokäufer zu tragen - Risikokäufer erhält Risikoprämie + Absenkung der Eigenmittelunterlegung + Senkung des Insolvenzrisikos der Bank - komplexe Verträge erforderlich - Informationsasymmetrie
[Bearbeiten] Kreditsicherheiten
- Kreditsicherheiten sind dazu geeignet, gute von schlechten Schuldnern zu unterscheiden (Sortierungseffekt).
- Kreditsicherheiten können Schuldner dazu veranlassen, sich nach Vertragsabschluss nicht gläubigerschädigend zu verhalten (Anreizeffekt).
Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Firmenrisiko und der Höhe von Sicherheiten (Bester).
Sicherheiten können Kreditnehmer von Risikoerhöhung abhalten.
[Bearbeiten] Literatur
- Bröder, Thorsten M.: "Risiko-Management im internationalen Bankgeschäft. Eine holistische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Steuerung und Kontrolle", Reihe "Bank- und finanzwirtschaftliche Forschungen", Band 375, ISBN 3-258-07078-4 , Bern/Stuttgart/Wien: 2006, Haupt Verlag AG.