Lüftung
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Das Lüften ist eine Methode, in einem Raum einen Luftwechsel zu erreichen. Man kann maschinell Lüften oder durch geeignete Maßnahmen natürlich lüften und Türen und Fenster öffnen.
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[Bearbeiten] Funktion
Durch das Lüften wird der Austausch von Luft zwischen Außen und Innenraum ermöglicht. Ziel ist die Abgabe von toxischen Gefahrstoffen, Gasen und Aerosolen an den Außenraum und der Einlass von benötigten Stoffen, insbesondere Sauerstoff.
[Bearbeiten] Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid
Eine wichtige Grundlage des aeroben Lebens ist Sauerstoff, im Gegenzug wird Kohlenstoffdioxid produziert. Dieses Ungleichgewicht wird durch die Lüftung ausgeglichen.
[Bearbeiten] Entfeuchtung
Die Entfeuchtung des Raumes geschieht normalerweise über den Luftaustausch mit relativ trockener Luft. Ist dies nicht ausreichend oder gar nicht möglich, kann es zur Kondensation an kalten Bauteilen kommen. Bei einfach verglasten Fenstern ist die Glasscheibe die kälteste Oberfläche und die Luftfeuchtigkeit schlägt sich an der Scheibe sichtbar nieder. Wird ein derartiges Fenster durch ein modernes, wärmegedämmtes Fenster ersetzt, kann es bei ungenügend gedämmten oder beheizten Gebäuden zu Schimmelbildung kommen, insbesondere wenn Wärmebrücken vorliegen.
Zur Verringerung der Luftfeuchte ist sowohl kurzes und als auch längeres Lüften geeignet, vorausgesetzt der Taupunkt der Außenluft ist niedriger als der Taupunkt der Innenluft. Im Sommer kann die Situation eintreten, dass der Taupunkt außen höher ist als innen. Beim Lüften erhöht sich dann die (absolute) Luftfeuchte und der Taupunkt im Innenraum und eine Verringerung der Luftfeuchte ist durch Lüften nicht erreichbar. In diesem Fall müssen andere technische Maßnahmen ergriffen werden.
[Bearbeiten] Wärmeverlust
Bei der konventionellen Lüftung durch Fenster oder Türen, wird in der kalten Jahreszeit neben der verbrauchten Luft auch die Wärme abgegeben.
Um eine unnötige Zufuhr von Heizenergie zu vermeiden, ohne gleichzeitig auf Funktionalität oder Behaglichkeit zu verzichten, ist eine bedarfsgerechte Heizung und Lüftung eine Form der Energieeinsparung in Gebäuden.
Luft hat circa die gleiche spezifische Wärmekapazität wie Bauteile aus Ziegel oder Beton (1,0 kJ/(kg K)). Jedoch ist die Masse der Luft eines Raumes gegenüber den Bauteilen und Inhalten (Möbel) eines Raumes wesentlich geringer, so dass die Luft eine deutlich niedrigere, fast zu vernachlässigende Wärmekapazität hat.
Wird die Luft schnell ausgetauscht, geht nur die gespeicherte Energie in der Luft verloren. Die Energie der Bauteile bleibt hingegen fast erhalten, da diese eine gewisse Zeit brauchen um die Wärme abgeben zu können. Das eigentliche Ziel der Lüftung, der Luftaustausch ist erreicht.
Geben massive Bauteile während langanhaltender Lüftung ihre Wärme ab kommt es zu unnötig hohem Energieverlust und zusätzlichen Heizkosten.
Optimierte Heizung und Lüftung:
- anwesenheitsbeeinflusste Heizung und Lüftung (Anwesenheit von Personen)
- aktivitätsbeeinflusste Heizung und Lüftung (Schlaf oder andere Aktivität)
[Bearbeiten] Natürliche Lüftung
Als Natürliche Lüftung bezeichnet man den Luftaustausch in Gebäuden durch den sich einstellenden „natürlichen“ Auftrieb von unterschiedlich warmer Luft (Kamineffekt).
Die Klimatechnik ermöglichte Gebäude ohne öffenbare Fenster. Deren Nutzer werden von der Außenwelt getrennt. Für das Wohlbefinden sind der unmittelbare Einfluss auf die Lüftung und ein direkter Außenbezug Voraussetzung. Aus diesem Grund sind öffenbare Fenster ein wichtiges Kriterium bei der Planung von Gebäuden und Fassaden. Die Zuluftführung über die Fassade erfordert meist keine Antriebsenergie und keinen Platzbedarf für Technik- und Verteilsysteme. Die Qualität der Luft ist meist höher. Das Funktionsprinzip ist für den Nutzer nachvollziehbar und er kann den Luftwechsel selbst bestimmen. Allerdings ist die behagliche Zulufteinbringung im Winter bei Außentemperaturen unter etwa 5 Grad Celsius und im Sommer über etwa 25 Grad Celsius problematisch. Je nach Lage können Umwelteinflüsse wie Verkehrslärm, Wind, Luftverschmutzung etc. die Lüftung belasten. Die winterliche Zuluftvorwärmung kann mit einer Doppelfassade oder mit Zuluftradiatoren erreicht werden. An warmen Sommertagen muss der Luftwechsel auf das hygienisch erforderliche Maß reduziert werden. Der Straßenlärmeintrag kann durch ein Kastenfenster bzw. eine Doppelfassade oder durch schallgedämmte Lüftungsöffnungen vermindert werden.
[Bearbeiten] Stoßlüften
Als Stoßlüften bezeichnet man das kurzzeitige Öffnen aller Fenster eines Raumes, um einen möglichst hohen und schnellen Luftaustausch zu erreichen. Besonders geeignet ist dieses Verfahren zum Luftaustausch bei starken Gerüchen (Bäder, Raucherhaushalte), mangelndem Sauerstoffgehalt der Luft oder zu hoher Luftfeuchtigkeit. Als Stoßlüften gilt der Lüftungsvorgang bei einer Dauer von bis zu fünf Minuten. Darüber hinaus handelt es sich um Dauerlüften.
[Bearbeiten] Richtiges Lüften - zur Luftfeuchteverringerung
Unter 'Richtiges Lüften in Gebäuden - zur Luftfeuchteverringerung' versteht man sowohl einen kurzen (Stoßlüften) als auch einen längeren Lüftungsvorgang, der dann erfolgen sollte, wenn der Taupunkt der Außenluft niedriger ist als der Taupunkt der Innenluft.
Hierbei ist zu beachten, (1) dass sich die (absolute) Luftfeuchte und der Taupunkt im Raum zwangsläufig erhöhen, wenn der Lüftungsvorgang bei höherem Taupunkt der Außenluft im Vergleich zum Taupunkt der Innenluft durchgeführt wird. Und außerdem (2) ist 'Richtiges Lüften - zur Luftfeuchteverringerung' NICHT möglich, SOLANGE der Taupunkt der Außenluft höher liegt als der Taupunkt der Innenluft; das kann vorrangig im Sommer vorkommen. In diesem Falle (2) müssen andere geeignete technische Maßnahmen ergriffen werden.
[Bearbeiten] Fensterkippen
Die Kippfunktion des Fensters soll nur in klimatisch warmen Zeiten verwendet werden, wenn die Innentemperatur gleich oder geringer als die Außentemperatur ist, da durch den langsamen und stetigen Luftaustausch ebenfalls die schweren, wärmespeichernden Bauteile wie Wände ausgekühlt werden, so Energie verloren geht und keine bessere Luft im Raum herrscht als durch regelmäßiges Stoßlüften.
[Bearbeiten] Querlüftung
Eine vor allem im Industriebau gebräuchliche Lüftungsart. Siehe Querlüftung.
[Bearbeiten] Maschinelle Lüftung
siehe auch Lüftungsanlage
In großen Gebäuden, bei einem großen Anfall an Gefahrstoffen oder sonstigen Gründen der Bequemlichkeit und Energieeinsparung wird eine maschinelle Lüftung eingesetzt. Bei maschineller Lüftung wird kontinuierlich und langsam gelüftet. Wärmerückgewinnung kann die Wärmeenergie der Abluft für die Zuluft wieder nutzbar machen.
[Bearbeiten] Schachtlüftung (ohne Ventilator)
Bei der Schachtlüftung ist jeder zu lüftende Raum mit einem über Dach geführten eigenen Abluftschacht versehen.
Bei der Berliner Lüftung erfolgt die Zuluft durch die Nachbarräume durch Tür- und Fensterfugen. Bei zu dichten Fenstern kommt keine Lüftung zustande.
Bei der Dortmunder Lüftung erfolgt die Zuluft über einen separaten Schacht, der in die Diele mündet. So ist eine Zuluft garantiert. Durch die Erwärmung der Dielenluft wird Zugluft verhindert.
Bei der Kölner Lüftung kommt die Zuluft durch einen eigenen Schacht in den zu belüftenden, meist fensterlosen, Raum. Die Öffnung dieses Zuluftschachts liegt dabei unterhalb des Abluftschachts, meist in Bodennähe. Zugluft ist nicht ausgeschlossen!
Bei der Liftschachtentlüftung wird ein Lift, der sich innerhalb der Wärmedämmung (Wärmedämmperimeter) befindet, mit einer Klappe entlüftet. Diese Klappe öffnet bei zu hoher Temperatur (z.B. 28°C)im Liftschacht oder Maschinenraum eine Wärmeabzugsklappe. Dazu werden ein oder mehrere Thermostaten installiert. Bei Stromunterbruch ist die Klappe geöffnet. Optional wird im Eingangsbereich ein Feuerwehrschalter montiert bei welchem die Einsatzkräfte die thermische Liftentrauchung im begrenzten Sinne steuern können.
[Bearbeiten] Atmende Wand
Es gibt Behauptungen, dass auch Wände atmen, also lüften können. Diese Annahme hat sich jedoch als falsch erwiesen, viele Baustoffe geben sogar Schadstoffe an die Innenluft ab (z. B. das radioaktive Radon).
F. Frössel: Schimmelpilze in Wohnungen, Baulino Verlag, Waldshut-Tiengen 2006 (ISBN 3938537183), Auflage von 2006)
[Bearbeiten] Weblinks
- mieterverein-muenchen.de - Keine Fenster kippen
- Richtig lüften - Schimmel vermeiden
- PDF-Dokument Kontrolliertes Lüften: [1]
- PDF-Dokument Lüftungsverordnung für Schulungsräume: [2]
- PDF-Dokument Broschüre des Umweltbundesamtes zur Belüftung von Schulungsräumen: [3]
- PDF-Dokument Praxishandbuch Raumlüftung: [4]
- Wärmeabzugsklappen für Liftschächte
- Österreichisches Informationsportal für Klimatechnik