Landkreis Posen
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Der preußisch-deutsche Landkreis Posen bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1918/20 sowie zwischen 1939 und 1945. Die Region um Posen ist seit jeher mehrheitlich polnisch besiedelt. Seit der deutschen Ostsiedlung im 13. Jahrhundert lebte hier eine beträchtliche deutsche Minderheit (1871: 44 Prozent, 1910: 38 Prozent), die 1945/46 floh bzw. vertrieben wurde.
Der Kreis wurde 1887 in zwei Landkreise geteilt: Posen-Ost und Posen-West, was nach dem Anschluss an Polen 1920 zunächst beibehalten, aber in der Folge rückgängig gemacht wurde.
Der Landkreis Posen umfasste am 1. Januar 1945:
- 3 Städte,
- 107 Gemeinden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten] Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Januar 1818 der Landkreis Posen im Regierungsbezirk Posen in der preußischen Provinz Posen.
Dieser umfasste meist ländliche Gebiete rings um die Provinzialhauptstadt Posen.
Das Landratsamt war in Posen. Diese Stadt gehörte als eigener Stadtkreis nicht dem Landkreis an.
[Bearbeiten] Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 18. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Am 10. Oktober 1887 wurde der Landkreis Posen aufgelöst und in die beiden neuen Kreise Posen-Ost und Posen-West aufgeteilt, beide mit Landratssitz in Posen.
Der Landkreis Posen-Ost umfasste:
- die Stadtgemeinde Schwersenz;
- die Polizeidistrikte Owinsk, Posen I und Posen II - nur die Landgemeinden Gorzyn, Jersitz, Naramowice Dorf, Naramowice Hauland, Ober Wilda, St. Lazarus, Strzeszyno, Suchylas, Unter Wilda und die Gutsbezirke Golentschin, Naramowice, Piontkowo, Schönherrnhausen, Sedan und Solacz.
Der Landkreis Posen-West umfasste:
- die Stadtgemeinde Stenschewo,
- Polizeidistrikte Komornik, Posen II - ohne die oben angegebenen Landgemeinden und Gutsbezirke -, Sady und Stenschewo.
Am 1. April 1896 wurde die Landgemeinde Berdychowo-Piotrowo aus dem Kreis Posen-Ost in die Stadt Posen umgegliedert.
Am 1. April 1900 wurden die Landgemeinden Jersitz, Sankt Lazarus und Wilda aus dem Kreis Posen-Ost nach Posen eingemeindet. Am gleichen Tag traten die Stadtgemeinde Pudewitz aus dem Polizeidistrikt Pudewitz und die Landgemeinden Paczkowo, Sarbinowo und Sokolniki gwiazdowskie und die Gutsbezirke Gwiazdowo und Puszczykowo aus dem Polizeidistrikt Kostschin vom Kreis Schroda in den Kreis Posen-Ost.
[Bearbeiten] Polen
Nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 gehörten die Kreise Posen -Ost und Posen-West nunmehr als Poznań wschód und Poznań zachód dem polnischen Staat an. Allerdings wurden die Deutschen nun Opfer einer harten Assimilierungs- und Verdrängungspolitik. Diese Politik der Jahre 1919 bis 1939 verstieß auch gegen polnisches Recht und führte zur Abwanderung eines großen Teils der Posener Deutschen nach Deutschland.
[Bearbeiten] Deutsches Reich/Großdeutsches Reich
Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September und der anschließenden Besetzung des Landes wurde das Posener Land wieder von Deutschland annektiert. Zum 26. November 1939 wurde der polnische Landkreis Poznań unter seinem deutschen Namen Teil des neugebildeten Reichsgaus Posen – später Wartheland – im neuen Regierungsbezirk Posen. Die jüdische Bevölkerung des Kreises wurde entrechtet und ab 1942 systematisch ermordet.
Am 1. April wurde die Stadt Posen durch die Eingemeindung der Gemeinden Bamberg, Boelckehorst, Kardorf, Kitzingen, Lenzingen und Ziegelscheune aus dem Landkreis Posen vergrößert.
Zum 1. April 1942 erfolgten weitere Eingemeindungen. Aus dem Landkreis Posen traten zur Stadt Posen die Gemeinden Altenau (teilweise), Grünweiler, Gutenbrunn, Hahnengrund (teilweise), Kreising, Luisenhain, Petershagen, Roßteich, Staffelbach (teilweise) und Strullendorf.
Im Februar 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und kam kurz darauf zum wiederhergestellten polnischen Staat, der Volksrepublik Polen, zurück.
[Bearbeiten] Kommunalverfassung
Der Landkreis Posen gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Schwersenz und Stenszewo (später: Stenschewo, dann Seenbrück). Die Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirke waren anfangs in (kleineren) Woytbezirken (polnisch „wójt“ = deutsch „Vogt“) und später in (größeren) Polizeidistrikten zusammengefasst.
Nach der Annexion durch das Deutsche Reich wurde allein der Stadt Schwersenz (zuvor zeitweilig in „Schwaningen“ umbenannt) die im Altreich gültige Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verliehen. Die Städte Pudewitz und Seenbrück (früher: Stenschewo) und die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr.
[Bearbeiten] Ortsnamen
Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.
Im Laufe der nächsten Jahre erfolgten teilweise „wilde“ Eindeutschungen von Ortsnamen, meist auf Kreisebene. 1943 wurden durch Anordnung des Reichsstatthalters mit Zustimmung des Reichsinnenministers alle Namen, die Orte betrafen, die eine Post- oder Bahnstation besaßen, endgültig in einer deutschen Form festgelegt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:
- Biskupitz: 1939: Bernau, 1943: Bolchau,
- Biedrusko: Warthelager
- Chludowo: Truppenfeld
- Czerwonak: 1939: Rotental, 1943: Rotental (Kr. Posen),
- Dąbrówka: Dombrowka
- Dębiec Dembsen
- Edwardowo: Eduardsfelde
- Gluchowo: Hagedorn
- Główna: Gluwno
- Gluszyn: Gluschin
- Gruszczyn: Heinrichswerder
- Hermanowo: Herrmannsrode
- Karólewo: Carlshof
- Kartowice: Cartowitz
- Kiekrz: 1939: Ketsch, 1943: Ketsch (Kr. Posen),
- Kobelnitz: 1939: Roßgarten, 1943: Kobelnitz,
- Komorniki: Komornik
- Łazarz: Sankt Lazarus
- Lubon: 1939: Lobau, 1943: Luban,
- Lusowo: Lussowo
- Morasko: Nordheim
- Nowawieś: Neudorf
- Nowydwór: Neuhof
- Pawlowice: Paulsfelde
- Potasze: Heinrichsfelde
- Piontkowo: Schönherrnhausen
- Promno: 1939: Wildgarten, 1943: Krummfließ (Kr. Posen),
- Przybroda: Röhrfeld,
- Puszczykowo Nowe: Neu Puszczykowo
- Puszczykowo Stare: Alt Puszczykowo
- Owinsk: Treskau
- Rokietnice: 1939: Rokstedt, 1943: Rokstätt (Kr. Posen),
- Schwersenz: 1939: Schwaningen, 1943: Schwersenz,
- Sieroslaw: Schierau
- Spławie: Splawie
- Skórzewo: Skorzewo
- Starolenka: Luisenhain
- Stenschewo: Seenbrück,
- Sokołowo: Falkennest
- Swadzim: Schwanen,
- Tarnowo Podgorne: Schlehen,
- Tomice Nowe: Neu Tomice
- Wielki Gaj: Gross-Gaj
- Żabikowo: Zabikowo, 1939 Poggenburg
- Zakrezewo: Sassenheim
- Zlotnik: 1939 Güldenfelde, 1943: Schlottnick.