Laokoon (Lessing)
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In seiner Schrift Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie aus dem Jahre 1766, versucht Gotthold Ephraim Lessing die grundlegenden künstlerischen Unterschiede zwischen bildender Kunst und Literatur herauszuarbeiten.
Lessing interpretiert dabei beispielhaft ein Kunstwerk der Antike, die Laokoon-Gruppe, die heute noch in den Vatikanischen Museen zu besichtigen ist. Er beschreibt dabei, wie der Künstler den "fruchtbaren Augenblick" gefunden hat, in dem eine ganze Geschichte, in diesem Fall die Geschichte von Laokoon und seinen Söhnen, in einem einzigen Augenblick zusammengefasst ist.
Der Literaturtheoretiker legt dar, dass die Künste der Malerei und Dichtung (i.S. der heutigen Literatur) nicht miteinander vergleichbar seien, wie es bisher gefordert wurde (in der Aufklärung u.a. von Gottsched, Bodmer und Breitinger). Lessing betont, die Poesie ordne Worte aufeinander folgend, während die Malerei durch Farben und Formen im Raum nebeneinander anordnet. Deshalb "können nebeneinander geordnete Zeichen auch nur Gegenstände, die nebeneinander, oder deren Teile nebeneinander existieren, aufeinanderfolgende Zeichen aber auch nur Gegenstände ausdrücken, die aufeinander, oder deren Teile aufeinander folgen." Die Malerei könne deshalb nur Gegenstände darstellen, die Dichtung nur Handlungen.
Die Malerei könne "Handlungen nachahmen, aber nur andeutungsweise durch Körper." Andererseits kann die Dichtung auch Körper schildern, "aber nur andeutungsweise durch Handlungen." Da die Malerei nur einen Augenblick der Handlung durch den Gegenstand darstelle, deshalb müssten Maler "den prägnantesten wählen, aus welchem das Vorhergehende und Folgende am begreiflichsten wird. Ebenso kann auch die Poesie in ihren fortschreitenden Nachahmungen nur eine einzige Eigenschaft der Körper nutzen, und muß daher diejenige wählen, welche das sinnlichste Bild des Körpers von der Seite erwecket, von welcher sie ihn braucht."
Er empfiehlt dem Dichter also, keine ausufernden Beschreibungen eines Gegenstandes, Menschen oder Phänomens abzugeben, sondern die Beschreibung als Handlung darzustellen (er führt hierzu Homers Variante an, der statt der Beschreibung der Kleidung des Agamemmnon diesen sich ankleiden lässt, und statt einem Vergleich zweier Zepter die verschiedenen Geschichten beider gegenüberstellt).
Lessings Abhandlung erlangte einen außerordentlichen Einfluss auf die bildende Kunst und Kunsttheorie.
[Bearbeiten] Die Sage von Laokoon
Im Trojanischen Krieg warnte Laokoon, ein Priester des Apollon, die Trojaner davor, das hölzerne Pferd der Griechen in die Stadt Troja zu ziehen. Doch keiner glaubte ihm. Da schleuderte er selbst seine Lanze gegen das Pferd. Kurz darauf stiegen aber zwei Seeschlangen aus dem Meer und erwürgten ihn und seine beiden Söhne. Die Trojaner sahen das als göttliches Zeichen, zogen das Pferd und somit ihr eigenes Verderben hinter die Mauern der Stadt. Denn im Bauch des Pferdes verborgen, lauerten die Griechen, um in der Nacht die Stadt zu erobern.
[Bearbeiten] Websites
- Laokoon (Lessing) als Online-Text im Projekt Gutenberg-DE