Leserreporter
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Leserreporter (auch Bürgerreporter, englisches Pendant citizen journalists) sind Amateure, also Nicht-Journalisten ohne medienspezifische Qualifikation, die Print- oder Onlinemedien Texte und Bilder zur Veröffentlichung anbieten oder Hinweise zu Themen oder Ereignissen geben. Mit Journalismus im eigentlichen Sinn hat diese Form der Leserbeteiligung nichts zu tun; in Deutschland bemühen sich seit 2006 vor allem Bild und das Magazin Stern um Amateurfotos, aber nicht um Texte.
In Europa war die norwegische Boulevardzeitung VG das erste Printmedium, das Leserfotos gezielt nutzte. [1]. Als erste deutsche Zeitung folgte die Saarbrücker Zeitung im Januar 2006. Sie verwendete erstmals den Begriff Leser-Reporter und forderte ihre Leser auf, Hinweise und Fotos per SMS, MMS oder E-Mail an die Redaktion zu richten. Diese laufen dort in ein zentrales Redaktionssystem und werden von Journalisten nachrechechiert. So erhalte die Saarbrücker Zeitung mehr Themenhinweise und könne auf aktuelle Ereignisse wie Großbrände oder schwere Unfalle schneller reagieren, sagte der Chefredakteur Peter Stefan Herbst.
„Der Leserreporter ist eine unglaubliche Erweiterung der Recherche- und Berichterstattungsmöglichkeiten und erhöht gleichzeitig ungeheuer die Leser-Blatt-Bindung“, erklärte Nicolaus Fest, Mitglied der Bild-Chefredaktion.[2] Jedes Foto werde vor dem Abdruck juristisch geprüft.
Außer Internet und Zeitungen verwenden auch Fernsehsender von Amateuren eingesendetes Bild- und Videomaterial, sofern keine professionellen Aufnahmen vorliegen, in großem Umfang zuerst die CNN nach dem Tsunami 2004. Die Einsender waren Touristen; sie wurden nicht als Reporter bezeichnet.
Einige Medien wie BBC oder die Saarbrücker Zeitung lehnen eine Bezahlung für sogenannten User Generated Content ab. Stern und Bild honorieren veröffentlichte Fotos. Die Bild bot 2006 100 bis 500 Euro pro Bild eines "Leserreporters". Der Stern (Gruner + Jahr) bietet für Bildeinsendungen eine an den Tarifen der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing orientierte Vergütung.
[Bearbeiten] Kritik
Fachleute sehen das Phänomen des Leserreporters überwiegend kritisch. Der DJV etwa erklärte in einer Pressemitteilung vom 5. Dezember 2006, die Arbeit von gut ausgebildeten und professionell arbeitenden Bildjournalisten werde durch die Verwendung des Materials von "Hobbyknipsern" entwertet [3]. Peter Stefan Herbst, Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung sagte: „Wir haben auf vernünftige verantwortungsvolle Weise den Leserreporter eingeführt, und durch 'Bild' ist der vorher positiv besetzte Begriff ins Negative verkehrt worden“.[2]
Der Medienjurist Johannes Eisenberg fürchtet Angriffe auf Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre durch eine "flächendeckende allgegenwärtige Promi-Jagd" [4]. Die Bonner Initiative Qualität im Journalismus schreibt im Oktober 2006: „Bürgerreporter sammeln ggf. Informationen über Personen, ohne hinreichende Kenntnisse über Persönlichkeitsrechte, Datenschutz, die Bedingungen verdeckter Recherche sowie über ethische Standards journalistischer Arbeit zu haben. Bürgerreporter ... sind selbst unkalkulierbaren Haftungs- und Strafrisiken ausgesetzt.“ [5]
Beim Transrapid-Unglück stammte das von der Bildzeitung veröffentlichte Foto von einem der Feuerwehrmänner, die eigentlich bei den Bergungsarbeiten helfen sollte, während eine Bild-Leserin mit einem Hobby-Piloten trotz eines dort vorübergehend verhängten Flugverbotes über der Unglücksstelle kreiste und die Rettungshubschrauber behinderte.
Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes befürchtet noch mehr Probleme mit Schaulustigen und untersagte Feuerwehrleuten, am Einsatzort Foto- oder Filmaufnahmen zu machen.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ FAZ-Online 25. Juli 2006 [1]
- ↑ a b
- ↑ Deutscher Journalistenverband [2]
- ↑ Aufsatz von Johannes Eisenberg [3]
- ↑ initiative-qualitaet.de [4]