Marcha orientalis
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff der Marcha orientalis oder auch Marchia orientalis (lat. für die Mark im Osten) bezeichnete ursprünglich jene Provinz des Ostfrankenreichs, die nach dem Abschluss des Vertrags von Verdun von 843 dem Herzogtum Bayern einverleibt wurde und etwa dem Gebiet der vormaligen Awarenmark entsprach, der Schutzwehr gegen die drohende Invasion der Awaren. Sie bildete das erste politische Konstrukt, welches in etwa dem Gebiet des heutigen Österreichs entspricht.
[Bearbeiten] Entstehung
Die nördliche Awarenmark und die südlichere Mark Karantanien bildeten das Bollwerk gegen die bedrohlichen Awarenstämme, das das Reich Karls des Großen vor einer Invasion beschützen sollte. Sie waren um 800 n. Chr. östlich des nunmehr dem fränkischen Reich einverleibten Herzogtums Bayern eingerichtet worden. Der Vertrag von Verdun, der die Erbfolge-Streitigkeiten nach dem Tod Karls des Großen regelte, veranlasste im Jahre 843, die beiden bis dato gewissermaßen autonomen Marken in das ostfränkische Reich aufzunehmen. Das Gebiet, das etwa jenem der früheren Awarenmark entsprach, trug nun den Namen Marcha orientalis. Es erstreckte sich damit von der Enns im Westen bis zur March und der Leitha im Osten und unterstand dem ostfränkischen König Ludwig II., dem Deutschen.
Man geht davon aus, dass die Bezeichnung "Ostarrîchi", aus dem später "Österreich" abgeleitet wurde, die umgangssprachliche Form von Marcha orientalis ist. Schließlich wurden im Mittelalter zahlreiche lateinische Begriffe durch das Volk gewandelt, welches nur in den seltensten Fällen der Sprache des Lateins mächtig war.
[Bearbeiten] Entlehnung des Begriffes im Dritten Reich
Nachdem der Anschluss Österreichs vollzogen und Österreich nunmehr Teil des Deutschen Reiches war, wurde im Sinne einer Eliminierung jeglicher Autonomie und eigenständiger Identität veranlasst, das neugewonnene Gebiet umzubennen. Auf dem mittelalterlichen Begriff der Marchia Orientalis basierend, entlehnte man den Terminus Ostmark. Er sollte das regionale Identitätsbewusstsein schwächen und zugleich die Selbstwahrnehmung als Teil einer einzigen (deutschen) Nationalität im politischen Konstrukt des Altreiches stärken. Zusätzlich sollten offene Konnotationen zur mittelalterlichen Einheit des Deutschtums in diese Richtung arbeiten.
Doch da der Begriff noch marginal an die einstige Eigenständigkeit des Landes hinwies, wurde dem faktisch nicht mehr existenten Österreich die Bezeichnung "Donau- und Alpenreichsgaue" verliehen.
Siehe auch: Geschichte Österreichs