Model United Nations
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Der Begriff Model United Nations (auch Model UN oder MUN) bezeichnet Simulationen für Schüler und Studenten, in denen die Arbeit der Vereinten Nationen (UN) nachgestellt wird.
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[Bearbeiten] Ablauf
Dazu werden u.a. an Schulen und Universitäten auf der ganzen Welt Konferenzen veranstaltet, deren Struktur denen der UN nachempfunden sind. Die Teilnehmer sind entsprechend Schüler oder Studenten, die in die Rolle eines Diplomaten eines der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen, aber üblicherweise nicht ihrer eigenen, schlüpfen. Diese Delegierten vertreten die Meinung "Ihres" Landes dann in simulierten Komitees (z.B. in der UN-Generalversammlung oder im Ausschuss für Fragen der Menschenrechte). Dort werden nach einer Tagesordnung aktuelle weltpolitische Themen diskutiert und Resolutionstexte entworfen. Die Delegierten versuchen, Unterstützer für ihre Resolutionsentwürfe (engl. draft resolutions) zu finden oder durch Kompromissbildung im Sinne ihres Landes für sich zu gewinnen, um anschließend im Komitee über die Resolution zu diskutieren. Wird sie im Gremium verabschiedet, wird der Entwurf häufig an die simulierte Vollversammlung der Vereinten Nationen weitergeleitet, wo nach einer erneuten Diskussion und Abstimmung die Resolution endgültig in Kraft treten kann.
[Bearbeiten] Vorbereitung und Organisation
Die Vorbereitung der Teilnehmer ist eine entscheidende Voraussetzung für interessante Debatten. Meist bereiten sich diese im Unterricht (sofern es Schüler sind), bzw. (bei Studenten) in entsprechenden Kursen an ihrer Universität vor. Dabei findet eine intensive Auseinandersetzung mit den Problemen und Interessen des "eigenen" Landes statt. Dieses kann man sich meistens aussuchen (oder zumindest Wünsche Angeben), in der Regel kann man aber nicht das Heimatland wählen. Es gehört neben der inhaltlichen Vorbereitung aber auch das Erlernen der Abläufe und Regeln dazu, z. B. durch Praktizieren von Debatten und Entwerfen von Resolutionen.
Verschiedene Schulen und Universitäten, aber auch gemeinnützige Vereine, stellen sich als Plattform und Ausrichter der Konferenzen zur Verfügung. Dort treffen sich Schüler und Studenten aus verschiedenen Ländern und halten die Versammlungen ab. Je nach Veranstalter differieren die angebotenen Komitees (unter anderem Menschenrechts-, Abrüstungs-, Umweltschutz-, Wirtschaftskomitees), oft werden auch die wichtigsten UN-Organe wie der Sicherheitsrat für die vertretenen Mitgliedsländer angeboten.
[Bearbeiten] Geschichte und Verbreitung
[Bearbeiten] Entstehung
Bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, deutlich vor Gründung der Vereinten Nationen, fanden die ersten, den heutigen MUNs vergleichbaren Simulationen als "Model League of Nations" statt. Dabei wurden an verschiedenen Colleges in den USA die Organe des Völkerbundes simuliert. Nachdem der Völkerbund mit dem Zweiten Weltkrieg aufhörte, zu existieren, wurde 1945 die Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Bereits einige Monate später entstanden, wiederum in den USA, die ersten Model United Nations-Seminare und -Konferenzen. Dazu zählte die ebenfalls in den 1920ern entstandene und 1946 wiedergegründete National Model United Nations (NMUN) in New York City. Nach und nach konnte MUN aber auch außerhalb der USA Fuß fassen. So wurde 1969 in den Niederlanden die "The Hague International Model United Nations" (THIMUN) gegründet, die sich im Unterschied zur NMUN vor allem an Schüler richtet.
[Bearbeiten] Heutige Verbreitung
Heutzutage finden MUN-Konferenzen für Schüler und Studenten auf der ganzen Welt statt. Zu den größten sind zunächst, wie schon erwähnt, NMUN und die alljährlich in Den Haag stattfindende THIMUN, mit jeweils mehr als 3000 Teilnehmern, aber auch die von der Harvard Universität organisierte WorldMUN zu zählen. THIMUN ist übrigens als einzige MUN als NGO bei der UN anerkannt. WorldMUN richtet sich wie NMUN vorrangig an Studenten. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es inzwischen zahlreiche MUN-Konferenzen.
[Bearbeiten] Sprachen
Arbeitssprache der meisten MUN-Konferenzen ist Englisch. Unterdessen gibt es jedoch auch Konferenzen, die in einer anderen Amtssprache der Vereinten Nationen, in Deutschland zum Teil auch auf Deutsch, abgehalten werden. Teilweise werden in einzelnen Komitees auch zwei oder mehr Sprachen zugelassen, wobei den Teilnehmern häufig eine Simultanübersetzung zur Verfügung gestellt wird. So werden bei einigen Simulationen in Kanada (Englisch/Französisch), Mexiko (Englisch/Spanisch) oder Russland (Englisch/Russisch) bilinguale Komitees angeboten. Die jährlich in Genf (CH) stattfindende Simulation der Generalversammlung der UNO, die "Students' United Nations" (SUN), ist dank Simultanübersetzung sogar dreisprachig (Französisch/Englisch/Deutsch).
[Bearbeiten] Ziele
Die Teilnehmer an MUNs sollen befähigt werden, sich über komplexe politische Probleme zu informieren und diese anschließend mit anderen Teilnehmern zu diskutieren. Sie sollen sich in die Rolle des Vertreters eines für sie fremden Landes hineinversetzen und so Verständnis für die Probleme und Situationen anderer Völker und Kulturen entwickeln.
Darüber hinaus sollen auch Fähigkeiten in Rhetorik, Verhandlungstaktik und Diplomatie, sowie, je nach Art der Konferenz, Fremdsprachenkenntnisse erweitert und vertieft werden. Nicht zuletzt spielt auch der faire Umgang mit Andersdenkenden und die vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit deren Standpunkten eine wichtige Rolle.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Konferenzsimulationen
- Duisburg-Essen Model United Nations
- Bonn International Model United Nations
- Oldenburg Model United Nations
- Schüler-Planspiel United Nations
- Model United Nations Schleswig-Holstein
- Modell Europa Parlament
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Model United Nations – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Model UN Hauptquartier (englisch)
- MUN-Informationen des Regionalen Informationszentrums der UNO in Brüssel/Bonn (UNRIC)
- Liste von MUNs im deutschsprachigen Raum und im Ausland (beim MUN-SH-Wiki)
- MUN-Übersicht der DGVN
- Junges UNO Netzwerk Deutschland e.V.