Mongolische Schrift
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Heute sind vor allem zwei mongolische Schriften in Gebrauch. In der Mongolei und Burjatien wird hauptsächlich die kyrillische Schrift verwendet, in der zur VR China gehörenden Inneren Mongolei die traditionelle mongolische Schrift, die von Uighuren im 12. Jahrhundert übernommen wurde und von oben nach unten geschrieben wird. Beide sind Buchstabenschriften.
Oiraten und Kalmücken benutzten eine angepasste Version der traditionellen Schrift, die sogenannte Kurzschrift.

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[Bearbeiten] Unter Dschingis Khan
Der Überlieferung zufolge lehrte der uighurische Schreiber Tatatungha, den Dschingis Khan gefangengenommen hatte, die Mongolen, das Uighurische zu lesen und zu schreiben.
Da Dschingis Khan selbst Analphabet war, ließ er Ende des 12. Jahrhunderts für die Verwaltung seines Reiches eine eigene Schrift entwickeln. So entstand zuerst die aus dem Uighurischen abgeleitete mongolische Vertikalschrift, auch mongolische Längstschrift genannt, und später gegen Ende des 13. Jahrhunderts die von dem gelehrten Lama Phags-pa aus der tibetischen Schrift abgeleitete Phags-pa-Schrift, auch als Mongolische Quadratschrift bezeichnet.
Das älteste mongolische Schriftzeugnis ist der sogenannte Dschingis-Stein, der sich heute in der Eremitage in Sankt Petersburg befindet.
[Bearbeiten] Entwicklung im 20. Jahrhundert
Für die Chalcha-Mongolische Sprache in der Äußeren Mongolei wurde in den 1930er Jahren zunächst kurzzeitig das lateinische Alphabet eingeführt. 1936 wurde unter dem Einfluss Stalins das kyrillische Alphabet durchgesetzt, mit zwei neuen Buchstaben für /ö/ –Ө und /ü/ –Ү.
Seit 1984 wird die alte mongolische Schrift (und Schriftsprache) in der Mongolei wieder an den Oberschulen gelehrt. Im Zuge der Demokratisierung beschloss das Parlament 1991 die offizielle Wiedereinführung, es ist aber eher unwahrscheinlich, daß dieser Beschluss praktische Konsequenzen haben wird. In der Praxis wird die alte Schrift fast ausschließlich für Firmenschilder, Logos, und ähnliche dekorative Zwecke verwendet. Eine vollständige Umstellung würde die Mongolei stärker vom Rest der Welt isolieren, und auch innerhalb des Landes zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Generationen führen. Aktuell (2005) wird sogar eine Umstellung auf das Lateinische Alphabet diskutiert. Aber auch dessen Einführung wäre mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen und sozialen Kosten verbunden, und hat darum kaum Chancen, verwirklicht zu werden.
In der Inneren Mongolei wird weiterhin die traditionelle mongolische Schrift verwendet.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Phagspa-Schrift – Mongolische Quadratschrift
- Sojombo-Schrift – Mongolische Silbenschrift
- Mongolische Sprachen – mit Hinweisen zu den mongolischen Sprachperioden und Schrifttypen
[Bearbeiten] Literatur
- Jahunen, Juha, The Mongolic Languages. Routledge, London - New York 2003.
- Coulmas, Florian, Encyclopedia of Writing Systems. Blackwell, Malden 1999.