Mostgewicht
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Das Mostgewicht beschreibt das spezifische Gewicht (Dichte) von Traubenmost, also die Masse des Mostes im Verhältnis zu seinem Volumen. Es stellt einen Indikator für den zu erwartenden Alkoholgehalt des Weines bei vollständiger Vergärung des Zuckers dar. Daher wird das Mostgewicht umgangssprachlich auch oft als Gradation oder alkoholische Potenz bezeichnet.
Das Mostgewicht ist somit ein Maß für den Anteil aller gelösten Stoffe im Traubenmost. Diese werden auch als Extrakt bezeichnet. Hauptsächlich besteht dieses Extrakt aus Zucker (Traubenzucker und Fruchtzucker), Säuren, Glycerin und in kleinen Mengen auch aus Phenolen, Pektinen, Proteinen und Mineralien. Aufgrund des hohen Zuckeranteils ist die Masse von Most immer höher als die des Wassers, d.h. das spezifische Gewicht von Traubenmost ist immer größer als 1.
Die Dichte des Mostes kann mit verschiedenen physikalischen Verfahren ermittelt werden. Dazu gehören:
- der Auftrieb einer Senkspindel (Aräometer), bzw. eine hydrostatische Waage (Senkwaage)
- das Abwägen der Masse bezogen auf das Volumen mit dem Pyknometer
- Messung der Lichtbrechung mittels eines Refrakometers
Neben den verschiedenen Messverfahren werden in unterschiedlichen Ländern auch noch verschiedene Messskalen und damit verschiedene Einheiten verwendet. So wird das Mostgewicht in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz in Grad Oechsle gemessen. In Italien, Österreich, Ungarn, derSlowakei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawien wird in KMW, bzw. Grad Babo gemessen. Grad Baumé werden in Frankreich und Spanien verwendet. Brix, bzw. die fast identische Einheit Balling, werden hauptsächlich in den englischsprachigen Ländern eingesetzt. Diese Einheiten können nur über recht komplizierte Formeln ineinander umgerechnet werden, da deren Verhältnisse zueinander nicht linear sind. Aus diesem Grund werden meist Tabellen herangezogen, aus denen die Werte hinreichend genau abgelesen werden können.
Dichte | Oechsle | KMW/Babo | Brix/Balling | Baumé | pot. Alkoholgehalt |
g/l | Oe | KMW | Bx | Bé | vol-% |
1060 | 60 | 12 | 14,7 | 8,1 | 8,1 |
1065 | 65 | 13 | 15,9 | 8,8 | 8,8 |
1070 | 70 | 14 | 17,1 | 9,4 | 9,4 |
1075 | 75 | 15 | 18,2 | 10,1 | 10,1 |
1080 | 80 | 16 | 19,2 | 10,7 | 10,7 |
1085 | 85 | 17 | 20,3 | 11,3 | 11,3 |
1090 | 90 | 18 | 21,4 | 11,9 | 11,9 |
1095 | 95 | 19 | 22,4 | 12,5 | 12,5 |
1100 | 100 | 20 | 23,6 | 13,1 | 13,1 |
1105 | 105 | 21 | 24,7 | 13,7 | 13,7 |
1110 | 110 | 22 | 25,7 | 14,3 | 14,3 |
1115 | 115 | 23 | 26,8 | 14,9 | 14,9 |
1120 | 120 | 24 | 27,8 | 15,5 | 15,5 |
1125 | 125 | 25 | 28,9 | 16,9 | 16,9 |
Als Daumenregel kann man auch sagen, dass 10 Gramm Zucker pro 1000 Gramm Most durch Gärung 0,66% vol. Alkohol ergeben.
Das Mostgewicht ist ein wichtiger Faktor zur Festlegung des Lesezeitpunkts. In Deutschland, Österreich und der Schweiz bildet das Mostgewicht über das Weingesetz die Grundlage zur Einteilung der Weine in Qualitätsklassen. Für jede dieser Klassen wird ein sogenanntes Mindestmostgewicht, welches es zu überschreiten gilt, vorausgesetzt. Speziell in warmen Weinbauregionen ist das Mostgewicht allein aber nur wenig aussagekräftig. Nur auf das Mostgewicht bezogen wären einfache französische Landweine in Deutschland schon Auslesen. Italienischer Amarone aus Valpolicella (Wein) wäre dann schon eine Beerenauslese. Daher werden in warmen Weinbauregionen auch noch die Säure, der PH-Wert und die physiologische Reife zur Einteilung in Qualitätsklassen herangezogen.
[Bearbeiten] Literatur:
- Hans Ambrosi: Wein von A bis Z, 2.Auflage, Gondrom Verlag, Bindlach 2003, ISBN 3811221051
- Das Weinlexikon, Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3596158672
- Der Brockhaus - Wein, F.A.Brockhaus, Mannheim 2005, ISBN 3765302813
- Jens Priewe: Wein - Die große neue Schule, 2. Auflage, Verlag Zabert Sandmann, München 2006, ISBN 389883137X
- Norbert Tischelmayer: Wein-Glossar. 2777 Begriffe rund um den Wein, Np Buchverlag, 2001, ISBN 3853261779