Mundorgel (Liederbuch)
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Die Mundorgel ist ein in Deutschland bekanntes Volks-Liederbuch. Es ist sowohl in Text- als auch in Notenausgabe erhältlich.
[Bearbeiten] Entstehung
1951 auf einem Sommerlager des Evangelischen Jungmännerwerkes Kreisverband Köln (dem heutigen CVJM Kreisverband Köln e. V. - der bis heute immer noch alleiniger Gesellschafter des Mundorgel Verlages ist) wurde die Idee geboren, für die Zeltlagerarbeit ein handliches Liederbuch zusammenzustellen. Die vier evangelischen Jugendgruppenleiter des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) wollten mit diesem Buch vermeiden, dass die Jugendlichen die Lieder nach der ersten Strophe wegen Textunsicherheit abbrachen. Ziel war es, ein kleines Liederbuch im praktischen Hemdtaschenformat zu erstellen, das zudem so günstig ist, dass ein Verschleiß aufgrund häufiger Verwendung kein Hindernis für den täglichen Gebrauch darstellt.
Die vier Kölner Studenten Dieter Corbach, Ulrich Iseke, Hans-Günther Toetemeyer und Peter Wieners setzten sich seinerzeit zusammen und erstellten die erste Ausgabe der Mundorgel. Die Mundorgel erschien dann erstmalig im Jahre 1953.
Der CVJM lehnte jedoch die Manuskript-Vorlegung der vier Autoren zunächst ab, da dem Verein die Zusammenstellung der Lieder nicht zusagte. Doch die Autoren hielten an ihrer Idee fest. Lieder für die Bibelarbeit sollten genauso vertreten sein wie die fürs Singen am Lagerfeuer. Das Autoren-Quartett beschloss daraufhin, die ersten 500 Exemplare des "Liederbuchs für Fahrt und Lager" auf eigene Kosten drucken zu lassen, was für die damaligen Studenten ein finanzielles Risiko barg. Die ersten Exemplare waren von den Autoren bestimmt für ihren Kölner Zirkel und das Zeltlager in Altberg/Nistertal. Der CVJM lenkte dann aber schließlich ein und übernahm das Projekt. Die Verkaufserlöse aus der Mundorgel fließen seitdem in seine Kassen, die vier Herausgeber erhalten pro verkauftem Buch einen Anteil von 0,2 Prozent. Der Preis für die Textausgabe lag in den ersten Jahren bei 50 Pfennig, heute bei drei Euro.
Das Buch erschien zuerst in grünem Einband – passend zum grünen Fahrtenhemd des CVJM –, später in rotem Einband. Es fand sehr schnell weite Verbreitung und Anerkennung. Ein großer Teil des Inhalts sind christliche Lieder, weil die Mundorgel von Anfang an für christliche Jugendgruppen gedacht war. Den Hauptteil des Inhalts bilden jedoch bekannte Volkslieder, kritische Lieder sowie Kanons.
Die Auswahl der Lieder hat sich in all den Jahren deutlich verändert. So landete manches in der Mundorgel, was während der Zeit des Nationalsozialismus von der Hitler-Jugend vereinnahmt worden war. Solche Lieder fielen bei den Überarbeitungen ebenso heraus wie Texte, in denen von „Negern“ oder „Zigeunern“ die Rede war oder die allzu militaristisch daherkamen, da solche Lieder nicht in ein christliches Liederbuch passen.
1964 erschien neben der gewohnten Textedition die erste Notenausgabe mit Gitarrengriffen.
Inzwischen wurde das Liederheft rund 14 Millionen Mal verkauft. Rund elf Millionen Exemplare entfallen auf die Text- und drei Millionen auf die Notenausgabe. Ende der 70er Jahre verfügten bereits 10 Millionen Jugendliche über das kleine rote Buch. In den achtziger Jahren verzeichnete der Klassiker einen Auflagenrückgang. Das Mundorgel-Credo „Wir schauen dem Volk aufs Maul“ stieß nach 30 Jahren an seine Grenzen. Bei den Jugendlichen galt er im Laufe der Zeit als bieder und „uncool“.
Die Lieder in der Notenausgabe der Mundorgel sind durchweg nur mit den Noten der normalen Gesangstimme unterlegt (vergleichbar mit dem amerikanischen Fakebook). Über den Noten stehen die Akkordbezeichnungen für das Spielen auf der Gitarre oder Tasteninstrumenten.