Munzinger-Archiv
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Die Munzinger-Archiv GmbH ist ein deutscher Verlag und Online-Informationsanbieter mit Sitz in Ravensburg; das Angebot zu den Themen Personen, Länder, Sport, Chronik, Pop, Gedenktage und Film besteht aus Loseblattsammlungen, CD-ROMs sowie einem Online-Dienst und wird hauptsächlich von Journalisten genutzt.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Gründung bis 2. Weltkrieg
Das Munzinger-Archiv wurde 1913 in Berlin von Dr. Ernst Munzinger sen. gegründet, der als ehemaliger Journalisten und Redaktionsleiter der Presseagentur Berliner Dienst einen Markt für einen Informationsdienst sah, der kleineren Zeitungen ohne eigene Archivredaktion erlauben sollte, Personalien und Hintergrundinformationen schnell und zuverlässig recherchieren zu können. Am 17. März 1913 erschien die erste Lieferung des Archivs für publizistische Arbeit, das fortan im Wochenrhythmus weitergeführt wurde. 1914 wurde Munzinger zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen, das Archiv wurde in der Folge durch seine Ehefrau Cora notdürftig am Leben erhalten. Nachdem Munzinger 1918 zu seiner inzwischen vor dem so genannten Hungerwinter 1917 ins oberschwäbische Ravensburg geflohenen Familie zurückkehrte, konnte das Archiv in kleinem Umfang weitergeführt werden. Ab etwa 1923 wurde das Archiv immer erfolgreicher, und 1926 verlegte Munzinger den Unternehmenssitz wieder nach Berlin. 1928 wurde das Verlagsprogramm um ein Sportarchiv erweitert. 1930 zog das Unternehmen nach Dresden-Loschwitz, die Heimat von Cora Munzinger. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Archiv zwar nicht wie viele andere Unternehmen des Pressewesens in das Pressewesen der NSDAP eingegliedert oder gleichgeschaltet, es musste aber ab 1936 einen Zensor der Dresdner Propagandaleitung beschäftigen. 1939 kamen die Statistisch-politischen Blätter zum Verlagsprogramm hinzu. Nach dem Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 floh die Familie Munzinger erneut nach Ravensburg, wo das Unternehmen bis heute seinen Sitz hat.
[Bearbeiten] 1945 bis heute
Im Frühjahr 1946 erschien die erste Lieferung des Archivs nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Nachkriegszeit entwickelte sich das Munzinger-Archiv zu einem führenden Anbieter von Informationen über Tagesereignisse und insbesondere biographischen Informationen für die Presse. Auch das aus den Statistisch-politischen Blättern entwickelte Loseblatt-Handbuch Länder aktuell mit statistischen und politischen Informationen über alle Länder der Erde wurde zu einem Standardwerk. Nach dem Tod des Gründers 1957 übernahm sein Sohn Dr. Ludwig Munzinger jun. die Leitung des Unternehmens. Mit der Pressekonzentration der 1960er Jahre und der Auflösung zahlreicher kleinerer Zeitungsredaktionen verringerte sich der Kundenkreis des Archivs, daher wurden vermehrt Bibliotheken als Kunden für die Loseblattwerke des Verlags gewonnen. Ab 1985 wurde die Publikation Schritt für Schritt um elektronische Angebote erweitert, zunächst mit einem elektronischen Sportarchiv. 1995 zog der Verlag in ein neues Gebäude im Ravensburger Ortsteil Oberzell um. Seit 1997 bietet das Munzinger-Archiv Informationen kostenpflichtig über das World Wide Web an, seit 1999 wird für professionelle Benutzer eine Intranet-Datenbank angeboten. Die Online-Version enthält inzwischen über 23.000 Biografien, jährlich kommen etwa 1.400 dazu. Das Munzinger-Archiv wird heute von Ernst Munzinger, einem Enkel des Unternehmensgründers, geleitet.
[Bearbeiten] Programm
Zum Programm des Verlages gehören folgende Produkte:
- Internationales Handbuch – Zeitgeschehen (bis 1952 Chronik der Tagesereignisse)
- Internationales Handbuch – Länder aktuell (bis 1954 Statistisch-Politische Blätter)
- Internationales Biographisches Archiv – Personen aktuell
- Internationales Sportarchiv – Biographien
- Pop-Archiv International (seit 1990, in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk)
- Filmdatenbank Film (mit Kritiken der Zeitschrift Film-Dienst)
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 47° 45′ 27″ N 9° 34′ 48″ O