North West Company
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Die North West Company (frz. Compagnie du Nord-Ouest) war eine Handelskompanie für Pelze in Kanada. Sie wurde 1783 in Montreal gegründet und stand in Konkurrenz zur Hudson’s Bay Company. Die Spannungen zwischen beiden Unternehmen wurden so groß, dass es zu verschiedenen gegenseitigen Überfällen auf Handelsposten kam. Um eine Ausdehnung des Konflikts zu verhindern, erzwang die britische Regierung im Jahr 1821 die Fusion mit der Hudson’s Bay Company. Drei Angestellte der Gesellschaft − Alexander MacKenzie, Simon Fraser und David Thompson – erforschten weite Gebiete im Westen Kanadas.
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[Bearbeiten] Der Beginn
Es gibt Hinweise darauf, dass die North West Company bereits im Jahr 1770 existiert haben könnte. Die erste schriftliche Aufzeichnung war 1779 die Bildung einer Aktiengesellschaft, die aber zunächst nichts weiter war als ein loser Zusammenschluss einiger Händler aus Montreal, die darüber debattierten, wie das Monopol der Hudson’s Bay Company im nordamerikanischen Pelzhandel zu brechen sei. Die offizielle Gründung der North West erfolgte schließlich im Jahr 1783. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Rue Vaudreuil in Montreal wurde von den Geschäftsleuten Benjamin Frobisher, Joseph Frobisher und Simon MacTavish geleitet.
1787 fusionierte die North West Company mit dem Unternehmen Gregory, McLeod and Co. Neue Partner wurden Roderick MacKenzie sowie dessen Cousin Alexander MacKenzie, in dessen Aufgabenbereich die Erforschung der westlichen Territorien und der eigentliche Handel mit den einheimischen Trappern fielen. Grand Portage auf der US-amerikanischen Seite des Lake Superior war der erste Haupthandelsposten, wohin die Versorgungskanus aus Montreal hinfuhren und wo sie die Felle in Empfang nahmen. 1803 wurde dieser Posten auf die britische Seite des Sees nach Fort William verlegt.
Die North West Company weitete ihre Aktivitäten auf die Gegend um den Athabascasee aus. Von dort aus starteten zahlreiche Erkundungsreisen unter Führung von Alexander MacKenzie, Simon Fraser und David Thompson. Sie stießen in die unerforschten Gebiete der Rocky Mountains vor, bis hin zur Straße von Georgia am Pazifischen Ozean.
[Bearbeiten] Expansion
Nach Benjamin Frobishers Tod im Jahr 1787 übernahm Simon McTavish die North West Company, dabei erzielte er eine Vereinbarung mit Benjamins Bruder Joseph. Das im November 1787 gegründete Unternehmen McTavish, Frobisher and Company kontrollierte elf von zwanzig Aktien der North West Company. Diesem Unternehmen gehörten neben McTavish auch die Amerikaner Peter Pond und Alexander Henry an. Weitere Reorganisitaionen der Partnerschaft erfolgten 1795 und 1802, als die Aktien weiter gestückelt wurden, um mehr Partner aufnehmen zu können. 1792 wurde in London (Ontario) die Tochtergesellschaft McTavish, Fraser and Company eröffnet, um mit Gütern zu handeln und die Felle abzusetzen.
Die Gesellschaft dehnte ihre Tätigkeiten nordwärts bis zum Großen Bärensee und westwärts jenseits der Rocky Mountains aus. Die Gesellschaft expandierte auch in das amerikanische Nordwestterritorium und eröffnete 1795 einen Handelsposten in Milwaukee, mit Außenstellen in Kewaunee, Manitowoc und Sheboygan.
Gegenüber der Hudson’s Bay Company war die Gesellschaft im Nachteil, denn die Konkurrenz besaß praktisch das Monopol im Nordwesten Kanadas, wo die besten Pelze herkamen. Die North West Company unternahm Anstrengungen, die darauf zielten, dass das britische Parlament ihr mehr Rechte zugestand, insbesondere die ungehinderte Lieferung von Tauschgütern in den Westen. Simon McTavish schrieb sogar eine Petition an Premierminister William Pitt den Jüngeren, doch alle Anfragen wurden zurückgewiesen.
Als sich einige Jahre später in dieser Frage immer noch keine Lösung abzeichnete, wagten McTavish und die anderen Gesellschafter ein riskantes Unterfangen. Sie organisierten zwei Expeditionen von Montreal zur James Bay im heutigen Nunavut, eine über Land, die andere über das Meer. Im September 1803 traf die Landexpedition auf Charlton Island auf die Schiffe der Gesellschaft. Die North West Company Anspruch auf das Territorium. Dieser mutige Schritt traf die Hudson’s Bay Company völlig unerwartet. McTavish hatte gehofft, die Konkurrenz wäre zu einem vernünftigen Kompromiss bereit, doch diese reagierte einige Jahre später mit Gewalt.
[Bearbeiten] Sonstige Ereignisse
Simon McTavish starb 1804 und sein Neffe William McGillivray übernahm die Aktienmehrheit der North West Company. Drei Jahre zuvor hatten sich einige Gesellschafter von der Gesellschaft losgesagt und ein Konkorrenzunternehmen gegründet, die XY Company. Die Auseinandersetzungen zwischen den ehemaligen Partnern, die von McTavish zusätzlich geschürt worden waren, gipfelten in der Erschießung des Handelspostenleiters am Großen Bärensee durch einen Angestellten der XY Company. McGillivray gelang es, im November 1804 mit den Abtrünnigen eine Vereinbarung zu erzielen. Die ursprünglichen Gesellschafter hielten nun 75 Prozent der Aktien, die ehemaligen Partner der XY Company 25 Prozent.
Unter McGillivray konnte die Gesellschaft ihr Einflussgebiet weiter ausdehnen. Doch der Konkurrenzkampf mit der Hudson’s Bay Company war hart und die Gewinnmargen wurden immer kleiner. Um sich auf dem zunehmend weltumspannenden Pelzmarkt besser zu positionieren, betrieb die North West Company eine Agentur in New York. Es gab verschiedentlich Bemühungen, Pelze direkt nach China zu verkaufen; dazu wurden Schiffe eingesetzt, die unter amerikanischer Flagge fuhren, um das Monopol der Britischen Ostindien-Kompanie zu umgehen. Zu diesem Zweck ging die Gesellschaft eine Kooperation mit John Jacob Astor ein.
Die wirtschaftlichen Bedingungen im kanadischen Pelzhandel änderten sich im Jahr 1806 grundlegend, nachdem Napoléon Bonaparte die Kontinentalsperre gegen Großbritannien verhängt hatte. Darüber hinaus nahmen die politischen Spannungen zwischen Großbritannien und den USA immer mehr zu. 1809 beschloss die amerikanische Regierung ein Gesetz, das den Handel zwischen beiden Ländern praktisch zum Erliegen brachte. Großbritannien war nun von den Rohstoffen aus Kanada abhängig und Holz verdrängte die Pelze als Hauptexportware.
[Bearbeiten] Erzwungene Fusion
Eine weitere Krise traf um 1810 den Pelzhandel. Es gab weniger Pelztiere, insbesondere Biber, da diese zu intensiv gejagt worden waren. 1812 brach zudem der britisch-amerikanische Krieg aus und amerikanische Truppen zerstörten den Handelsposten der North West Company in Sault Ste. Marie. Diese Ereignisse verschärften den Konkurrenzkampf weiter. Thomas Douglas, Hauptaktionär der Hudson’s Bay Company, hatte 1811 die Selkirk-Konzession zugesprochen erhalten und dort die Red River Colony (die Keimzelle der Provinz Manitoba gegründet, was den Aktionsradius der North West Company erheblich einschränkte. Der Gouverneur der neuen Kolonie verhängte 1814 wegen Nahrungsmittelknappheit ein Ausfuhrverbot für Pemmikan, wodurch eine Einnahmequelle wegfiel.
Der Handelskonflikt gipfelte im Juni 1816 in der Schlacht von Seven Oaks, bei der 22 Vertreter der Hudson’s Bay Company, darunter der Gouverneur der Kolonie, getötet wurden. Douglas ließ William McGillivray und weitere Gesellschafter der North West Company verhaften. Der Streit konnte zwar in Montreal vor Gericht beigelegt werden, doch die wohlhabendsten und fähigsten Gesellschafter verließen nach und nach das Unternehmen, da sie nicht mehr an dessen Zukunft glaubten. Kriegs- und Kolonialminister Henry Bathurst zwang im Juli 1821 die verbliebenen Aktionäre zur Fusion mit dem verhassten Konkurrenten. Die North West Company hörte nach über vierzig Jahren auf zu existieren. Zum Zeitpunkt der Fusion besaß sie 97 Handelsposten, die Hudson’s Bay Company 76.
[Bearbeiten] Literatur
- Marjorie Campbell: North West Company. University of Toronto Press, Toronto 1983. ISBN 0888943768