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Otto Friedrich von der Gröben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Otto Friedrich von der Gröben (* am Ostersonntag 1657 in Napratten (hist. Pretten, heute Napraty (poln.)) bei Heilsberg (heute Lidzbark Warminski (poln.)) im Ermland; † 30. Juni 1728 auf seinen Gütern bei Marienwerder (heute Kwidzyn (poln.)) in Westpreußen) war ein Militär und Forschungsreisender im Dienste des Großen Kurfürsten.

(Hinweis: Der Ostersonntag des Jahres 1657 fiel im gregorianischen Kalender auf den 1. April. Da Ermland im Zeitraum 1512-1772 als direkt dem Papst unterstelltes Bistum eine katholische Enklave im sonst protestantischem Preußen war, wird der gregorianische Kalender unterstellt. Das protestantische Deutschland hatte erst im Jahre 1700 vom julianischen auf den gregorianischen Kalender umgestellt.)


Otto Friedrich von der Gröben wurde „am ersten Osterfeiertage des Jahres 1657“ im Dorf Pratten im Bistum Ermland geboren „...da eben zu der Zeit mein Herr Vater in Quartier gelegen...“. Gröben machte als junger Mann eine größere Reise über Italien ins Heilige Land und nach Ägypten. Über Frankreich kehrte er 1680 in die Heimat zurück.

Er war Kammerjunker und Major des Großen Kurfürsten von Brandenburg, als er von diesem im Frühjahr 1682 mit der Leitung einer Expedition an die Guineaküste beauftragt wurde, welche die Errichtung einer ständigen brandenburgischen Niederlassung und den Aufbaus eines hiesigen Forts zum Schutz dieser Niederlassung zum Ziel hatte.

Dem war eine Handelsexpedition vorausgegangen, die im Jahre 1680 unter der Leitung des Kapitäns der Fregatte „Morian“, Philipp Pietersen Blonck, an die Guinea- und Angolaküste abgesandt worden war. Trotz widriger Umstände (das zweite Schiff der Expedition, das „Wappen von Brandenburg“, war von Holländern aufgebracht und beschlagnahmt worden) war es den beiden Schiffsoffizieren des „Morian“, Jakob van der Bleke und Isaak van de Geer, gelungen, am 16. Mai 1681 an der Goldküste etwas westlich des Kaps der drei Spitzen einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den drei Ahanta-Häuptlingen Pregate, Sophonie und Apany zu schließen. Die Häuptlinge versicherten dabei, dass sie zwar in Axim Handel treiben würden, aber nicht unter dem holländischen Kommando stünden. In dem Vertrag gestatteten es die Häuptlinge den Brandenburgern, eine Niederlassung und ein Fort auf ihrem Territorium zu errichten, um ihren Handel und auch sie selbst gegen ihre Feinde zu schützen, wenn die Brandenburger binnen acht bis zehn Monaten wiederkämen, um mit der Errichtung ihres Fortes zu beginnen. Trotz der Verärgerung über das Verhalten der Niederländer, war die Freude am Potsdamer Hof doch groß, als der halbleere „Morian“ im August 1681 wieder in der Heimat war und den Vertrag präsentierte. Sofort wurde die Ausrüstung einer diesbezüglichen Expedition in Auftrag gegeben und gleichzeitig die Gründung einer brandenburgisch-afrikanischen Handelsgesellschaft angeregt.

Am 16. Mai 1682 laufen dann der „Morian“ und der „Churprinz von Brandenburg“ unter dem Kommando von Otto Friedrich von der Gröben aus der Elbe in Richtung Goldküste aus. An Bord befinden sich u.a. die beiden Festungsbauingenieure Walter und Leugreben, der Fähnrich von Selbig als militärischer Leiter neben einem Sergeanten, zwei Korporalen, 40 Soldaten, zwei Spielleute nebst zahlreichen angeworbenen Arbeitern. Am 27. Dezember 1682 betritt Otto Friedrich von der Gröben am Kap der drei Spitzen nahe des Dorfes Accada erstmalig afrikanischen Boden (nachdem drei Soldaten und zwei Matrosen bei der Überfahrt aufgrund der harten Brandung den Tod gefunden hatten). Nachdem man hier jedoch mit plötzlich auftauchenden Holländern aneinandergeriet, segelte man kurze Zeit später weiter und landete erneut einige Seemeilen weiter nordwestlich. Hier fand man in der Nähe des Dorfes Poquesoe (heute Prinzess Town) einen fast idealen Standort für das zukünftige Fort. An diesem Platz fand auch am 1. Januar 1683 mit einem militärischen Zeremoniell die feierliche Hissung der brandenburgischen Flagge statt. Unmittelbar nach der Flaggenhissung wurde mit dem Bau von Fort Groß-Friedrichsburg begonnen. Am 5. Januar 1683 wurde der Vertrag mit Apany erneuert. Die anderen beiden Häuptlinge, welche den Vertrag im Jahre zuvor unterzeichnet hatten, waren, wie Apany berichtete, kurz zuvor in einem Krieg getötet worden.

Während der Bauarbeiten grassierte das Fieber unter den Brandenburgern und zeitweise waren von 40 Mann nur noch fünf einsatzfähig. Auch von der Gröben erkrankte, nebst dem Sekretär, dem Sergeanten, vier Soldaten und zwei Matrosen. Die beiden Festungsbauingenieure starben und alle anderen waren zu schwach oder mit der Krankenpflege beschäftigt, so dass die Bauarbeiten schon bald zum Erliegen kamen. Nachdem sich von der Gröben wieder etwas erholt hatte, fuhr er mit dem „Morian“ und den Kranken zur portugiesischen Insel São Tomé hinüber, wo er und die anderen Kranken schnell wieder gesundeten. Auf der Rückreise erkundete er bei der Gelegenheit auch ausführlich die Krabbenbucht (Camerones), einige Kamerun-Gebiete sowie die Küsten der Königreiche Benin und Ardra (Allada). Nach kurzem, erneuten Aufenthalt in Großfriedrichsburg kehrte er an Bord des „Morian“ über England und Schottland im Juli oder August 1683 wieder in die Heimat zurück, nachdem er die weitere Leitung des Aufbaus der Festung Groß-Friedrichsburg dem Kapitän des „Morian“, Philipp Pietersen Blonck, übergeben und diesen als neuen Kommandanten von Groß-Friedrichsburg eingesetzt hatte.

Im Jahre 1686 machte Otto Friedrich von der Gröben eine Kriegsfahrt mit den Venetianern gegen die Türken nach Morea mit. Im gleichen Jahr 1686 heiratete er Anna Barbara von Schlieben „...aus dem Hause Sanditten“, mit ihr zeugte er in den Folgejahren drei Söhne (Abram, Isaak und Jacob) und eine Tochter. Am 3. Januar 1688 wurde er zum Obersten befördert und 1704 zum Königlich Preußischen Kammerherrn ernannt. Im Jahre 1719 trat er in die Dienste des Königs von Polen ein, der ihn als Generalmajor einsetzte. Otto Friedrich von der Gröben starb als Generalleutnant am 30. Januar 1728 auf seinem Anwesen bei Marienwerder. Er war im Laufe seines Lebens insgesamt dreimal verheiratet gewesen.

Die Familie von der Gröben ist erstmalig historisch belegt im Jahre 1104 in der Nähe von Magdeburg. Sie stammte wahrscheinlich aus Sachsen und sei, so heißt es, 927 zusammen mit König Heinrich ins Brandenburger Land gekommen.

[Bearbeiten] Schriften

  • Orientalische Reise-Bschreibung, des brandenburgischen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben: Nebst d. Brandenburgischen Schifffahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea, unter ihrem Titel, Marienwerder 1694
  • Guineische Reise-Beschreibung, Marienwerder 1694
  • Des edlen Bergone und seiner tugendhafften Areteen denckwürdige Lebens- und Liebesgeschichte : Zum Nutz u.Vergnügen edeler Gemüther ... welche daraus die Sitten und Gebräuche vieler Völcker u.d. ausführliche Beschreibung Italien, der Heiligen u. anderer Länder ersehen können., Datzig 1700
  • Voorname Scheepsogt Van Jonkheer Otho Fridrich van der Greuben, Brandenburgs Edelman, Na Guinea, Met 2 Keur-Vorstelijke Fregatten, Gedaan in het Jaar 1682... : Verhandelende ... de gelegentheeden van verscheyde Zee-Kusten in Africa ... der Greyn-kust, Tand- of Quaqua-kust, Goud-kust ..., en des Reysigers Togt van daar na Terra Nova in America gelegen : Als mede den Aart, Zeeden, Gewoontens, ... ; Door den Reysiger selfs opgeteeknet en nu ... uyt het Hoogduyts vertald ; Met ... Register en Konst-Printen... enthalten in: Johan Lodewyk Gottfried, De Aanmerkens-waardige Voyagien Door Francoisen, Italiaanen, Deenen, Hoogduytsen en andere Vreemde Volkeren gedaan Na Oost- en West-Indien... Het 2.Stuk, Leiden 1706

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto Friedrich von der Gröben, Guineische Reisebeschreibung, Marienwerder 1694; zur Biografie siehe Nachwort im Nachdruck der Originalausgabe (1981)
  • Paul Friedrich Stuhr: Geschichte der See- und Kolonialmacht des Großen Kurfürsten, Berlin (1839)
  • Hofmeister, Die maritimen und colonialen Bestrebungen des Grossen Kurfürsten 1640 bis 1688 - II., Archiv für Post und Telegraphie (Berlin), 13 (1885) 591-603
  • Kurt Petsch, Seefahrt für Brandenburg-Preussen 1650-1850 - Geschichte der Seegefechte, überseeischen Niederlassungen und staatlichen Handelskompanien, in: H.Bleckwenn (Hrsg.), Das altpreussische Heer - Erscheinungsbild und Wesen 1713-1807, Teil IV, Band 11, Biblio Verlag Osnabrück, 1986
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