Pöhlde
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Pöhlde ist ein Dorf in Südniedersachsen. Es ist heute ein Ortsteil der Stadt Herzberg am Harz im Landkreis Osterode am Harz. Auf 36,36 km² Fläche leben 2.207 Einwohner (Stand: 1. Oktober 2006).
Das Dorf liegt im Urstromtal der Oder und nördlich des Rotenbergs, einem langgestreckten Höhenzug von bis zu 317 m ü. NN, der parallel zum Südharzrand verläuft. Pöhlde liegt unweit südlich des Harzes und etwa vier Kilometer südlich von Herzberg, fünf Kilometer südwestlich von Scharzfeld sowie sieben Kilometer östlich von Gieboldehausen. Knapp drei Kilometer südlich von Pöhlde, am Ortsrand vom Nachbardorf Rhumspringe, liegt die Rhumequelle, eine der größten Karstquellen Europas.
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[Bearbeiten] Geschichte
Einige Ausgrabungsfunde aus Pöhlde stammen aus der Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts nach Christus. Pöhlde wurde 927 in einer Schenkungsurkunde von Heinrich dem Vogeler an seine Frau Mathilde zum ersten Mal erwähnt. In dieser übereignete er ihr den Königshof „Palithi“. Die Endung „-ithi“ deutet auf eine Zugehörigkeit zur ältesten germanischen Ortsnamensschicht. Der Ort liegt an einem Knotenpunkt zweier mittelalterlicher Fernstraßen.
[Bearbeiten] Wallburg König Heinrichs Vogelherd
Auf dem nahe gelegenen Rotenberg befindet sich eine aus Wällen gebildete Fliehburg. Sie ist in eine Oberburg und eine Unterburg aufgeteilt. In den Jahren 1955–1966 wurde die Befestigungsanlage untersucht. Keramikfunden zufolge ist sie auf das 8. bis 10.Jahrhundert zu datieren. Der ältere Teil ist die Unterburg, die 220 x 120 m breit ist. Sie verfügte über eine Mauer und einen Wall. Die fast kreisrunde Oberburg hat einen Durchmesser von etwa 100 m. Sie verfügte über zwei aufwendig konstruierte Zangentore. Mehrere Ausgrabungen auf dem Gelände fanden 1934, 1951 und 1955 bis 1974 statt. Im Inneren der Anlage gab es kaum Funde, so dass die Anlage als kaum genutzte Fluchtburg gesehen wurde.
Als „König Heinrichs Vogelherd“ wurde sie benannt, da Heinrich der Vogeler der Sage nach hier 919 die Nachricht erhalten haben, dass er als erster Sachse zum König des Ostfrankenreichs gewählt wurde. Nach einer anderen Überlieferung soll er in der später nach diesem Ereignis benannten Gasse „Finkenherd“ zu Quedlinburg (ebenfalls mit einem Vogelherd beschäftigt) gewesen sein, als ihn die Nachricht erreichte. Nach der Wahl Heinrichs I. zum König begann durch die Liudolfinger der Ausbau der bestehenden Königsburgen rund um den Harz zu Pfalzen.
[Bearbeiten] Pfalz Pöhlde
Die Burganlage auf dem Rotenberg wurde aufgegeben, als die Kaiserpfalz Pöhlde im Ort ihren Aufschwung nahm. Sie entstand aus einem Landgut, dass Mathilde von Ringelheim 927 von ihrem Mann Heinrich dem Vogeler erhalten hatte. Nach seinem Tod bat sie ihren Sohn Otto I., das Landgut in ein Kanonikerstift umwandeln zu lassen. Die Pfalzgebäude befanden sich nahe der heutigen Kirche im Bereich des Pfarrhauses und des Pfarrgartens.
König Otto der Große unterzeichnete die Urkunde am 16. Mai 952 und bestimmte, dass das zu erbauende Kloster neben der Pfalz als Mönchsabtei errichtet werden sollte. Es wurde mit Benediktinern besetzt. Zwischen Pfalz und Klosterkirche bestand ein Verbindungsgang. Durch das Pfalzstift erlangte der Ort Pöhlde weitere Bedeutung. Die Pfalz wurde von den nachfolgenden Kaisern, besonders von Heinrich II., oft besucht, schriftlich dokumentiert wurden 27 Besuche. Weil diese besonders oft zu Weihnachten stattfanden, erhielt die Pfalz Pöhlde den Namen „Weihnachtspfalz“. Gegenpapst Gregor VI. suchte an Weihnachten 1012 Heinrich II. in der Pfalz Pöhlde auf, um dessen Anerkennung zu erhalten.
Ekkehard I., Markgraf von Meißen und Herzog von Thüringen, wurde am 30. April 1002 von Siegfried II. und Benno von Northeim und Heinrich und Udo von Katlenburg in der Pfalz Pöhlde ermordet, weil er Ansprüche auf den Thron erhob.
1964 bis 1974 wurden auf einer Fläche von 1700 m² neben der heutigen Kirche Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden die Grundmauern des Pfalzkomplexes freigelegt, der aus mindestens zwölf Gebäuden bestand. Die heutige Kirche entstand 1668 auf den Grundmauern der früheren Klosterkirche, die im Bauernkrieg 1525 Zerstörungen erlitt und danach an Bedeutung verlor. Die Fundamente des früheren Kreuzganges des Klosters sind heute durch Steinplatten im Rasen dargestellt.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Klosterkirche des Benediktinerklosters wurde auf den Grundmauern der Königsburg und späteren Kaiserpfalz der Liudolfinger errichtet.
Eine über 1000 Jahre alte Gerichtslinde steht auf dem Thingplatz. 1048 wurde Graf Thietmar, Bruder von Bernhard II. von Sachsen, angeklagt, einen gescheiterten Mordanschlag auf König Heinrich III. in Auftrag gegeben zu haben. Nach einem als Gottesurteil ausgeführtem Zweikampf wurde der Graf auf diesem Platz getötet.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Claus: Archäologie im südwestlichen Harzvorland. ISBN 3784819109
- Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 17: Northeim, Südwestliches Harzvorland, Duderstadt. Verlag Phillip von Zabern, Mainz 1970
- Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. ISBN 3-7845-4520-3
- Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 51° 36′ 49″ N, 10° 19′ 1″ O