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Padmasambhava

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Eine von Padmasambhava noch selbst gesegnete Statue
Eine von Padmasambhava noch selbst gesegnete Statue

Padmasambhava (Lotusgeborener) auch unter dem Namen Pema Jungne (PadMa ByungNas, Lotus geboren) und Guru Rinpoche (Kostbarer Meister) in Tibet bekannt, war ein tantrischer Meister, der im 8.-9. Jahrhundert erstmals den tantrischen Buddhismus in Tibet einführte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Es bestehen nur wenig historisch gesicherte Tatsachen zum Leben Guru Rinpoches, seine Existenz ist in großem Umfang von Legenden umwoben. Er wuchs als Pflegesohn des Königs Indrabodhi im heutigen Pakistan auf. Nach der Überlieferung wurde er übernatürlich, (nicht aus einem menschlichen Schoß) geboren, sondern erschien auf wunderbare Weise auf einem Lotus in einem See in Oddiyana. Das anhand buddhistischer Schriften nachweisbare Land Oddiyana wird heute in der Gegend des Swat-Tales in Pakistan, nahe der Grenze zu Afghanistan vermutet. Padmasambhavas Erscheinung wurde in verschiedenen Sutren von Buddha Shakyamuni angekündigt, so z.B. im Nirvana Sutra. Padmasambhava gilt als eine Verkörperung des Buddhas Amitabha und in ihm manifestieren sich, nach der Überlieferung, die Siddhis aller Buddhas aller Zeiten. Er wurde vom König von Oddiyana als Sohn angenommen, später aber aus dem Königreich verbannt, da er den Sohn eines Ministers getötet haben soll. Auf seinen Wanderungen studierte er die fünf klassischen Wissenschaften Indiens, des Weiteren auch Astrologie. In Indien wurde er von Prabahasti als Mönch ordiniert und erhielt in der Folgezeit von vielen indischen Meistern die Lehren der äußeren und inneren Tantras. Er war Schüler der "Acht Wissenshalter von Indien" (Hungkara, Manjushrimitra, Nagarjuna, Prabhahasti, Dhanasamskrita, Vimalamitra, Rombuguhya und Shantigarba) und vieler anderer Meister. Die Lehren und Ermächtigungen der „Großen Vollkommenheit“ (Dzogchen) erhielt er von Garab Dorje und Sri Singha. Prinzessin Mandarava von Zahor war die berühmte indische tantrische Gefährtin Guru Rinpoches, Prinzessin Yeshe Tsogyal von Kharchen war seine bedeutendste tantrische Gefährtin in Tibet. Beide werden auf Thankas (tibetische Rollbilder) oft zu Seiten Padmasambhavas gezeigt.

Samye-Ling, das älteste buddhistische Kloster Tibets
Samye-Ling, das älteste buddhistische Kloster Tibets

[Bearbeiten] Gründung des Klosters Samye

Die Lebensgeschichten Guru Rinpoches enthalten viele Darstellungen zu seinem übernatürlichen Wirken. Er soll die Geister und Dämonen des Schneelandes, die sich dem Buddhismus entgegenstellten, durch tantrische Kräfte unterworfen und viele von ihnen als Schützer an die Lehren Buddhas gebunden haben. Padmasambhava war aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten ausschlaggebend für die Etablierung des ersten buddhistischen Klosters Samye-Ling (auch "das Unfassbare" genannt). Mit der Errichtung dieses Klosters (im Jahr 769 o. 775?) durch den tibetischen König Trisong Detsen (Regierunszeit 759-797) begann die ersten Übersetzungswelle buddhistischer Schriften von Indien nach Tibet. Aus dieser ersten Übersetzungszeit ab Ende des achten Jahrhunderts geht die Schule der "Alten Übersetzungen" (tib.Nyingma) hervor, im Unterschied zur zweiten Übersetzungsperiode ab dem elften Jahrhundert aus denen sich die "Neuen Schulen" (Sarma) des tibetischen Buddhismus (Kadampa, Kagyü, Sakya und Gelug) entwickelten. Die Nyingma-Überlieferung führt ihre Tradition auf die Einführung des Dharma (buddhistische Lehren) zur Zeit Trisong Detsens durch Padmasambhava, Vimalamitra einem gelehrten Siddha, Vairocana und ihren Hunderten von Schülern, den Abt Santaraksita und den Gelehrten Kamalasila zurück. Mehr als hundert Gelehrte und Übersetzer versammelten sich zu jener Zeit und übersetzten die Lehren von Sutra und Tantra aus dem Sanskrit ins Tibetische. Viele der esoterischen Lehren, insbesondere die Lehren zu Dzogchen der sog. "Großen Vollkommenheit" wurden von Padmasambhava, Vimalamitra und Vairocana nach Tibet gebracht.

[Bearbeiten] Acht Manifestationen Guru Rinpoches

Guru Dorje Drollö, eine zornvolle Manifestation Padmasambhavas
Guru Dorje Drollö, eine zornvolle Manifestation Padmasambhavas

Das Wirken Guru Rinpoches wird in seinen Lebensgeschichten in Form symbolischer Buddhaaktivität dargestellt. Für die verschiedenen Aktivitäten nahm Guru Rinpoche nach der Überlieferung unterschiedliche Manifestationen an. Von diesen sind die sogenannten Acht Manifestationen Guru Rinpoches von besonderer Bedeutung. Zu diesen gehören:

  1. Guru Tsokye Dorje
  2. Guru Padmasambhava
  3. Guru Lhodan Chogse
  4. Guru Pema Gyalpo
  5. Guru Nyima Özer
  6. Guru Shakya Senghe
  7. Guru Senghe Dradrog
  8. Guru Dorje Drollö

Weitere Manifestationen Guru Rinpoches sind:

  • die "Löwenköpfige Dakini" Simhamukha (sanskrit), bzw. Senghe Dongma (tibetisch)
  • Guru Drakpo

[Bearbeiten] 25 Schüler

Von den Schülern Guru Rinpoches sind die sogenannten 25 Schüler von Chimphu wegen ihrer hohen Verwirklichung und der Manifestation von Siddhi berühmt geworden. Zu ihnen zählen: König Trisong Detsen, Namkhai Nyingpo, Sangye Yeshe, Gyalwa Chöyang, die Prinzessin von Karchen Yeshe Tsogyal, Palgyi Yeshe, Palgyi Senge, der große Übersetzer Vairocana, Nyak Jnanakumara, Gyalmo Yudra Nyingpo, Nanam Dorje Dudjom, Yeshe Yang, Sokpo Lhapal, Nanam Zhang Yeshe De, Palgyi Wangchuk, Denma Tsémang, Kawa Paltsek, Shüpu Palgyi Senge, Dré Gyalwe Lodrö, Drokben Khyenchung Lotsawa, Otren Palgyi Wangchuk, Ma Rinchen Chok, Lhalung Palgyi Dorje, Langdro Könchog Jungné und Lasum Gyalwa Changchup.

[Bearbeiten] Terma Tradition

Thanka von Padmasambhava
Thanka von Padmasambhava

Eine Besonderheit der Nyingma-Tradition sind die "verborgenen Schätze". Guru Rinpoche und seine engsten Schüler und Schülerinnen versteckten hunderte von Texten, Ritualgegenständen und Reliquien an geheimen Orten, um die Lehren des Buddhismus vor der Zerstörung durch den, dem Buddhismus feindlich gesinnten, tibetischen König Langdarma (Regierungszeit 836-842) zu bewahren. So entstanden in der Nyingma-Tradition zwei Arten der Übertragung: die so genannte "lange" Übertragungslinie vom Meister auf den Schüler in einer ununterbrochenen Linie, und die "kurze" Übertragungslinie der "verborgenen Schätze" (tibetisch Termas). Die aufgedeckten Termas wurden später von Meistern mit besonderen Fähigkeiten, so genannten "Schatzfindern" (tib. Tertön), wiederentdeckt und an ihre Schüler überliefert. Diese Meister waren häufig Inkarnationen der 25 Hauptschüler von Guru Rinpoche. Somit entstand durch die Jahrhunderte ein vielschichtiges System von Übertragungslinien, die die Lehren der Nyingma-Schulen ständig mit "frischen" Lehren ergänzte, die jeweils ihrer Zeit angemessen waren und viele Schüler zur Verwirklichung/Erleuchtung führten. Bedeutende Tertöns waren unter anderem Nyangräl Nyima Öser (1124-1192), Guru Chöwang (1212-1270), Rigdzin Gödem (1307-1408), Dorje Lingpa (1346-1405), Pema Lingpa (1450-1521]) und Jamyang Khyentse Wangpo (1820-1892). Vereinzelt traten aber auch in den drei neuen Schulen Tertöns auf. Unter diesen Sarma-Tertöns waren der 3.Karmapa Rangjung Dorje (1284-1339), der 5.Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso (1617-1682) und eben, der schon genannte bedeutende, ursprünglich aus der Sakya-Linie stammende Meister Jamyang Khyentse Wangpo (1820-1892). Im buddhistischen Kontext sind verborgene Schätze aber nicht etwas völlig Neuartiges. So wurden schon in Indien Termas gefunden. Nagarjuna zum Beispiel entdeckte das letzte Kapitel des "Prajnaparamita-Sutras in einhunderttausend Versen" als Terma im Reich der Nagas.

[Bearbeiten] Die "Sechs großen Sitze der Nyingma"

Die rund 35 m hohe Statue des Schutzpatrones Sikkims, Guru Rinpoche, in Namchi (Süd-Sikkim)
Die rund 35 m hohe Statue des Schutzpatrones Sikkims, Guru Rinpoche, in Namchi (Süd-Sikkim)

Die Lebensgeschichten Padmasambhavas stimmen weitestgehend darin überein, dass er sich für 55 Jahre in Tibet aufhielt und in dieser Zeit viele Schüler zur Befreiung führte. Nach der Überlieferung der Nyingma wirkt Padmasambhava noch immer in dieser Welt, um die fühlenden Wesen zur Befreiung zu führen und sein Segen ist für alle zugänglich, die sich ihm zuwenden. Die Hauptklöster der Nyingma-Schule in Tibet sind Samye-Ling, Mindroling, Dorje Drak, Palyul, Dzogchen, Shechen und Kathok. Von diesen "grossen Sitzen" der Nyingma leiten eine große Zahl von Nyingma-Klöstern ihre Entstehung ab.

[Bearbeiten] Literatur

deutsch

  • Guru Padmasambhava: Die Geheimlehre Tibets. Kösel-Verlag, München 1998 ISBN 3-466-20439-9
  • Patrul Rinpoche: Die Worte meines vollendeten Lehrers. Arbor Verlag, Freiamt 2001, ISBN 3-924195-72-2
  • Tulku Thondup: Die verborgenen Schätze Tibets - Eine Erklärung der Termatradition der Nyingma-Schule des Buddhismus. Theseus Verlag, Zürich/München 1994, ISBN 3-85936-067-1
  • Yeshe Tsogyal: Der Lotosgeborene im Land des Schnees - Wie Padmasambhava den Buddhismus nach Tibet brachte. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997, ISBN 3-596-12975-3

englisch

  • Crystal Mirror Volume VI - Annual of Tibetan Buddhism, Dharma Publishing, Berkeley CA 1984, ISBN 0-913546-59-3
  • Keith Dowman: Skydancer-The Secret Life and Songs of the Lady Yeshe Tsogyel. Snow Lion Publications, Ithaca NY 1996, ISBN 1-55939-065-4
  • Ngawang Zangpo: Guru Rinpoché - His Life and Times. Snow Lion Publications, Ithaca NY 2002, ISBN 1-55939-174-X
  • Yeshe Tsogyal: The Life and Liberation of Padmasambhava. Dharma Publishing, Berkeley CA 1978, ISBN 0-913546-20-8
  • James Low: Being Guru Rinpoche. Trafford Publishing, Oxford 2006, ISBN 1-4120-8407-5

[Bearbeiten] Weblinks

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