Parabolantenne (TV)
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Eine Parabolantenne für den Fernsehempfang, oft auch Satellitenschüssel genannt, empfängt Rundfunkprogramme wie Radio oder Fernsehen, oder andere Dienste wie z.B Internetzugang über Satellit, die von einem Satelliten auf einer geostationären Erdumlaufbahn ausgestrahlt werden. Aufgrund der großen Distanz von etwa 36.000 km sind die Signale auf der Erde sehr schwach. Um sie zu empfangen, genügen heutzutage Parabolantennen für das Ku-Band mit einem Durchmesser von 60 cm. Die Antenne besteht aus dem Parabolspiegel und dem Empfangskopf mit integriertem Frequenzumsetzer und ZF-Verstärker (Low Noise Block Converter (LNB). Ein Koaxialkabel leitet das Empfangssignal an einen Receiver oder eine Verteileranlage weiter.
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[Bearbeiten] Technischer Aufbau
[Bearbeiten] Parabolspiegel
Die Größe einer Parabolantenne wird mit dem Durchmesser des Parabolspiegels angegeben. Die gebräuchlichsten Antennentypen haben einen Durchmesser von 60 oder 85 cm. Die Fläche und damit die Empfindlichkeit wächst quadratisch mit dem Durchmesser. Beispielsweise ist die Empfangsfläche einer 85-cm-Antenne doppelt so groß wie die einer 60-cm-Antenne. Anders als die terrestrischen Sendefrequenzen im VHF- oder UHF-Band wird die Strahlung im Ku-Band merklich durch Feuchtigkeit gedämpft. Die Signalstärke kann um mehr als 6 dB abnehmen. Die Empfangsreserven einer 60-cm-Antenne genügen oft nicht, um auch bei starkem Regen fernsehen zu können. Auch bei der Installation von zwei oder mehreren LNBs (Multifeed) sind größere Antennendurchmesser empfehlenswert.
[Bearbeiten] Low Noise Block Converter (LNB)
Zum Empfang von Satellitenprogrammen mit relativ kleinen Antennen wird das Ku-Band (10,7 bis 12,75 GHz) genutzt. Die Verstärkung der Satellitensignale erfolgt dabei durch Low Noise Block Converter (LNB). Nur die Integration des Verstärkers in das Empfangshorn ermöglicht eine Rauschtemperatur von weniger als 80 K.
Da die Herstellung der LNBs bei Einführung der Satellitentechnik sehr kostspielig war, stellte man zunächst ausschließlich LNBs her, die den damals gebräuchlichsten Frequenzbereich von 10,75 bis 11,7 GHz (heute Low-Band genannt) abdeckten und auf dem wenige analoge Programme übertragen werden konnten.
Im Laufe der Zeit wuchs jedoch die Vielzahl der Programme, und man ging dazu über, das gesamte Ku-Band zu nutzen. Der 'neue' Frequenzbereich zwischen 11,7 und 12,75 GHz wird als Hi-Band bezeichnet. Dazu entwickelte man LNBs, die den gesamten Frequenzbereich abdeckten. Zur Unterscheidung werden ältere LNBs Normal-LNB und neuere LNBs Universal-LNB genannt. Die Auswertung der Signale und die Unterscheidung zwischen Analog- und Digitalempfang erfolgt erst im nachgeschalteten Receiver.
Die 1996 begonnene Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen DVB-S wurde auf den Satelliten etwa 2002/2003 abgeschlossen, allein deutsche Programme werden vorläufig zur Grundversorgung auch noch analog ausgestrahlt.
Normalerweise ist es üblich, Parabolantennen unmittelbar auf den Satelliten auszurichten. Da jedoch auch benachbarte Satelliten mit einer Antenne zu empfangen sind, nutzt man "Multifeedhalter", um zwei LNBs an einer Antenne zu befestigen. Da mindestens ein LNB in diesem Fall nicht auf den Brennpunkt ausgerichtet ist, nennt man solche Antennen auch "schielende Spiegel".
Wenn der Einsatz mehrerer LNBs zu aufwändig ist, setzt man einen Antennenmast mit Motor und einer "Polarmounthalterung" ein, die bei Drehung die geostätionäre Bahn ähnlich dem Verlauf der Sonne abfährt. Schaltbefehle für den Motor werden dabei mittels DiSEqC-Befehlen übertragen. Solche Anlagen sind allerdings nur für einen Teilnehmer geeignet.
[Bearbeiten] Offsetantenne
Die (heute ausschließlich verwendete) Offsetantenne ist im Prinzip Teil einer Primärfokus-Antenne. Die Spiegelfläche ist nicht mehr kreisrund, sondern oval. Im Gegensatz zu der Primärfokus-Antenne „schaut“ der Spiegel nicht direkt zum Satelliten, sondern er weist eine erhebliche Winkelabweichung (Offsetwinkel) auf. Der LNB benötigt dieselbe Winkelabweichung in die andere Richtung, damit er sich trotzdem im Brennpunkt des Antennenspiegels befindet. Als Vorteil dieser Antennenform hängt der LNB nicht mehr im Strahlengang, es geht also keine Empfangsenergie verloren. Auch hat der Spiegel etwas günstigere Abmessungen und es sammelt sich nicht so leicht Schnee im Reflektor an, da dieser fast senkrecht steht.
[Bearbeiten] Kabel
Zur Verkabelung der Satellitenanlage wird handelübliches abgeschirmtes Koaxialkabel mit F-Steckern verwendet. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Innenleiter nicht aus verdrillten Kupferdrähten besteht, sondern aus einem ganzen Kupferstrang.
[Bearbeiten] Sonstiges
[Bearbeiten] Mehrparteien-Satellitenlösung
An Mietshäusern dürfen häufig keine individuellen Parabolantennen angebracht werden. Um jedoch jeder Wohnpartei Zugang zur heutigen Programmvielfalt verschaffen zu können, wurden verschiedene Lösungen entwickelt:
- Kanalaufbereitung: dazu lässt sich eine "Kopfstation" einsetzen, die das Satellitensignal einer gemeinschaftlichen Parabolantenne in ein herkömmliches Fernsehsignal im VHF- und UHF-Bereich umwandelt und ein einfaches Anschließen des Fernsehgerätes ohne zusätzlichen Satellitenempfänger ermöglicht. Allerdings gibt es bei dieser Technologie nur ein eingeschränktes Programmangebot, weil im herkömmlichen Fernsehband nicht alle Sat-Kanäle Platz haben. Auch die relativ hohen Kosten pro umgesetztem TV-Kanal stehen dem im Wege. Auch leidet mit jeder Signalwandlung die Bildqualität, HDTV-Empfang ist ebenfalls nicht möglich. Kabelnetzbetreiber nutzen diese Technik, um auf diese Weise bis zu einige zehntausend Teilnehmer mit Fernseh- und Radioprogrammen zu versorgen, wechseln aber heute ebenfalls zur verlustfreien DVB-C-Digitaltechnik, die eine satellitenähnliche Programmvielfalt und HDTV bietet.
- Digitale Kanalaufbereitung: es werden ausgewählte per Satellit empfangene TV-Kanäle durch ein aufwändiges technisches Verfahren in ein niederfrequentes einfach zu verteilendes DVB-C Signal umgewandelt. Eine solche Signalwandlung ist nur für ausgedehnte Antennenanlagen ökonomisch sinnvoll und entspricht weitgehend dem Digitalen Kabelfernsehen. Es ist auch pro Fernseher ein DVB-C-Receiver notwendig.
- Multischalter: Eine in punkto Programmvielfalt und Zukunftssicherheit hochwertige Lösung ist es, das Satellitensignal mit einem "Multischalter" und einer sternförmig strukturierten Antennenverkabelung zu verteilen. Dazu ist meist eine aufwändige Adaptierung oder Neuverkabelung der Antennenanlage notwendig, was nicht immer möglich ist. Es ist für jeden Empfänger (Zweit-/Dritt-Fernseher, TWIN-Receiver) jeweils eine eigene Leitung vom Multischalter notwendig.
- Einkabelsystem: Eine weitere Lösung ist es, nur jene Satellitenfrequenzen zu verteilen, die auch tatsächlich interessante Fernseh-Kanäle enthalten. Die Antennenempfangsanlage reduziert dazu die verschiedenen Astra-/Eutelsat-Satellitenebenen auf eine einzige, die dann so einfach wie ein Kabelfernsehsignal (allerdings in einem höheren Frequenzbereich 950-2200 Mhz) in einer Wohnanlage verteilt werden kann. Dazu ist eine Adaptierung der Antennenverkabelung für höhere Frequenzen notwendig. Meist entfällt aber ein aufwändiges Erneuern des Koaxialkabels, es müssen aber generell sämtliche Antennendosen und HF-Verteiler erneuert werden, jeder Fernseher benötigt seinen eigenen Digitalreceiver. Pro Empfänger sind etwa 200 TV-, 200 Radio- und HDTV-Programme an einem Antennenkabel empfangbar (H104-Einkabelsystem). Einkabelsysteme können zum Empfang von Lokalfernsehprogrammen mit DVB-T und DVB-C kombiniert betrieben werden. Auch ist eine Kombination mit interaktiven Kabelfernsehdiensten möglich.
[Bearbeiten] Rechtsanspruch auf Parabolantenne (Deutschland)
Auch wenn es der Mietvertrag nicht erlaubt, eine Satellitenschüssel an der Hausfassade anzubringen, hat ein ausländischer Mieter oder Journalist unter Umständen einen Rechtsanspruch zur Anbringung einer Parabolantenne, sofern das gewünschte Programm nicht über Kabelfernsehen inklusive Zusatzangebote (Pay-TV) angeboten wird.
[Bearbeiten] Rechtsanspruch auf Parabolantenne (Österreich)
Ähnliches gilt für Österreich. Nach OGH GZ 5Ob199/03f muss man sich prinzipiell nicht auf bestimmte Angebote einschränken lassen (z.B. Kabel-TV). Es gibt jedoch für Mieter und Eigentümer gewisse Einschränkungen in Bezug auf Durchmesser und Anbringung der Parabolantenne, die jedoch das eigentliche Recht, Zugang zu einer Parabolantenne mit dem gewünschten Angebot (Satellit) zu bekommen, nicht tangieren.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Fernsehsatellit
- Satellitenreceiver
- Fixed Satellite Services
- Broadcasting Satellite Services
- SMS (Frequenzband)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Satellitenschüssel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |