Paul Eugen Sieg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul Eugen Sieg (* 2. August 1899 in Köln, † 2. Mai 1950 in Widdig) war ein deutscher Physiker und Schriftsteller technischer Zukunftsromane. Sein schriftstellerisches Werk besteht aus vier Zukunftsromanen sowie dem Sachbuch Fotografie in den Tropen, das 1934 erschien.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Detatom (1936)
In einem Industriewerk kann durch Atomzertrümmerung Radium in beliebigen Mengen hergestellt werden. Das Werk wird durch eine Finanzgruppe bedroht. Es versucht sich durch raffinierte Abwehr aus der Luft, vom Erdboden und aus der Tiefe zu schützen. Dem mächtigen Gegner gelingt es jedoch, in die Zentrale des Werkes einzudringen. Die Katastrophe, die eintritt, kann aber den Tatendrang der deutschen Forscher nicht bremsen. Sie bauen unterirdisch ein neues Werk auf; dort wird ein neuer Stoff produziert, härter als Stahl und leichter als Luft. Durch diese technische Errungenschaft wird der Weltraumflug zum Mond und auch zum Mars möglich.
Interessant ist bei diesem Buch, dass hier für damalige Zeiten pure Science Fiction aus Deutschland geboten wird. Der Kern des Romanes - vom Topoi her - ist die Reise zum Mars, wo die Reste einer technisch überlegenen Hochkultur gefunden wird. Der Held und sein treuer Diener erforschen diese und legen den Grundstein für eine Kolonisierung durch ihre Gesellschaft, die sich als von Staatsmacht gelöste autonome Macht darstellt. Dabei handelt es sich bei der Kolonisierung nicht um Gedankengut der NS-Zeit, sondern vielmehr um ein Nachspiel zur Phantastik des Kaiserreichs, das zeitich nicht gerade der Veröffentlichung fern, in dem dem Buch zugrundeliegenden Gesellschaftsmodell noch mitschwingt. Politische Detailliertheit findet man allerdings in dem Buch so gut wie keine, da der Autor sich bedeckt hält.
Wie schon bei Hans Dominik erschien Detatom vor der Buchveröffentlichung als Episodenroman in der Zeitung und zwar im Berliner Lokal-Anzeiger, 53 (1935) 228 vom 22. September 1935 in 29 Folgen bis 53 (1935) 257 vom 26. Oktober 1935 sowie unter dem Titel „Das Rätsel Detatom“ in Hannoverscher Anzeiger vom 24. November 1935 bis zum 11. Januar 1936.
Erst die Buchedition erschien 1936 im Scherl Verlag, Berlin, dem „Hausverlag“ von Hans Dominik.
[Bearbeiten] Südöstlich Venus (1940)
Zwischen Erde und Mars besteht ein fahrplanmäßiger Flugverkehr. Auf dem Mars befindet sich eine Kolonie der Menschen. Bei einem fahrplanmäßigem Flug zwischen Erde und Mars gibt es eine Havarie einer Verkehrsrakete, die auf der Venus notlanden muss. Besatzung und Passagiere sehen staunend eine Umwelt, wie sie auf der Erde vor Millionen von Jahren existierte. Schachtelhalme, Siegelbäume und Farne von riesiger Größe, sumpfige Gegenden, Saurier und riesengroße Echsen bevölkern den Planeten. Nach gefahrenvollen Abenteuern gelingt dann die Heimkehr der Gestrandeten zur Erde.
Der Roman basiert auf technisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen der damaligen Zeit und ist eine spannende Reise in die Zukunft aus der Sicht des Jahres 1940.
Der Roman ist die direkte Fortsetzung zu Detatom. Der Mars ist kolonisiert. Als dort eine Seuche, das Marsfieber, ausbricht, schickt man das schnellste Frachtraumschiff aus, das man hat, um den rettenden Impfstoff zu bringen. Dabei wählt man einen Kurs durch die Venusbahn dicht an der Sonne vorbei, um Zeit zu sparen, da sonst die Kolonie stirbt. Ein Meteoritenschauer trifft das Frachtschiff, das sodann auf der Venus havariert, die sich als urtümliche Dschungelwelt darstellt, wie man sich das halt in den 30ern so vorstellte.
In der Backgroundschilderung der Marskolonie und der Darstellung des Raumschiffes, das übrigens wie die Apollo-Schiffe wassert und nicht landet, war der Roman in seiner Qualität den Maßstäben des Genres der zeitgenössischen SF seiner Zeit exorbitant voraus. Die Schilderung von gut durchdachten Raumschiffskonstruktionen und dem versierten Konzept eines Raumanzugs steht teils befremdlich-drollig anachronistischen Rollenzuweisungen von Frau/Mann Untergebener/Vorgesetzter gegenüber. Vor dem zeitgenössischen Hintergrund hält sich im Roman der Autor politisch „still“, was wohl später dazu führte, dass die Nazis den Roman nicht mit Freude oder gar Wohlwollen beäugten. Der in der Literatur seitens der Nazis von den Autoren eingeforderte Kniefall vor dem System des totalitären Staats bleibt im Buch aus.
Die Crux der Romane dieser Zeit und insbesondere so auch von Hans Dominik ist die, dass Deutschsprachiges, eben durch die Konflikte der Zeit, eben die Weltkriege und ihre Folgen, nicht „en vogue“ waren. Deutsche Phantastik war einfach „abgemeldet“ und zwar so abgemeldet, dass ein Walter Ernsting, späterer Vater von Perry Rhodan, noch in den 50ern seine eigenen Romane als Übersetzung angelsächsischer Science Fiction tarnen musste, damit man sie überhaupt seitens des Verlages für eine Veröffentlichung in Erwägung zog. Im Umkehrschluss sind hier in Deutschland viele hochberühmte angesächsische und amerikanische Romane, wie Edgar Rice Burroughs Mars-Serie und seine Venus-Abenteuer, völlig unbekannt, weil die Nazis deren Veröffentlichung einfach nicht zuließen. Diese wechselseitige „Kultursperre“ wirkt nicht nur in diesem Bereich bis in heutige Zeiten fort.
Jetzt, da diese Romane wiederentdeckt werden könnten, ist ihr Stil und ihr Thema für den neuzeitlichen Leser zu altertümlich, um noch Verlage zu einer Vermarktung zu reizen. So blieb es bei der Veröffentlichung von Siegs Romanen in der Vorkriegszeit und winzigen Nachauflagen im Gebrüder Weiss Verlag, Berlin. Einzig der am Genre intensiver Interessierte und der Literaturwissenschaftler greifen noch zu Siegs SF, sind sie doch in ihrer imaginativen Kraft immer noch beeindruckende Leistungen frühester deutscher Science Fiction und gerade aufgrund ihrer isiolationistischer Entstehungsweise auskunftsstark über den Zeitgeist ihrer Zeit.
[Bearbeiten] Insula (postum 1953)
Der Roman schildert die Auswirkungen die eine vollständige chemische Ernährung auf die menschliche Gemeinschaft haben kann.
Auf einem Flug nach Australien muss ein Geophysiker auf einer kleinen Vulkaninsel notlanden. Auf dieser als unbewohnt angenommenen Insel entdeckt er eine unterirdische Stadt. Diese ist mit allem Erdenklichem ausgestattet, regiert wird die Stadt von einem zurückgezogenem bekannten Forscher und Wissenschaftler, dessen Ziel die chemische Herstellung aller Lebensmittel ist. Der Geophysiker wird zur Mitarbeit und zum Dableiben gezwungen. Tausend andere Menschen werden auch zur Mitarbeit gezwungen. Das Ziel des Forschers und Wissenschaftlers ist die Weltherrschaft.
Die posthum im Gebrüder Weiss Verlag, Berlin-Spandau, erschienen Werke Insula und Angolesa sind als Sammlerstücke gesucht und in guter Erhaltung nur noch schwer zu erlangen. Die Qualität der Mini-Serie um die Detatom-Werke erreichen sie nicht mehr.
Rezensionen: Franz Rottensteiner in: Werkführer durch die Utopisch-Phantastische Literatur. Corian Verlag, Meitingen
[Bearbeiten] Angolesa (postum 1954)
In dieser Geschichte geht es um die künstliche Herstellung von Gold und die Auswirkungen, die diese Erfindung in der Welt von morgen hinterlässt.
Dr. Peter Förster ist es endlich nach vielen Versuchen und intensiver Forschungsarbeit gelungen, Gold aus Meereswasser herzustellen. Der gesamten Wirtschaft, den Börsen und den Währungen droht der Kollaps; die Mächtigen der Welt sehen ihre Macht bedroht. Alle die, die durch die Erfindung von Dr. Förster Probleme haben, versuchen seinen Geniestreich zu vereiteln. Es beginnt eine verwegene Verfolgung von Dr. Förster, in der auch die wunderschöne Natur Afrikas mit einbezogen wird.
Siehe auch: Allgemein im Genre unter Zukunftsliteratur
Personendaten | |
---|---|
NAME | Sieg, Paul Eugen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Schriftsteller Schriftsteller technischer Zukunftsromane |
GEBURTSDATUM | 2. August 1899 |
STERBEDATUM | 2. Mai 1950 |
STERBEORT | Widdig |