Paul Kämpf

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Paul Kämpf (* 1885; † 21. März 1953) war ein deutscher Sozialdemokrat und Gewerkschafter.

Seine politische Tätigkeit von 1909 bis 1933 hatte ihren Schwerpunkt in Merseburg (damals Provinz Sachsen, heute Sachsen-Anhalt), bis mit Beginn der Nazidiktatur die Gewerkschaften aufgelöst und die SPD verboten wurde. Zwischen 1933 und 1944 wurde er mehrfach verhaftet und schließlich im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20.Juli 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und nach den grausigen Überlebensbedingungen dort zusammen mit den anderen überlebenden Gefangenen im April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit.

Paul Kämpf war von 1909-1921 ehrenamtlicher Funktionär des Deutschen Metallarbeiterverbandes (dem Vorläufer der heutigen IG Metall) und der SPD. In den Zeiten, in denen er wegen seiner Gewerkschaftstätigkeit entlassen und arbeitslos wurde, konnte nur die Heimarbeit seiner Frau Luise die Existenz sichern. Zwischen 1921 und 1933 war er hauptamtlich in Gewerkschaft und SPD tätig, als Stadtverordneter in Merseburg und als Abgeordneter des sächsischen Landtages. Paul Kämpf war gelernter Handwerker, Schlosser, und bereits auf seiner "Walz" (1903-1905) aktiv für die Gewerkschaft tätig. Er trat 1904 in Berlin der SPD bei. In Kassel, damals eine Hochburg der Sozialdemokratie, lernte er Philipp Scheidemann und August Bebel noch persönlich kennen. Im Oktober 1905 wurde er als Wehrpflichtiger zur 1.Werftdivision nach Kiel eingezogen, als Heizer und Maschinist ausgebildet und im Januar 1906 nach China, in die deutsche Kolonie Tsingtao geschickt. Er verbrachte dort zweieinhalb Jahre als Heizer des Dampfbootes "Kiautschou" und berichtet in seinen Memoiren, die im privaten Familienbesitz sind, sehr ausführlich und lebendig aus dieser Zeit. Seine Memoiren enden mit dem Jahr 1912. Er hatte seit seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald immer wieder größere gesundheitliche Probleme, zumal er sich nie schonte und politisch sehr aktiv war. Noch im Mai 1945 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Waltershausen in Thüringen gewählt. Paul Kämpf genoss sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung und bei den amerikanischen Offizieren. Nach Abzug der Amerikaner aus Thüringen im Rahmen der Vereinbarung über den Status Berlins übernahm die sowjetische Rote Armee die Verwaltung. Auch die russischen Offiziere brachten ihm große Hochachtung entgegen, er konnte jedoch die Demontage der örtlichen Industriebetriebe nicht verhindern (genannt seien beispielhaft die Ade-Werke, wo Werkzeugmaschinen gefertigt wurden). Schwierig wurde die Situation ab 1946, mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD, in deren Folge alles was nicht stalinistisch war, als "faschistisch", "revisionistisch" oder "imperialistisch" verunglimpft wurde. 1949 brach er auf der Straße zusammen und erholte sich nie wieder richtig bis zu seinem Tod am 21. März 1953.

Mündlich überliefert wird in der Familie seine Freundschaft zu André Francois-Poncet, dem späteren französischen Botschafter in Berlin von 1931-1938 und von 1949-1955, der auch französischer Hochkommissar in Deutschland war und sich besonders für die deutsch-französische Versöhnung einsetzte. Diese Freundschaft wurde im Konzentrationslager Buchenwald begründet wurde, ebenso wie die zu Jorge Semprun (alias Federico Sanchez), dem Schriftsteller und späteren französischen Kulturminister innerhalb der Regierungszeit François Mitterrands. Die Korrespondenz aus der Zeit nach 1945 ist verloren gegangen mit dem Verkauf des Hauses in Waltershausen und der Übersiedlung seiner Frau Luise nach Eisenach zu ihrer Tochter Liesbeth Rödel, geb. Kämpf und deren Mann Kurt Rödel, der ebenfalls ein aktiver Gewerkschafter und Sozialdemokrat in der Weimarer Republik gewesen war. Paul Kämpf hat damit vom Boden der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR aus, allen Anfeindungen wegen "Kontaktes zum Klassenfeind" zum Trotz, auch mit zur Grundlage der deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaft beigetragen, lange bevor diese von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im "Westen" begründet und aktiv vorangetrieben wurde.

Personendaten
NAME	Kämpf, Paul
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Sozialdemokrat und Gewerkschafter
GEBURTSDATUM	1885
STERBEDATUM	21. März 1953